Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin
helle Haut. »Das ist unmöglich«, murmelte sie, aber es war unbestreitbar: Mit der Gabe der Göttin vermochte sie zu heilen!
Hektisch hielt sie ihre Hände wieder in die Flammen, um Raven so schnell wie möglich von allen Folgen der Folter zu befreien – und ihn zu ihr ins Leben zurückzurufen.
»Langsam«, ermahnte der Barde sie. »Das Heilen wird dich Kraft kosten, genau, wie auch die Befragung des Feuers ihren Tribut fordert.«
Seine Worte vermochten ihre Ungeduld kaum zu zügeln, doch sie wusste, dass er recht hatte. Sie musste sich Zeit nehmen und auch Pausen einlegen, denn sollte sie während der Heilung ohnmächtig werden wie bei der letzten Zeremonie, wäre das Ravens Ende.
Konzentriert und beherrscht setzte sie ihr Werk fort. Nach Ravens Unterarm nahm sie sich seine rechte Hand vor. Zwei Finger waren an dieser gebrochen; die Knochen zusammenwachsen zu lassen, war anstrengender als sie gedacht hatte. Schweißtropfen traten auf ihre Stirn und Kara wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht.
Verbissen arbeitete sie Stunde um Stunde an Ravens Oberkörper weiter. Längst war es draußen dunkel geworden, ihr Rücken schmerzte und ihre Kehle brannte vor Durst, aber sie schenkte dem keine Beachtung. Zu sehen, wie Ravens Verletzungen unter dem Auflegen ihrer Hände heilten, war berauschend.
Es war nur Jorins eindringlichen Worten geschuldet, dass sie schließlich eine Pause einlegte und auf wackeligen Beinen hinüber zum Tisch ging. Erschöpft ließ sie sich auf einem der Stühle nieder und griff nach dem Trinkschlauch, der an der Lehne hing. Gierig schluckte sie das Wasser herunter und biss danach in Brot und Käse, die auf einem Tuch lagen. Auch wenn es sie wertvolle Zeit kostete: Sie musste bei Kräften bleiben – um Ravens willen!
Während sie aß, erhob sich Jorin von seinem Platz am Kopfende des Lagers und setzte sich aufs Bett. Mit ruhigen Griffen zog er Raven die Stiefel aus, dann öffnete er die Verschnürung von dessen Hose und zog ihm das blutbesudelte Kleidungsstück von den Beinen.
Ihrer guten Erziehung folgend senkte Kara züchtig den Blick. Noch war sie mit Raven nicht verheiratet, daher durfte sie ihn nicht nackt sehen. Auch wenn ein bisher unbekannter Teil in ihr mit aller Macht drängte, genau das zu tun.
Aber da war noch etwas anderes, das sie wegsehen ließ, etwas, das Menwin über den Zustand von Ravens ... Männlichkeit gesagt hatte. Kara spürte, wie die Röte ihr ins Gesicht schoss. Vielleicht hatte der Hauptmann gelogen, doch sie scheute sich, sich jetzt von der Wahrheit zu überzeugen. Außerdem war es unwichtig: Sie würde Raven lieben, wie auch immer es um seine Fähigkeiten als Mann bestellt sein mochte!
Stoff raschelte und Kara sah vorsichtig auf. Jorin hatte eine Decke über Ravens untere Körperhälfte ausgebreitet und kam zu ihr an den Tisch.
»An Füßen, Beinen und Unterleib wurden Raven keine Verletzungen zugefügt, ich habe ihn eben dort untersucht«, erklärte er sein Handeln. »Damit bleibt nur noch sein Kopf. Das wird nicht einfach, denn während du ihn dort behandelst, kann ich ihm den Schmerz nicht nehmen.«
»Ich werde mich beeilen«, erwiderte sie und wollte sich erheben, aber Jorin hielt sie fest.
»Erst wenn du aufgegessen hast, lasse ich dich zu ihm zurück.«
Sie nahm ihr Mahl wieder auf und betrachtete den Barden dabei nachdenklich. »Wie hast du uns heute überhaupt gefunden?«, fragte sie nach einer Weile.
»Ich habe euch nie verloren«, lautete seine vage Antwort.
»Dann hat Gorik dich zu uns geführt«, versuchte Kara sich ihre Frage selbst zu beantworten.
Jorin lächelte. »Das kann man so sagen.«
Suchend blickte sich Kara im Raum um. »Wo steckt Ravens Rabe überhaupt?«
»Mach dir keine Sorgen um Gorik. Er ist nur einen Flügelschlag entfernt.«
Bevor sie über diese bereits zweite, merkwürdige Erwiderung nachdenken konnte, erhob sich der Barde von seinem Stuhl. »Wenn du bereit bist, sollten wir die Heilung jetzt fortsetzen.«
Kara nickte und ließ sich wieder neben Raven auf dem Bett nieder. Auch Jorin nahm erneut seinen Platz am Kopfende ein, legte dieses Mal seine Finger jedoch nicht über Ravens Augen, sondern hielt dessen Kopf mit den Händen seitlich fest. Kara streckte ihre Hände in die Flammen und berühre dann vorsichtig die Schwellungen an Ravens Stirn. Unruhig begann er sich im Bett herumzuwälzen, nur Jorins eindringlicher Blick ließ Kara fortfahren.
Nach einem weiteren Griff in die Flammen legte sie ihre Finger
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