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Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
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aufgetretenen Widerspruch stießen. Durfte man nun urteilen oder nicht? 
    »Ich kannte den jungen Krieger recht gut und weiß daher, wie sehr er sich an gesellschaftlichen Überlegungen verausgabte. Hierarchien und Unterordnungen waren ihm von Geburt an zuwider, deshalb hasste er es, sie anderen aufzuzwingen. Am meisten jedoch kam er ins Grübeln, wenn seine Soldaten genau das von ihm verlangten. Wie konnte jemand wünschen, ein mehr oder minder Fremder, wenngleich durch Glorifizierung verzerrt und zum nächsten Freund gemacht, solle den eigenen Weg bestimmen? Viele schlaflose Nächte beschäftigte ihn dies. Traurigerweise, fürchte ich, hat er die Antwort darauf nie gefunden.« 
    Er wollte noch etwas sagen, da wurde plötzlich die Tür aufgerissen. 
    Ein hochgewachsener Mann, in der braunen Leder- und Stoffkleidung eines Jägers, trat schwer atmend ein. Auf seiner verschmitzten und zugleich verschlossenen Miene war Aufregung zu erkennen. Lorenz, der ihn kannte, grüßte und bat ihn, sich zu setzen. Der Mann lehnte dankend ab, nahm aber gerne eine Tasse warmen Tee an. Vorsichtig nippte er an ihr und erklärte, dass er noch heute Abend weiter ins nächste Dorf müsse. Auch dort sollten die Menschen gewarnt werden. 
    »Warnen?«, griff der Skalde auf. »Vor was?« 
    »Reiter. Wir haben sie bereits vor drei Tagen bemerkt. Gestern kamen sie dann zu uns. Sie haben herumgestöbert und merkwürdige Fragen gestellt, ihr Anliegen jedoch nicht preisgegeben.« 
    Die Aufgebrachtheit unter den Anwesenden war groß und steigerte sich gar zu Bestürzung, als sich Tjalf, wie der Jäger hieß, genötigt fühlte fortzufahren und schließlich mehr sagte, als er eigentlich vorgehabt hatte. Die Truppe zählte nicht mehr als sechs Mann, doch seien sie in voller Kriegsmontur erschienen. Über ihren Waffenröcken hätten sie weiße Schärpen getragen und das Bedenklichste von allem sei gewesen, dass sie einen jungen Mann gewaltsam verschleppt hätten. Er sollte ihnen mit seinen Ortskenntnissen bei ihrer Suche beistehen und würde nach erledigter Aufgabe wieder freigelassen. Wonach sie suchten, war nicht aus ihnen herauszubekommen. 
    »Er ist ein guter Mann und vermutlich müsst ihr euch keine Sorgen machen. Er wird sie so lange im Kreis führen, bis sie aufgeben.« Bei dieser Prognose klangen die Worte des Jägers jedoch nicht besonders überzeugt. 
    Nachdem er seine Tasse geleert hatte, verschwand der plötzliche Gast so schnell, wie er gekommen war. Sein Besuch hatte bei den Versammelten einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. So etwas war man hier nicht gewohnt. Kaum einer machte sich jemals die Mühe, die zurückgezogen lebenden Schwarzwaldsiedlungen aufzusuchen, und wenn, dann nur, um dem eiligen Leben der in den Tälern gelegenen großen Städte für immer zu entfliehen. Aufgrund der Abgeschnittenheit von der Außenwelt, konnte niemand etwas mit der Beschreibung der Soldaten anfangen. Nicht einmal Hegferth war sich sicher, wer momentan auf dem Thron des Hochkönigs saß. Was interessierte es ihn auch? Lange schon herrschte in den Rheinlanden Frieden. Der Hochkönig hatte eine rein repräsentative Stellung inne. Jede Entscheidung musste zuvor durch den Senat, der nicht gerade für seine Entscheidungsfreudigkeit bekannt war. Vielmehr war er eine lähmende Institution. Trotzdem verdankte das Land ihr die nun schon lang anhaltenden einträchtigen Zeiten. Zumindest war das die Sicht der Bergbewohner auf die fernen politischen Ränkespiele. Den Acker bestellte man, die Kühe molk man und Getreide säte man zur rechten Zeit. In heikleren und weniger vertrauten Angelegenheiten galt es besser nichts zu tun als etwas möglicherweise Falsches.  
    Ein Mädchen weinte unterdrückt. Fried sprang entschlossen auf die Beine. »Sollen sie kommen. Wir werden kämpfen wie Kraeh und Sedain!« 
    »Wir werden abwarten, was geschieht, und die Ruhe bewahren«, schaltete sich der Ohm endlich ein. Etwas enttäuscht setzte sich der Junge wieder. »Sein Dorf«, er wies auf die Tür, in der der Bote eben aufgetaucht war, »liegt ein gutes Stück von uns entfernt. Außerdem wissen wir doch gar nicht, wonach sie suchen. Womöglich jagen sie einen Flüchtling oder Deserteur.« 
    Und obwohl auch er innerlich ziemlich aufgewühlt war, setzte er noch hinzu: »Kein Grund zur Sorge also.« 
    Entgegen seiner Müdigkeit entschied er sich, in der Erzählung noch ein Stück fortzufahren. Die Leute konnten eine Ablenkung gebrauchen. Die eigenen Zweifel

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