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Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Titel: Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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Schauder überlief Kara. Wusste Jorin, wer sie in Wirklichkeit war? Sie hatte ihn nie im Tempel gesehen. »Sind wir uns früher schon einmal begegnet?«, erkundigte sie sich vorsichtig.
    In den schwarzen Augen des Barden erschien ein amüsiertes Funkeln. »Ja, das kann man so sagen.«
    Karas Verwirrung wuchs. Sie hatte ein gutes Gedächtnis für Gesichter, aber an Jorins konnte sie sich beim besten Willen nicht erinnern.
    »Sei unbesorgt«, beruhigte er sie. »Ich will dir und Raven nichts Böses, ich will euch nur dazu anhalten, wachsam zu sein.«
    »Raven passt gut auf mich auf«, erwiderte sie abwehrend.
    »Die Zeit mag kommen, in der du auf Raven aufpassen musst.«
    Kara keuchte. Das Gespräch wurde ihr langsam unheimlich. »Wer bist du, Jorin?«, flüsterte sie.
    »Ein Barde.« Er lächelte. »Wie hat dir das Stück der Gaukler gestern Abend gefallen?«
    »Gut«, antwortete sie, irritiert über den plötzlichen Themenwechsel.
    »Wenn die Bedrängnis groß ist, solltest du ebenfalls auf Schauspielerei zurückgreifen, Kara. Das wird ihm das Leben retten.«
    Eine Gänsehaut überzog ihren Körper. »Ich ... ich verstehe nicht.« Von was sprach er?
    »Du wirst dich an meine Worte erinnern, wenn es so weit ist.« Jorin neigte den Kopf. »Jetzt lebe wohl, Tochter der Göttin. Richte Amartus aus, er solle sich keine Sorgen machen – die Zeit ist gekommen.«
    Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu, drehte sich um und ging. Wie versteinert sah Kara ihm nach. Der Barde kannte ihr Geheimnis, soviel war sicher. Aus seinen mysteriösen Andeutungen wurde sie allerdings kein bisschen schlau ...
    Der Waldsee lag vor ihnen wie ein blank polierter Spiegel und glitzerte in der Mittagssonne. Eine Quelle speiste ihn mit frischem Wasser, der abgeschiedene Ort strahlte Ruhe und Frieden aus. Doch dieser Eindruck war trügerisch. Herons Festung Sartain und das Bergwerk lagen nur noch einen kurzen Ritt entfernt. Der Pfad durch den Wald, den Jorin ihnen empfohlen hatte, hatte sich als Abkürzung herausgestellt.
    Raven strich mit den Fingern über sein Kinn. Bald würden sie bei Amartus sein und hoffentlich Antworten erhalten. Über die Prophezeiung hatte er in den letzten beiden Tagen kaum nachgedacht, denn es war Kara gewesen, die seine Gedanken beherrscht hatte. Er musste endlich aufhören, über sie und ihren Kuss nachzudenken, schalt er sich. Mit dieser Reise verfolgte er ein Ziel, das durfte er nicht vergessen.
    Nicht Kara bot ihm eine Zukunft, sondern Heron! Ihre schmeichelnden Worte waren belanglos, sie würde ihn nicht vor einem Leben im Bergwerk bewahren. Sobald er über die Weissagung erfahren hatte, was er wollte, würde er sie Heron zurückbringen. Mit Sicherheit würde Kara die nächste sich bietende Gelegenheit zur Flucht nutzen. Die Unannehmlichkeiten, die ihn erwarten würden, wenn er ohne sie vor den Fürsten träte, interessierten sie nicht im Geringsten.
    Raven zog die Zügel an und sein Pferd blieb am Ufer des Sees stehen. Er hatte den Traum, Krieger zu werden. Diesem Wunsch würde er alles unterordnen, so schwer es ihm auch fallen mochte.
    »Es ist wunderschön hier.« Kara, die ihr Pferd neben ihm pariert hatte, sah sich im Sattel um. Sehnsuchtsvoll glitt ihr Blick über den schimmernden See. »Ich würde so gerne darin baden.«
    Raven verzog das Gesicht und sie betrachtete ihn strafend. »Es würde auch dir nicht schaden, dich einmal gründlich zu waschen!«
    »Aber nicht in so einem eisigen See.« Die Jahre der Kälte und Nässe im Bergwerk waren für ein Leben genug. Wenn er sich gewaschen hatte, dann mit warmem Wasser, auch wenn es in der engen Kate stets einen größeren Aufwand bedeutet hatte.
    »Kannst du mit deinem steifen Arm und Bein eigentlich schwimmen?«, erkundigte sie sich.
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich kann mich zur Not über Wasser halten.« Amartus hatte darauf bestanden, ihn das Schwimmen zu lehren, obwohl er selbst die Notwendigkeit, diese Fähigkeit zu beherrschen, nie richtig eingesehen hatte.
    »Wir machen hier eine kurze Rast«, erklärte er Kara. »Am frühen Nachmittag sollten wir dann bei dem Hüter des Waldes ankommen.«
    Sie nickte und ließ sich geschickt aus dem Sattel gleiten. Kara war eine gute Reiterin, wie Raven überrascht festgestellt hatte. Sein eigener Abstieg vom Pferd war weniger elegant. Durch das lange Sitzen im Sattel fühlte sich sein lahmes Bein taub an, und da er in den vergangenen beiden Tagen vergessen hatte, die Schiene abzulegen und sein Handgelenk und seine

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