Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin
vor Menwin blieb er stehen. »Die Weissagung beginnt mit den Worten: Vereint in Feuer und Flammen werden sie zusammenkommen und alle Feinde verbannen . Mit der Seherin zusammen werde ich das Feuer beherrschen können und Feuerbälle auf Ylda und ihre Krieger schleudern. Es kann keine andere Erklärung geben: Vom Tempel aus wird mein Triumphmarsch beginnen. Die Seherin ist der Schlüssel zu meiner Macht.«
Menwin nickte befriedigt, und Heron betrachtete ihn nachdenklich. Für den Hauptmann schien der Sieg damit gewiss, doch er selbst spürte noch ein Unbehagen. Er wusste, womit das zusammenhing: Raven war noch am Leben. Seit sein Berater den Verdacht geäußert hatte, Raven könnte möglicherweise sein Halbbruder sein, war ihm der Wasserknecht ein Dorn im Auge. Die Tatsache, dass Raven ihnen immer wieder entwischte, bestärkte sein ungutes Gefühl. Er würde seinen neuen Spion beauftragen, Raven ebenfalls zum Tempel zu bringen. Erst wenn er mit eigenen Augen gesehen hatte, dass dieser tot war, würde die Sache endgültig erledigt sein. Zur Sicherheit würde er ebenfalls Krieger nach Sarwen schicken, die Amartus und Ravens Mutter in Gewahrsam nahmen.
Heron lächelte. Man konnte niemals zu viele Eisen im Feuer haben.
18
Raven schichte das Feuerholz zu einem Stapel auf und warf Kara, die neben ihm auf dem Höhlenboden saß, einen vorwurfsvollen Blick zu. »Fürstin Ylda ist also deine Mutter, ja?«
»Das habe ich doch schon gesagt«, murmelte sie kleinlaut und reichte ihm einen weiteren Ast.
Es hatte Kara einiges an Überzeugungsarbeit gekostet, bis der Hauptmann der Truppe eingewilligt hatte, ihn nicht zu fesseln, sondern als ihren vertrauenswürdigen Begleiter anzusehen.
Nun bereiteten die torainischen Krieger die Übernachtung vor: Wachschichten wurden eingeteilt, Feuer entzündet und leichter Essensduft stieg auf. Er und Kara hatten sich in einen Winkel der geräumigen Höhle zurückgezogen, aber Raven wusste, dass die Männer ihn nicht aus den Augen ließen.
Einer der Krieger kam auf sie zu und hielt eine Fackel an den Holzstoß. Unauffällig musterte Raven ihn. Der Mann war wohlgenährt, sein Waffenrock, die Stiefel und das Hemd waren von guter Qualität und an den Borten mit einem auffälligen Rankenmuster bestickt. Fürstin Ylda sparte nicht an der Ausstattung und Versorgung ihrer Krieger – ein Umstand, der in einer Schlacht entscheidend sein konnte.
Die Funken sprangen knisternd auf das trockene Holz über und der Torainer entfernte sich.
»Und ich hatte Schuldgefühle, weil ich dich über meine Herkunft belogen habe«, nahm er das Gespräch mit Kara wieder auf.
»Raven, bitte. Im Tempel wissen es auch nur Theon und Songan.«
»Ah, verstehe. Songan ist dein Leibwächter. Deshalb hat er mich auch immer so misstrauisch angesehen.«
»Du brauchst gar nicht so beleidigt zu tun«. Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
Raven nahm einen Ast und stocherte im Feuer herum. Kara hatte ja Recht: Er war der Letzte, der ihr Vorhaltungen machen durfte.
»Warum bist du in den Tempel gegangen?«, fragte er versöhnlich.
»Weil ich einen Mann heiraten sollte, den ich nicht geliebt habe – und der dreimal so alt war wie ich.« Sie seufzte. »Mutter stellte mich vor die Wahl: entweder Hochzeit oder Tempel. Sie hat wohl nie gedacht, dass ich mein adliges Leben aufgeben würde. Dann setzte sie alles daran, mir den Aufenthalt im Tempel madig zu machen. Bevor ich zur Seherin ausgewählt wurde, musste ich in der Krankenhalle arbeiten: Betten abziehen, Boden schrubben und Nachttöpfe ausleeren.«
Angewidert verzog sie das Gesicht und Raven lachte.
»Bist du mir sehr böse?«, fragte Kara vorsichtig.
»Nein.« Unauffällig legte er die Hand auf ihr Bein. »Ich befürchte nur, wir beide passen nun noch weniger zusammen als vorher.«
»Meine Liebe zu dir hat mit meiner Herkunft nicht das Geringste zu tun.«
»Sieht deine Mutter das genauso?«
»Vermutlich nicht.« Sie senkte den Kopf. »Mutter hofft immer noch, dass ich irgendwann reumütig in ihre Burg zurückkehre und sie mich strategisch verheiraten kann, wie sie es mit meiner Schwester getan hat.«
»Vielleicht wäre es das Beste. Ich habe nachgedacht, Kara: Herons Hass wird mich für den Rest meines Lebens verfolgen. Selbst wenn du keine Seherin mehr bist, müssten wir ständig bereit sein, zu fliehen.« Sanft strichen seine Finger über ihre Hand. »Ich liebe dich zu sehr, als dass ich dir so ein Dasein zumuten kann.«
Sie öffnete den Mund, doch da in
Weitere Kostenlose Bücher