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Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Titel: Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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solange uns der Wald noch ausreichend Deckung bietet?«
    Kara nickte. Raven hatte recht: Je höher sie kamen, desto mehr würde sich der Forst lichten. Außerdem hatte sie großen Hunger – und eine Frage, die ihr seit vorgestern nicht mehr aus dem Kopf ging.
    »Was war mit deiner Mutter?«, wollte sie wissen, nachdem sie die Pferde angebunden und sich mit den Proviantbeuteln und Wasserschläuchen nebeneinander auf dem Waldboden niedergelassen hatten. »War sie wirklich Wegons Frau, wie Menwin gesagt hat?«
    »Ja. Meine Mutter war die erste Gemahlin des Fürsten, doch betrog sie ihn. Wegon verstieß sie und mich, das Kind ihrer Liebschaft.«
    Also hatte der Hauptmann nicht gelogen! »Wer ist dein Vater?«, erkundigte sie sich neugierig.
    »Ich weiß es nicht.« Er zuckte mit den Schultern. »Mutter hat es mir nie verraten, obwohl ich sie immer wieder darum gebeten habe.«
    »Deiner Figur und deinem Talent mit dem Schwert nach könnte es ein Krieger gewesen sein.«
    Raven seufzte. »Das habe ich als Kind immer gehofft.«
    Nachdenklich betrachtete sie ihn. »Seltsam, dass deine Mutter so ein Geheimnis darum macht.«
    »Ich glaube, sie will den Mann schützen. Deshalb gibt sie niemandem seinen Namen preis.«
    »Irgendjemand muss wissen, wer er war«, überlegte sie. »Schließlich ist deine Mutter bei ihrem Betrug ertappt worden.«
    Zu ihrer Überraschung schüttelte er den Kopf. »Wegon hat es erst bei meiner Geburt erfahren.«
    »Erst bei deiner Geburt?« Verständnislos sah Kara ihn an. »Wie kann das sein?«
    Raven wies auf seinen Arm und sein Bein. »Meine Lähmungen sind eine Strafe der Göttin für den Verrat, den meine Mutter an Wegon begangen hat.«
    »Wieso sollte die Göttin dich strafen für die Fehler, die deine Mutter gemacht hat?«
    »Es ist so«, beharrte er und sah zu Boden.
    Sanft legte sie die Hand auf seinen steifen Arm. »Ich weiß, die Leute erklären so körperliche Makel bei Kindern, aber ehrlich gesagt habe ich diese Schlussfolgerung noch nie verstanden. Die Kinder sind doch nicht schuld an den Vergehen ihrer Eltern.«
    »Wie dem auch sei.« Er hob den Kopf und sah sie an. »Durch mein Gebrechen merkte Wegon, dass ich nicht sein Kind sein konnte und ...«
    »Halt!«, unterbrach sie ihn. »Wie konnte Wegon sich damit so sicher sein?«
    »Mutter hat sofort gestanden, dass sie untreu war und dass sie mich ihm als erstgeborenen Sohn unterschieben wollte.«
    Karas Brauen gingen in die Höhe. »Wenn dieser Betrug geklappt hätte, dann wärst du also jetzt Fürst anstelle Herons?«
    »Unvorstellbar, was? Ein Bastard auf dem Thron von Sarwen.« Er lachte freudlos. »Die Göttin hat Wegon ein Zeichen geschickt, und er hat den Betrug durchschaut.«
    Kara trommelte mit den Fingern auf Ravens Lederschiene. »Woher wusste Wegon denn, dass die Lähmungen eine Strafe für die Sünden seiner Frau sind?«, bohrte sie weiter, denn seine Antworten stellten sie nicht zufrieden. »Hat er selbst keine Fehler gehabt, für die ihn die Göttin bestrafen könnte?«
    »Nein, er ist doch der Fürst.« Entrüstet, wie sie eine scheinbar so dumme Frage stellen konnte, sah Raven sie an. »Und dann ist da die Prophezeiung, die wir jetzt kennen. Wegons Erbe soll die Feinde Sarwens besiegen. Wie könnte ein Kind mit gelähmten Gliedmaßen jemals dazu in der Lage sein?« Er schwieg kurz, bevor er fortfuhr. »Außerdem gibt es noch einen Beweis: Heron. Trüge Wegon eine Schuld, hätte auch Heron ein Stigma aufweisen müssen. Aber Heron ist absolut makellos.«
    Kara rümpfte die Nase. »Heron und makellos? Sein Aussehen ist es vielleicht: Er ist von hohem Wuchs, hat breite Schultern und seine Augen ... bei der Göttin!« In plötzlicher Erkenntnis schlug sie die Hand vor den Mund. »Wie konnte ich so blind sein? Ich nenne mich Seherin und bemerke das Naheliegendste nicht!« Sie sprang hoch und lief vor Raven auf und ab.
    »Kara, ist alles in Ordnung?« Besorgt sah er sie an. »Du bist ganz bleich.«
    »Ich ... ich bin nur aufgewühlt von den Ereignissen.« Sie lächelte und nahm wieder neben ihm Platz. »Mach dir keine Sorgen. Vielleicht sollte ich endlich etwas essen.« Dabei war ihr Hunger für sie gerade vollkommen nebensächlich geworden.
    Raven nickte zustimmend, reichte ihr Brot, Käse und einen Apfel und widmete sich dann konzentriert seinem Essen. Kara war dankbar, dass er im Augenblick keine weitere Unterhaltung führen wollte, denn in ihrem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Raven und Heron: Beide Männer hatten

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