R4ge Inside
Fluchtwege, die jedes Mitglied der Gruppe auswendig gelernt hatte. Auch Michael und Mason, die verschwunden waren, kannten den Plan. Sie wussten, wo sie hinmussten.
Niemand würde aus Versehen von den anderen getrennt werden. Es war schon komisch. Jetzt hatten sie so viel geplant und immer noch fehlte die Hälfte ihrer Gruppe. Jeder wusste, was er tun musste, wenn das sichere Haus angegriffen wurde. Doch niemand wusste, was er tun musste, wenn jemand einfach nicht mehr nach Hause kam.
Und was war mit Daniel? Ganz einfach. Er zählte nicht. Aries wusste, dass er sie finden würde, egal, wo sie hinging. Er schien ihren nächsten Schritt immer schon zu kennen, bevor sie ihn machte.
Die Gruppe beschützen. Konzentriert bleiben. Sie mochte Graham und seine Familie. Doch sie musste sich um ihre eigene Familie Sorgen machen. AuÃerdem war Graham eins achtzig groà und bestand nur aus Muskeln. Er gehörte zu den wenigen Menschen, die ein Gewehr hatten. Er konnte selbst auf sich aufpassen. Zumindest hoffte sie das.
Unterdessen musste sie sich um einen blinden Jungen und ein stark blutendes Mädchen kümmern. Und sie hatte niemanden mit genug medizinischem Fachwissen, der wusste, was man tun konnte.
»Du musst Larisa helfen«, sagte Aries zu Clementine. »Du musst ihr sagen, dass sie sich bereit machen soll. Unter Umständen müssen wir sehr schnell weg.«
»Warâs das?« Clementine stampfte mit dem Fuà auf den Fliesenboden. »Habe ich kein Mitspracherecht? Ich soll einfach tun, was du sagst?«
Aries seufzte. »Nein, das warâs nicht«, erwiderte sie. »Und natürlich hast du ein Mitspracherecht, aber wir müssen jetzt einen klaren Kopf behalten.«
»Ja, klar, ich bin ja nur die dumme blonde Cheerleaderin. Was weià ich schon.«
»Das ist nicht fair«, protestierte Aries. »Du weiÃt, dass ich dich nicht für dumm halte.«
Clementine stürmte durch die Küche, bis sie nur noch wenige Zentimeter von Aries entfernt war. Aries wich zurück, weil sie nicht wusste, was ihre Freundin als Nächstes tun würde. Sie hörte, wie Raj nach Luft schnappte.
»Wir lassen einen Mann sterben«, sagte Clementine. »Und seine Familie. Du lässt das einfach zu, weil der Rest von uns ja viel wichtiger ist.« Aries wollte ihr antworten, doch Clementine brüllte sie an: »Lass mich ausreden! Du hast hier das Sagen. Die perfekte Aries, die von allen Jungs angebetet wird. Aber womit hast du das eigentlich verdient?«
»Wie bitte?«, wunderte sich Aries. »Ich habe genauso viel getan wie alle anderen. Ich habe diese Gruppe zusammengehalten. Ich habe uns alle am Leben gehalten.«
Clementines Gesicht lief rot an. »Du hast gar nichts getan. Du hast deine Eltern nicht sterben sehen. Du hast dich nicht verstecken müssen, als der Junge, von dem du geglaubt hast, dass du ihn liebst, versucht hat, dich zu töten. Du hast niemandem ein Messer in den Bauch gerammt und gespürt, wie sein Blut auf dein Hemd spritzt.«
»Ich habe meine beste Freundin sterben sehen und in der Schule habe ich die anderen daran gehindert, das Gebäude zu verlassen. Ich habe sie beschützt.«
»Du hast sie beschützt?« Clementine schnaubte verächtlich. »Das ist die gröÃte Lüge von allen. Du hast dich doch nur versteckt, das war alles. Du warst kaum mal drauÃen, seit es angefangen hat. Du hattest Glück. Du hast noch nicht einmal jemanden töten müssen.«
»Das hat überhaupt nichts mit dem hier zu tun«, antwortete Aries. Sie sah Hilfe suchend zu Raj, doch der Student war gar nicht mehr da. Er musste schon ganz am Anfang ihres Streits ins Wohnzimmer gegangen sein.
»Aber natürlich hat es was damit zu tun.« Clementine wollte einfach nicht aufhören. »Du willst auf Nummer sicher gehen, das ist mir schon klar. Aber du hast keinen Schimmer, wie es da drauÃen zugeht. Du hast überhaupt keine Ahnung.«
Aries sah die Wut in den Augen ihrer Freundin und konnte nicht ganz verstehen, warum die Unterhaltung eine derartige Wendung genommen hatte. Clementine war doch ihre Freundin! Zumindest hatte Aries das gedacht.
»Und was ist mit Mason?«, fragte Clementine. »Oder Daniel? Wirst du ihnen tatsächlich helfen, auch wenn dadurch die Gruppe in Gefahr gerät? Gestern Abend hast du gesagt, du glaubst, dass Mason gefangen genommen und in das Camp gebracht wurde. Was wirst du
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