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Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Titel: Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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behutsam um seine Augen. Ravens Unruhe verstärkte sich, während die Blutergüsse sich langsam auflösten. Plötzlich hob er die Lider und sah sie an.
    »Kara?« Seine Stimme war nicht mehr als ein heiseres Flüstern, und doch war der traurige und enttäuschte Klang darin nicht zu überhören.
    »Ich bin bei dir, Raven«, erwiderte sie rasch, erschrocken über seinen Tonfall. Aber er schien ihre Worte nicht zu hören. Er stöhnte, dann fielen seine Augen wieder zu.
    Jorin wies sie an, weiterzumachen, und Kara wandte sich Ravens Kinnpartie zu. Seine Reaktion, als er sie eben erkannt hatte, verwirrte sie. Wieso hatte er so verbittert geklungen? Bestimmt war es nur ein Albtraum gewesen, in dem er die vorangegangene Folter erneut erlebte, versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Sobald er genesen und bei Bewusstsein war, würde er sich freuen, sie zu sehen!
    Entschlossen richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Heilen, aber es fiel ihr nicht leicht. Ihr Körper war ausgelaugt und es war ihr kaum mehr möglich, die Müdigkeit zu ignorieren. Doch noch war Ravens Genesung nicht abgeschlossen. Sein Jochbein war durch einen schweren Schlag zertrümmert, und mit Entsetzen dachte Kara an den Hammer, den sie im Verlies hatte liegen sehen. Den Knochen wieder zusammenwachsen zu lassen würde anstrengend werden, sie sollte es nicht länger hinauszögern.
    Sie schlug die Ärmel ihres Gewandes bis zur Schulter zurück und streckte die Arme weit ins Feuer. Das war in ihrem jetzigen, bereits geschwächten Zustand ein Risiko und sie sah fragend zu Jorin. Dieser schwieg, also schien auch er es für notwendig zu halten.
    Kurz darauf legte Kara die Hände auf Ravens Wange. Er keuchte qualvoll auf und warf sich im Bett herum. »Halte durch, es ist gleich überstanden«, flüsterte sie und wusste nicht, ob sie ihn oder sich selbst mit diesen Worten meinte.
    Unendlich langsam schoben sich die Knochen unter ihren Fingern zusammen und raubten dabei die letzte Kraft aus ihrem Körper. Schatten begannen vor ihren Augen zu tanzen, kalter Schweiß trat auf ihre Stirn und das Atmen schien plötzlich unmöglich.
    »Lass ihn los, Kara!« Jorin packte sie an der Schulter. »Es ist vollbracht!«
    Aus weiter Ferne drang seine Stimme zu ihr durch. Sie schaffte es kaum, seiner Anweisung zu folgen und ihre Hände von Raven fortzunehmen. Die Schwärze um sie herum verdichtete sich, das Blut rauschte in ihren Ohren und ihr Herz schlug rasend schnell. Die Wände der Hütte begannen sich zu drehen und ...
    Wasser benetzte ihr Gesicht und ihre Sicht klarte sich wieder auf. Der Barde stand mit dem geöffneten Trinkschlauch in der Hand vor ihr und sah sie besorgt an. »Geht es dir gut?«
    Kara lächelte schwach und stützte sich mit den Händen auf der Matratze ab. »Gut wäre übertrieben, aber der Ohnmacht bin ich entkommen.« Vorsichtig drehte sie den Kopf zu Raven. Prüfend, und auch ein wenig stolz, glitt ihr Blick an seinem Körper entlang: Dieser war wieder makellos – nun, zumindest fast.
    Sein linker Arm, seine linke Hand und auch deren Finger hatten nach der Heilung eine verkrümmte Haltung angenommen. Demnach schienen diese Körperteile weiterhin gelähmt zu sein. Karas Brauen zogen sich zusammen. Sie war vollkommen zerschlagen und erschöpft, dennoch ... Wenn sie nun erneut ins Feuer griffe und Ravens steifen Arm und sein steifes Bein berührte, würden die Lähmungen dann auch verschwinden?
    »Ist es dir so wichtig, dass Raven vollkommen gesunde Gliedmaßen besitzt?«
    Erschrocken sah sie auf. Hatte Jorin etwa ihre Gedanken gelesen? Nicht, dass es sie nach den zurückliegenden Stunden noch überraschen würde. »Nein, die Steifheit seines Armes und Beines stören mich nicht«, erklärte sie verlegen. »Aber Raven leidet unter den Lähmungen.«
    »Es ehrt dich, dass du bereit wärst, das für ihn zu tun«, erwiderte Jorin sanft. »Doch es steht dir nicht zu, ihn von den Lähmungen zu befreien. Es war der Wille der Göttin, ihn so auf die Welt kommen zu lassen.«
    »Warum?«, rief sie in einem Anflug von Wut. »Weshalb hat die Große Mutter ihn so schrecklich bestraft?«
    »Es war nicht die Göttin, die Raven verdammt hat. Es waren die Menschen.«
    Kara verschränkte die Arme vor der Brust. »Das änderte nichts an seinem Schicksal.«
    »Sein Schicksal ist Raven seit langer Zeit vorherbestimmt.«
    Sie stutzte, dann sah sie ihn aufgeregt an. »Du sprichst von der Prophezeiung?«
    »Ja.« Jorin lächelte. »Aber darüber reden wir morgen, wenn ihr

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