Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin
betonte ihr hübsches Gesicht und die Flut ihrer roten Locken ergoss sich offen über ihre Schultern und ihren Rücken.
Ravens Mund wurde trocken. Er konnte sich nicht erinnern, jemals eine schönere Frau gesehen zu haben. Schnell wandte er sich wieder Jorin zu, um sich seine Begeisterung nicht anmerken zu lassen.
»Wo ist Raven?«, fragte Deyna, die ihn noch nicht entdeckt hatte, und sah sich suchend um. »Er wird entzückt von deinem Aussehen sein, Kara.«
»Es interessiert ihn nicht.« Kara wies mit dem Kopf zu dem Fuhrwerk. »Er ist in ein Gespräch mit Jorin vertieft.«
Niedergeschlagenheit schwang in ihrer Stimme mit, die aber sicher nicht echt war, beruhigte Raven sich. Kara spielte die Rolle, die er von ihr verlangte, damit Deyna keinen Verdacht schöpfte. In Wahrheit wünschte sie bestimmt keine Komplimente von ihm zu hören – obwohl er sie ihr gerne gemacht hätte. Doch da sie seine Worte bestimmt als Lügen zurückweisen würde, war es besser, er schwieg.
»Nun, dann stelle ich dich den anderen vor«, erklärte Deyna, sichtlich enttäuscht von Ravens scheinbarer Gleichgültigkeit und dem ausbleibenden Lob ihrer Künste.
Die beiden Frauen gingen zu den Spielleuten hinüber, die gerade eine kleine Bühne aufbauten. Raven sah ihnen unauffällig hinterher, während er vorgab, Jorins Worten zu lauschen. Die Gaukler gaben begeisterte Rufe von sich, als sie Kara erblickten, worüber sich sowohl sie als auch Deyna freuten. Besonders Loban, der unverheiratete Bruder Orwyns, schien von Kara angetan zu sein. Seine Schäkereien waren bis hierher zu verstehen, und er berührte Kara viel zu oft an Hand und Schulter, als dass es sich um Zufälle handeln konnte.
Lachend ging Kara auf Lobans Scherze ein und wirkte mit einem Mal so fröhlich, wie Raven sie aus dem Tempel kannte. Seine Stimmung verschlechterte sich rapide. Was gäbe er dafür, dass Kara wieder so beschwingt und ungezwungen mit ihm umging! Seine Finger legten sich um den Knauf seines Schwertes. Kara und Loban zuzusehen war unerträglich, doch was konnte er tun? Er hatte weder das Recht noch einen Grund, das Beisammensein der beiden zu verbieten. Das Einzige, was dagegen sprach, war ... seine Eifersucht.
Raven schnaubte, als er sich dieses Gefühls bewusst wurde. Ja, bei der Göttin, er war eifersüchtig! Er liebte Kara, auch wenn er es sich nicht hatte eingestehen wollen. Deshalb traf ihre Abneigung ihn so hart. Das war die Erklärung dafür, warum es ihm so schwer fiel, mit ihr zu sprechen. Leider brachte alles, was er tat, sie immer mehr gegen ihn auf. Wenn er jetzt aufsprang und sie von dem Gaukler wegzerrte, würde sie es bloß als weitere Schikane auslegen.
»Wenn dir dieses vertrauliche Gespräch zwischen Loban und Kara nicht passt, beende es.« Jorin hatte seinen Bericht unterbrochen und war seinem Blick gefolgt. »Kara ist eine verheiratete Frau, und Orwyns Bruder sollte seine Grenzen eigentlich kennen. Du als Ehemann hast jedes Recht, ihn daran zu erinnern.«
»Kara wird meine Einmischung nicht gefallen«, antwortete Raven, ehe er es verhindern konnte.
Der Barde lächelte. »Nun, du musst natürlich geschickt vorgehen.«
»Was meinst du damit?«
»Vielleicht solltest du deiner Frau etwas in Aussicht stellen, das sie mehr reizt als dieses Gespräch mit Loban.« Er zwinkerte ihm zu.
»Kara reizt nichts, was ich ihr anbiete – oder was mit mir in Verbindung steht«, erwiderte Raven und erschrak, wie verbittert sein Tonfall klang.
»Bist du dir da nach gestern Nacht wirklich sicher?«
Raven starrte ihn an. Der Barde bekam mehr mit, als ihm lieb war. Und nun nickte Jorin ihm auch noch auffordernd zu! Kopfschüttelnd erhob sich Raven und ging auf Kara und Loban zu. Er hatte keine Ahnung, was genau er sagen wollte. Das Einzige, was er wusste, war, sie nicht länger neben dem Gaukler stehen sehen zu wollen!
Die beiden bemerkten sein Herannahen, und entgegen seinen Erwartungen schien Loban sofort zu begreifen, warum er kam.
»Ich muss weiterarbeiten«, erklärte der Gaukler eilig, nickte ihm und Kara zu und verschwand hinter der Bühne.
Raven nahm Karas Hand und führte sie ein Stück weg von dem Podest. Er wollte mir ihr reden, und dafür brauchte er keine Zuhörer – es reichte, wenn Kara seine ungelenken Worte vernahm. Doch erst einmal kam er überhaupt nicht zum Sprechen.
»Was soll das, Raven?«, fauchte Kara und riss sich aus seinem Griff los. »Darf ich mich jetzt nicht einmal mehr unterhalten?«
»Natürlich, aber ich
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