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Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Titel: Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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und es gab nur eine Erklärung dafür: Die Göttin sprach nicht mit ihr, weil sie – Kara – ein Teil des Geschehens war. Aber wie sollte sie dies Heron verständlich machen?
    »Ich werde ungeduldig«, erklang die Stimme des Fürsten hinter mir.
    Sie öffnete die Augen. »Ich empfange keine Botschaft von der Göttin, weil ich zu sehr an den Ereignissen beteiligt bin.«
    »Nun, ich glaube, du bist zu wenig beteiligt.« Verächtlich sah er sie an. »Ich weiß alles über die Feuerzeremonie, also verkaufe mich nicht für dumm. Geh tiefer in die Flammen hinein!«
    Kara schluckte. »Das wird nichts nützen.«
    »Wir werden sehen.« Er zog sein Schwert aus dem Waffengürtel und setzte die Spitze zwischen ihre Schulterblätter. »Ich warte.«
    Widerwillig krempelte sie die Ärmel ihres Kleides auf und streckte die Arme bis zur Schulter ins Feuer. Die Flammenzungen strichen an ihrer Haut entlang, aber wie erwartet stellten sich keine Bilder ein. Kara atmete schwer, zog ihre Hände aus den Flammen und schüttelte den Kopf. »Die Göttin spricht nicht mit mir.«
    »Dann bete darum, dass sie es tut, oder verabschiede dich von deinem Tempelherrn.« Er gab Theons Bewacher ein Zeichen, der daraufhin sein Schwert an Theons Kehle setzte.
    Kara schrie auf. Gleichgültig, was sie Heron sagte, er würde ihr nicht glauben. Deshalb musste sie fortfahren, die Göttin anzurufen, damit ihre Freunde leben konnten. Vielleicht würde die Große Mutter sie tatsächlich erhören und dem Fürsten die Macht des Feuers geben.
    Doch auch ohne die Waffe würde es auf einen Krieg hinauslaufen, denn ihre Gefangennahme war nichts als eine weitere Kampfansage an Ylda, die diese bereitwillig annehmen würde. Der Machthunger der zwei Herrscher würde sie alle ins Verderben reißen: Rückzug und Verhandlungen zum Wohl des Volkes schienen für Heron und ihre Mutter keine denkbaren Möglichkeiten zu sein. Sie als Seherin war zum Spielball der beiden Parteien geworden, deren Gier nach Reichtum und Besitz das Land mit Blut bedecken würde.
    Tiefe Erschütterung ergriff Kara. Wie konnte die Göttin das alles nur zulassen? Vielleicht hatte sie sich längst enttäuscht von den Menschen und ihren grausigen Plänen abgewandt. Die Große Mutter hatte ihre Kinder überschätzt: Statt Zuversicht hatte die Prophezeiung nur Unglück gebracht und würde, sofern sie sich erfüllte, weiteres Verderben hervorrufen, wie Kara mit Schrecken erkannte. Denn welcher Befehlshaber, der eine mächtige Waffe sein Eigen nannte, hätte Frieden zum Ziel? Das Wissen um seine Allmacht würde ihn die nächsten Reiche überfallen lassen!
    Herons Klinge bohrte sich erneut in ihren Rücken, und durch die Flammen hindurch sah Kara, wie blutige Rinnsale an Theons Hals entlang liefen. Weder wollte sie das Risiko eingehen, dass die Göttin sie erhörte und Heron diese unsagbare Macht verlieh, noch konnte sie tatenlos zusehen, wie der Fürst ihre Freunde der Reihe nach umbringen ließ.
    Was sollte sie nur tun? Verzweifelt ballte sie die Hände zu Fäusten, bis ihre Fingernägel sich tief in ihre Haut drückten. Einen letzten Ausweg gab es. Beschritt sie diesen Pfad erst, würde es kein Zurück mehr für sie geben. Aber das war der Preis, den sie zahlen musste, um Theon und die anderen zu retten und ihrer Verantwortung Hunderten von Menschen gegenüber gerecht zu werden.
    Entschlossen drehte Kara den Kopf und sah Heron an. »Ihr habt gewonnen, Fürst. Ich werde Euch das Feuer unterwerfen. Allerdings wird dieser Vorgang einige Zeit in Anspruch nehmen.« Und hoffentlich würde der Herrscher der Sarwen ihr Täuschungsmanöver erst begreifen, wenn es zu spät war.
    Die entsetzten Schreie ihrer Freunde und Jubelrufe aus den Reihen von Herons Kriegern folgten auf ihre Worte. Kara beachtete sie nicht, sondern fixierte weiter den Fürsten.
    »Ich wusste, die Seherin besitzt mehr Macht, als alle behaupten.« Ein kaltes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. »Beeile dich mit deinem Zauber, sonst vertreibe ich mir die Zeit mit deinen Gefährten.«
    Mit bebender Brust stieg Kara in das Becken und blieb inmitten der Flammen stehen. Heron war auf sie hereingefallen. Nun musste sie dafür sorgen, dass sich nichts daran änderte. Sie streckte ihre Hände himmelwärts und stimmte einen hellen Singsang an. Ihre Augen waren weit geöffnet und ihr Körper schaukelte langsam hin und her.
    All ihre Gedanken galten Raven, während sie darauf wartete, dass das Feuer ihr die Lebenskraft nahm und ihr Herz aufhörte zu

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