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R4ge Inside

R4ge Inside

Titel: R4ge Inside Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeyn Roberts
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Zeugen zu haben. Raj hatte allen erzählt, dass er sich an einer der Vitrinen gestoßen hatte. Die anderen schienen es zu glauben.
    Doch wenn er redete, wenn Ryder redete, hörten alle zu. Sie lauschten jedem seiner Worte und jubelten ihm begeistert zu.
    Michael wünschte sich, dass die Leute ihm genauso zuhören würden. Er vermisste es, der Anführer einer Gruppe zu sein. Als er die Augen schloss, sah er ein Gesicht vor sich. Ein kleiner kranker Junge. Er musste an die Mutter des Kindes denken, die so sehr darum gekämpft hatte, dass ihr Sohn am Leben blieb. Und an Evans. Den Mann, der nach dem ersten Überfall der Hetzer drei Wochen lang mit ihm zusammen weitergezogen war. Evans hatte ihm vertraut. Und er, Michael, hatte ihn verraten.
    Während eines Überfalls hatte er sie alle im Stich gelassen.
    Nein, es war besser, wenn er kein Anführer war. Er würde nur wieder Mist bauen.
    Trotzdem.
    Clementine stieß ihn mit der Schulter an. Dann beugte sie sich zu ihm und schrie ihm direkt ins Ohr: »Ich glaube, wir sollten jetzt gehen! Wir können uns rausschleichen. Heath ist nicht hier. Er würde bei so etwas nicht mitmachen. Wenn du einverstanden bist, sollten wir versuchen, noch heute zurückzugehen.«
    Michael nickte. »Ja, vielleicht!«, brüllte er zurück. »Aber lass uns erst mal sehen, was noch passiert.«
    Sie sah ihn an und zog eine Augenbraue hoch. »Du glaubst diese Scheiße doch nicht etwa? Da draußen sind Tausende Hetzer, hier drin nicht mal hundert untrainierte Studenten. Was für eine Chance haben sie?«
    Â»Vermutlich die gleiche, egal, ob sie kämpfen oder sich verstecken«, antwortete Michael.
    Das Mädchen mit den Zöpfen fing an, auf der Stelle zu hüpfen und wild mit den Armen herumzufuchteln. Michael duckte sich und drängte sich dichter an Clementine.
    Â»Wir werden kämpfen!«, rief Ryder. »Wir werden sie töten, bevor sie Gelegenheit bekommen, noch mehr von uns umzubringen!«
    Â»WARNUNG. WARNUNG. WARNUNG.«
    Michael sah sich um und fragte sich, wo Raj war. Er entdeckte ihn ein paar Schritte weiter. Der Student lehnte an der Wand und trank aus einer Flasche Rum. Als sich ihre Blicke trafen, zwinkerte Raj ihm zu.
    Â»Gefällt dir die Show?« Raj hielt ihm seine halb leere Flasche hin. Michael nahm einen großen Schluck.
    Er bekam keine Gelegenheit zu antworten. Plötzlich dröhnte ein lauter Knall durch den Ausstellungsraum. Jemand hatte die schweren Türen aufgestoßen. Katarina lief herein, sie blutete heftig aus einer Stirnwunde. Die tobende Menge verstummte auf einen Schlag.
    Totenstille.
    Katarina schwankte hin und her, als sie versuchte, die atemlos wartenden Menschen anzusehen. »Sie sind hier«, stammelte sie. Dann gaben ihre Knie nach und sie kippte nach vorn. Mit einem scheußlichen Platschen schlug ihr Gesicht auf dem Boden auf.
    Die Lautsprecher brummten. Niemand bewegte sich.
    Mehrere Sekunden verstrichen. Dann riss das Mädchen mit den Zöpfen den Mund auf und begann zu schreien.
    Plötzlich rannten alle auf einmal los. Körper prallten auf Körper, als alle in genau demselben Moment versuchten, den Ausgang zu erreichen. Ein Mädchen stolperte und stürzte zu Boden, während andere über sie hinwegtrampelten und überhaupt nicht auf ihre schwachen Hilferufe reagierten. Einer der Studenten, der Rothaarige aus der Cafeteria, packte ein Mädchen an den Haaren und zerrte es zur Seite, um näher an die Tür zu kommen. Das Mädchen drehte sich um und fing dann an, auf den Jungen neben sich einzuschlagen.
    Völliges Chaos.
    Wenn Michael und Clementine heil aus dem Raum kommen wollten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als den anderen zu folgen. Er packte Clementines Hand und hielt sie fest. »Nicht loslassen!«, rief er.
    Â»Auf keinen Fall.«
    Sie versuchten, seitlich an der Wand zu bleiben, während sie sich zentimeterweise zur Tür vorkämpften. Michael trat mit dem Fuß auf etwas Weiches, Schwammiges. Als ihm klar wurde, dass unter ihm eine Leiche lag, wich er entsetzt zurück. Das Gesicht konnte er nicht erkennen, es war von zu vielen Beinen verborgen. Irgendwo auf dem Gang draußen wurde geschossen. Die Schreie der Flüchtenden wurden lauter. Einige von ihnen drehten sich um und drängten wieder in den Raum zurück. Eine Faust kam aus dem Nichts und traf Michael am Ohr. Winzige Sterne explodierten vor seinen Augen.

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