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Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Titel: Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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die hastigen Schritte hörte, die sich der Luke näherten. Wenn sie den Hebel nicht sofort betätigte, würde ihre Flucht ein jähes Ende finden. Fieberhafte suchte sie weiter, während sie die Göttin verzweifelt um Beistand anflehte.
    Endlich spürte sie den Zapfen unter ihren Fingern und riss ihn nach unten. Sofort schob sich die Steinplatte ächzend über die Öffnung. Kara trat mehrere Schritte in den Gang und hielt den Atem an. Hatte sie es noch rechtzeitig geschafft?
    Ein dumpfer Aufprall machte ihre Hoffnung zunichte.
    »Ich verspreche, ich bringe Euch die Seherin zurück, Herr«, vernahm sie Ravens Stimme. Er musste kopfüber in die sich schließende Luke gesprungen sein!
    Kara verlor keine Zeit. Rasch ging sie auf alle viere und krabbelte los, um ihrem unliebsamen Verfolger zu entkommen. Inzwischen hatte sich die Steinplatte über dem Eingang geschlossen und es war stockdunkel im Tunnel. Das konnte ihr nur recht sein; bis Raven sich orientiert hatte, würde sie längst über alle Berge sein. Immer wieder hatte sie geübt, den Gang zu benutzen. Die Finsternis und Enge machten ihr nichts mehr aus. Wie er damit klarkam, war ihr egal. Von ihr aus könnte er hier unten verrotten, es wäre eine gerechte Strafe für diesen Kerl!
    Der Tunnel war schmal und niedrig, Raven sah seine Hand vor Augen nicht – eine ihm durch die Jahre im Bergwerk sehr vertraute Situation. Stöhnend zog er sich auf die Knie und bewegte vorsichtig den Kopf. Die Idee, sich hinter Kara in das Loch zu werfen, war nicht die durchdachteste gewesen. Er hatte sich beim Aufschlag nicht abfangen können. Es war nur der ledernen Kriegerkleidung zu verdanken, dass er sich nicht weitere Hautabschürfungen zugezogen hatte. Die kleine Platzwunde an der Stirn war unangenehm genug, doch darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen.
    Er hob seine rechte Hand und fuhr prüfend an den Wänden und der Decke entlang. Der Tunnel war gemauert und es hingen so gut wie keine Spinnenweben an den Steinen, was darauf schließen ließ, dass er regelmäßig benutzt und instand gehalten wurde. Kara war dieser Fluchtweg also vertraut; es wurde für ihn höchste Zeit, ihr zu folgen.
    Raven setzte seine Hand auf dem Boden auf und begann durch den Gang zu kriechen. Sein linkes Bein konnte er kaum benutzen, er musste es mehr oder weniger hinter sich herziehen, was sein Fortkommen leider enorm verlangsamte. Sein steifer Arm behinderte ihn zusätzlich, allerdings besaß er mehr Kraft und Ausdauer als Kara und würde ihren Vorsprung bald eingeholt haben.
    Oben im Zimmer hatte er einen Atemzug lang überlegt, sie fliehen zu lassen. Doch da Heron nun um ihren Stand als Seherin wusste, waren sowohl ihre Unversehrtheit als auch ihr Leben nicht mehr in Gefahr. Deshalb hatte er sich entschieden, sie einzufangen. Wenn er Kara dem Fürsten zurückbrachte, hätte er keinen Grund mehr, ihm den silbernen Reifen zu verweigern.
    Raven runzelte die Stirn. So einleuchtend diese Überlegungen klangen, irgendetwas in ihm sträubte sich dagegen. Er schnaubte, während er sich weiter durch die Düsternis schleppte. Woher kam dieses schlechte Gefühl? Kara würde nichts Schlimmes geschehen, sie musste lediglich für Heron ins Feuer blicken und ihm seine Fragen beantworten. Kein anderer Krieger hätte deswegen Gewissensbisse. Außerdem: Wenn er sie nicht holte, würden es andere tun. Der Fürst ließ mit Sicherheit gerade die Bodenplatte aufstemmen oder versuchte, durch den Tempelherrn zu erfahren, wo der geheime Gang endete. Kara würde so oder so gefangen genommen werden – es war nur eine Frage der Zeit. Deshalb war es am besten, er fand sie, denn er würde sie wenigstens anständig behandeln. Warum also dieses Unbehagen?
    Verärgert kroch er weiter. Natürlich würde sich Kara über sein Vorhaben nicht freuen und ihn dafür verfluchen, aber darauf kam es nicht mehr an. Ihr Vertrauen und ihre Zuneigung hatte er längst verloren. Der Hass in ihren Augen war unübersehbar gewesen. Sie hatte sich nicht einmal ansatzweise für seine Erklärungen interessiert. Eine gemeinsame Zukunft gab es für sie nicht mehr – wenn es sie überhaupt jemals gegeben hatte.
    Der Gang stieg langsam an, was nur bedeuten konnte, dass er in Richtung der Grauen Berge führte, in deren Ausläufern der Tempel lag. Das Vorwärtskommen war durch die Steigung mühsamer geworden, aber Raven bemerkte es kaum, denn es gab noch etwas, das ihn beschäftigte: die Prophezeiung. Amartus hatte darüber nie ein Wort zu ihm

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