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Rabenblut drängt (German Edition)

Rabenblut drängt (German Edition)

Titel: Rabenblut drängt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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Menschenkörper einverleibte.
    Hilflos schlug ich mit den Flügeln, um mich aus meinem Kleiderberg zu befreien.
    Das Fenster war nur gekippt. Wenn ich nicht nach draußen kam, musste ich ausharren, bis sich mein aufschäumendes Blut wieder beruhigt hatte. Das war kein Drama. Also nur die Ruhe bewahren!  
    Was war das? Ich erschrak so heftig, dass ein gurgelnder Laut aus meiner Kehle rollte. Jemand hatte an die Tür geklopft.
    »Alexej?«
    Es war Isabeau - welche Überraschung.
    Dann fiel mir ein, dass ich es nicht mehr geschafft hatte, die Türe abzuschließen, und nun drohte mich doch echte Panik zu überwältigen. Ich stieß gegen die Fensterscheibe.
    »Alexej? Bist du da?«
    Nein!, rief ich tonlos.
    »Ich kann dich hören. Ich will nur wissen, ob alles okay ist.«
    Erneut flatterte ich hoch, versuchte verzweifelt, durch die Öffnung des Fensters zu entkommen, aber meine Flügel ließen sich nicht bändigen. Ich prallte erneut gegen die Scheibe und trudelte zu Boden.
    »Bitte mach die Tür auf.«
    Niemals!
    »Ich will nur sehen, ob es dir gut geht.«
    Lass sie nicht überprüfen, ob die Tür verschlossen ist! , betete ich inständig.
    Mein Gebet wurde nicht erhört. Die Tür öffnete sich einen Spalt, und Isabeau blinzelte ins Zimmer.
    »Oh«, sagte sie schlicht.
    Ein wilder Vogel scheut die Menschen, und so konnte ich nicht verhindern, dass ich ängstlich von einer Zimmerecke in die andere flatterte. Dabei ließ ich etliche Federn.
    »Wie kommst du denn hier rein?« Ihre Stimme war ganz sanft. Sie schloss die Tür hinter sich.  
    »Warte, ich mach dir das Fenster auf.«
    Ich war so aufgebracht, dass ich mich nicht beherrschen konnte und durch den Raum stob. Isabeau hielt schützend die Hände über ihren Kopf. Nicht im Traum wäre es mir eingefallen, sie anzugreifen, aber ich war nicht wirklich Herr über meine Sinne.
    Sie zog am Fenstergriff - nichts passierte.
    »Verdammt noch mal!«, fluchte sie ungeniert. »Jetzt klemmt das blöde Ding!«
    Hilflos gaukelte ich durch die Luft, stieß gegen den Türrahmen und fiel benebelt zu Boden.
    »Oh, nein!«
    Mir war schwarz vor Augen. Nach wenigen Sekunden griffen Isabeaus Hände nach meinem Körper. Mein Herz raste. Das war kein zaghafter Griff. Nein, das war ein Griff, der es gewohnt war, Tiere festzuhalten. Ich krähte verwirrt.
    »Keine Angst, Kleiner. Ich bring dich schon raus. Lass nur mal sehen, ob du dir auch nichts gebrochen hast.« Sie presste meinen Körper an ihre Brust und betastete mit einer Hand abwechselnd meine beiden Flügel.
    »Obwohl - klein bist du eigentlich nicht gerade.« Sie strich mit den Fingern sanft über mein Gefieder.
    »Schhhh, ist ja alles gut«, flüsterte sie und stieß mit der Schulter die Tür auf. Sie trug mich den Gang entlang bis nach draußen und setzte mich dann vorsichtig auf einem Ast ab. Ich krallte mich fest, während sie in ihrer Hosentasche nach etwas suchte. Sie hielt mir ein Buchecker hin und ich legte den Kopf schief.
    Kein Vogel der Welt würde ihn jetzt annehmen. Ein normaler Vogel würde nicht hier sitzen bleiben und ihr in die Augen schauen, würde nicht in diesen Augen ertrinken.
    »Komm, Süßer, nimm schon«, munterte sie mich auf. Ich konnte sie nur anstarren, weil mir ihr Mund noch nie so sinnlich erschienen war.
    Dann tat ich, was sie von mir erwartete: Ich pickte mit meinem großen Schnabel die Frucht aus ihrer Hand.
    Wie weich ihre Handfläche war!
    Sie streckte die Finger aus und fuhr mir damit zärtlich über die Brust. Mein Herz, das eben noch wie gejagt pulsiert hatte, setzte einen Schlag aus.
    Sie berührte mich, und ich empfand es nicht als Bedrohung - ich genoss es. Ein wohliges Gefühl durchströmte mich. Wäre ich ein Kater, hätte ich geschnurrt. Aber selbst so klangen die Töne, die mir aus der Kehle rollten, nicht viel anders.
    Isabeau lächelte, und ich erschrak über die Heftigkeit, mit der sich ein sehnsuchtsvolles Ziehen in mir ausbreitete.
    Abrupt stieß ich mich vom Ast ab in die Luft.

Augenpoker
     
     
     
    I ch werde niemals ein Eis bestellen. So einfach ist das!« Ich warf Lara einen trotzigen Blick zu.
    »Versuch’s doch wenigstens einmal! Zmrzlina «, sagte sie und wiederholte das Wort dann noch einmal langsamer.  
    »Wir haben Winter, schon vergessen? Das letzte Wort, das ich auf Tschechisch können muss, ist Eiscreme, oder? Damit willst du mich doch nur quälen! Aber warte, Marek hat mir etwas anderes beigebracht: Sakra !«, schimpfte ich laut und grinste dabei.  
    »Ihr seid

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