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Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Titel: Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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er schließlich am Tag zuvor zum Fürst der Sarwen gekrönt worden war. Die erste Aufgabe, die sich der junge Herrscher vorgenommen hatte, war die Besichtigung des Silberbergwerks, der Grundlage des Wohlstands seines Fürstentums. Die Grubenmeister wollten dem jungen Herrscher ihre Ehrerbietung erweisen und ihm bei seinem heutigen Kommen mit dem Fund der neuen Silberader überraschen. Und vermutlich mit ihm aufgrund dieser Entdeckung über eine Erhöhung ihrer Entlohnung sprechen, dachte Raven und verzog das Gesicht.
    Der Vorarbeiter nahm eine Lampe von der Wand und bog links in einen niedrigen Gang ein. Raven zog den Kopf ein und folgte ihm. Er war größer und breitschultriger als die meisten Männer im Bergwerk, so dass er sich oft an Stellen bücken musste, wo die anderen noch aufrecht gehen konnten. Das machte das Laufen mit dem steifen Bein nicht einfacher, andererseits war er beim Arbeiten für seine kräftige Statur äußerst dankbar.
    Der Gang war schmal und düster. Raven fühlte an den Wänden das Wasser in unzähligen Rinnsalen herunterlaufen. Unwillkürlich stellten sich seine Nackenhaare auf. So sehr seine Gefühle abgestumpft sein mochten, seine Sinne waren es nicht. Er arbeitete lange genug hier unten, um diese Warnung seines Körpers ernst zu nehmen. Bevor er den Vorarbeiter, der direkt vor ihm ging, darauf ansprechen konnte, öffnete sich der Gang in eine Kammer, die von vielen Lampen hell erleuchtet wurde.
    Raven sah sich um. An der gegenüberliegenden Seite des unterirdischen Raumes lehnten Spitzhacken und langstielige Hämmer, daneben standen zehn schwere, hölzerne Loren, die für den Abtransport von Geröll gebraucht wurden. Ringsherum war die Kammer notdürftig mit dicken Holzbalken abgestützt und große Mengen Wasser hatten sich in tiefen Pfützen auf dem Boden gesammelt.
    »Bald kommt der neue Fürst zu Besuch«, erklärte der Vorarbeiter und wies auf eine Reihe leerer Schöpfeimer, die gleich neben ihnen standen. »Beginnt die Eimer zu füllen, Heron soll nicht im Morast waten, wenn er die neue Ader betrachtet.«
    Die anderen Wasserknechte nickten und wollten sich ihrer Arbeit zuwenden, doch Raven zögerte. »Wartet!«, rief er dem Vorarbeiter hinterher und zeigte auf die Pfützen. »Hier liegen viele Gesteinsbrocken im Wasser. Ich halte es für keine gute Idee, den Fürsten heute ...«
    Der ältere Mann fuhr zu ihm herum. »Was du für eine gute Idee hältst oder nicht, interessiert mich einen Dreck!«, fiel er ihm ins Wort. »Arbeite, oder du wirst diese Woche auf deinen Lohn verzichten müssen.« Er warf ihm einen wütenden Blick zu, bevor er laut verkündete: »Raven und Forsan bleiben zum Schöpfen an den Pfützen, die anderen bilden die Kette durch den Gang. Ich gebe euch Bescheid, wenn der Fürst kommt, damit ihr den Weg für ihn freimacht.«
    Der Vorarbeiter entfernte sich aus der Höhle und die anderen Wasserknechte reihten sich auf, während Raven sich mit Forsan an der Pfütze niederließ.
    »Was meintest du damit, es läge so viel Geröll auf dem Boden?«, flüsterte Forsan. Die Angst in seiner Stimme war unüberhörbar. »Der Stollen ist doch gesichert, oder?«
    Raven antwortete nicht sofort. Forsan arbeitete erst seit ein paar Wochen in der Mine. Er war sehr jung und fühlte sich im Bergwerk nicht wohl, deshalb wollte er ihn nicht unnötig beunruhigen. »Es ist alles in Ordnung, ich habe mich geirrt.«
    Forsan nickte, aber Raven sah die Furcht in seinen Augen. Er seufzte. Hoffentlich kam der Fürst bald, damit sie alle diesen Stollen so schnell wie möglich wieder verlassen konnten. Er legte sowieso keinen Wert auf eine erneute Begegnung mit Heron. Seit ihrem Aufeinandertreffen vor ein paar Jahren hatte er den Prinzen nur wenige Male aus der Entfernung gesehen. Ob sich der neue Herrscher der Sarwen noch an seine Drohung erinnerte, ihn zu töten, wenn er ihm wieder über den Weg lief?
    Raven schüttelte den Kopf. Das war sehr unwahrscheinlich. Für Heron war es damals ein Spaß gewesen, ihn zu jagen. Vermutlich hatte der Prinz seither keinen einzigen Gedanken mehr an den verkrüppelten Jungen verschwendet, den er verwundet auf dem Acker hatte liegen lassen.
    Unwillkürlich betastete er die Stelle seines Oberarms, an der sich nun eine auffällige Narbe befand. Die Wunde war gut verheilt, doch er hatte tagelang mit hohem Fieber im Bett gelegen, während seine Mutter und Amartus um sein Leben gebangt hatten.
    Ein lautes Platschen riss Raven aus seinen Gedanken. Aus der Decke

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