Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Titel: Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
Vom Netzwerk:
wohl wissend, welcher Gefahr sie sich damit aussetzte. Die Göttin konnte einfach nicht zulassen, dass der Preis für so viel Mut und Selbstlosigkeit der Tod war!
    Raven ballte die Fäuste. Verdammt, Kara musste wieder aufwachen! Der Drang, ihr hinterher zu eilen, war übermächtig, aber er musste sich zurückhalten und auf Ona und Xalvas Heilkünste vertrauen. Sobald sie Kara versorgt hatten, würde er zu ihr gehen und alles tun, um sie in ihrer Genesung zu unterstützen – so, wie sie es für ihn getan hatte.
    Raven spähte um die Ecke der Speisehalle und verzog das Gesicht. Vor dem kleinen steinernen Haus, in dem sich neben Theons Räumlichkeiten auch Karas Zimmer befand, stand immer noch Songan Wache. Da der Tempelwächter ihm bereits zweimal den Eintritt verweigert hatte, bestand kaum Aussicht, dass er dieses Mal gewillt war, ihn einzulassen.
    Er wandte sich um und ging zu seinem Raum im Langhaus zurück. Irgendwann musste Songan abgelöst werden, dann würde er erneut versuchen, zu Kara vorgelassen zu werden. Hoffentlich war der nächste Wachposten gnädiger, denn viel Zeit blieb ihm nicht mehr, sie aufzusuchen – der zunehmende Mond machte ihm unerbittlich klar, dass er bald zu Heron zurückkehren musste.
    Wenn er nicht zu spät zum Fürsten kommen wollte, musste er morgen früh unbedingt losreiten. Die Gelegenheit dafür wäre sogar äußerst günstig. Die meisten der Besucher der Feuerzeremonie übernachteten im Tempel, bevor sie sich am nächsten Morgen auf die Heimreise begaben. In der Frühe würde also ein großes Durcheinander herrschen und seine Abreise deswegen nicht weiter auffallen.
    Raven seufzte, öffnete die Tür seines Zimmers und ließ sich auf dem Bett nieder. Er würde heimlich fortgehen, um keine Erklärungen geben zu müssen. Dieses Verhalten war seinen neuen Freunden gegenüber unhöflich, aber da er sie niemals wiedersehen würde, spielte es keine Rolle. Außerdem war es allemal besser, als sie anzulügen – denn die Wahrheit konnte er sie keinesfalls wissen lassen. Nicht einmal Kara. Niedergeschlagenheit erfasste ihn, als er an den bevorstehenden Abschied dachte. Doch hier zu bleiben war vollkommen unmöglich ...
    In der Mitte der Nacht erhob sich Raven von seinem Lager und machte sich erneut auf den Weg zu der jungen Seherin. Ein leises Krächzen verriet ihm, dass er nicht alleine unterwegs war. Er sah sich um und entdeckte Gorik auf dem Dach der Speisehalle. Seit seiner Ankunft im Tempel hielt der Vogel Abstand zu ihm, worüber Raven einerseits traurig, andererseits erleichtert war. Seine Freundschaft zu dem Raben hätte ihn nur in weitere Erklärungsnöte gebracht. Sobald er zu Hause war, würde er sich wieder ausgiebig um den treuen Vogel kümmern.
    Im Schutze der Dunkelheit erreichte er das Steinhaus. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als er den Tempelwächter erkannte, der nun dort vor der Eingangstür stand: Beron.
    Beron grinste wissend, als er ihn erblickte. »Ich darf niemanden zu Kara hineinlassen«, begrüßte er ihn, »vor allem nicht dich, Raven – Befehl von Songan.« Er blickte zu seinen Füßen hinunter. »Allerdings sehe ich dich gerade nicht. Und Ona, die bald wiederkommen wird, sollte das auch nicht. Mit anderen Worten: Du hast nicht viel Zeit, sonst stecken wir beide in Schwierigkeiten.« Er trat einen Schritt beiseite und gab den Durchgang frei. »Kara ist vorhin aufgewacht, jedoch kurz darauf wieder eingeschlafen.«
    Raven nickte und huschte in das Haus hinein. Das Wissen, Berons Entgegenkommen und Vertrauen morgen so bitter enttäuschen müssen, verdrängte er sofort.
    »Die Tür rechts«, raunte der Tempelwächter ihm hinterher, und Raven wandte sich in die angegebene Richtung.
    Leise drückte er die Türklinke hinunter und betrat den Raum. Eine flackernde Kerze erhellte das geräumige Zimmer. Raven ging sofort auf das in der Mitte stehende Bett zu, in dem Kara schlief. Auf dem großen Lager wirkte sie klein und verlassen, rasch trat er zu ihr und strich zärtlich eine Haarsträhne aus ihrer Stirn. Wie gerne hätte er sie in den Arm genommen, um ihr auch im Schlaf das Gefühl zu geben, nicht alleine zu sein.
    Wehmütig fuhren seine Finger an ihrem Gesicht entlang. Könnte er nur warten, bis sie wieder völlig gesund war! Doch er war Herons Späher, der morgen auf genauso betrügerische Weise den Tempel verlassen würde, wie er den Weg hineingefunden hatte.
    Goriks Schrei ließ Raven aufhorchen. Es wurde Zeit, das Zimmer zu verlassen. Ein letztes Mal

Weitere Kostenlose Bücher