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Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
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an seinem Hals pulsierte heftig. 
    »Und mit wem habe ich die Ehre?«, fragte Kraeh, wobei er nicht den Anschein machte, als würde ihn die Antwort sonderlich interessieren. Als er sich tastend über das Haar fuhr, stellte er fest, dass sich die Farbe im Regen tatsächlich gelöst hatte. 
    »Das ist Erden, der Schlächter«, ereiferte sich der Jüngste der drei, offenkundig erbost über die Respektlosigkeit gegenüber seinem Anführer. 
    »Nie von dir gehört«, warf Kraeh leichtfertig hin. Er mochte es überhaupt nicht, jemandem zu Dank verpflichtet zu sein. 
    »Du kommst mit uns«, forderte Erden nach kurzem Schweigen und in seinen kupferbraunen Augen loderte urgewaltiger Zorn. 
    »Keine Zeit.« Kraeh machte sich daran, einige am Boden liegende Sachen aufzusammeln. 
    »Wir haben dir das Leben gerettet, du verdammtes Großmaul!«, schrie der Rädelsführer der Aufständischen, der nicht länger imstande war, seine Wut im Zaum zu halten. Kraeh hatte im Übrigen durchaus schon einiges von ihm und seiner Bande gehört. 
    »Und du«, ihre Blicke trafen sich, »schuldest mir ein Pferd«, entgegnete Kraeh, ganz die Ruhe selbst. 
    Das einsetzende Schweigen verhieß nichts Gutes, schon glitten die Hände zu den Waffengriffen und die Bögen spannten sich wieder. Da ertönte erneut die Kraeh vertraute Stimme. An ihrer schlichtenden Intonation und den besänftigen Worten erkannte er sie nun – es war Orthan. Aber was suchte er ausgerechnet hier? Seine dürre Gestalt trat aus der Deckung und sogleich hielt der Magier die beiden Streithähne dazu an, von ihren »Kindereien« abzulassen. Sie müssten doch einsehen, wie töricht es sei, dieses glückliche Zusammentreffen durch Kleinmut zu vergiften. Ferner lobte er die Taten der Kontrahenten, was diese, von seiner Rede entwaffnet, endlich zur Einsicht brachte. 
    Sie schüttelten sich die Hände. »Nichts für ungut«, meinte der Räuberhauptmann, »es sind harte Zeiten.« 
    »Ebenso«, lenkte auch Kraeh ein, wobei er das gutmütige, leicht reuige Lächeln seines Gegenübers übernahm. 
    Immer noch etwas pikiert, stellten sich hernach auch die beiden anderen vor. Mehr bewaffnete Männer kamen zum Vorschein, darunter auch der Alte, dem er bei der Mühle begegnet war. Ein jeder von ihnen folgte dem Beispiel seines Anführers und stellte sich vor. Selbstredend konnte Kraeh sich nicht alle Namen merken, war jedoch erstaunt über die Offenherzigkeit dieser von der Gesellschaft ausgestoßenen Menschen. Seite an Seite folgten Orthan und Kraeh dem vierzig Mann starken Trupp in Richtung ihres Lagers. Kraeh hatte viele Fragen, doch der Magier vertröstete ihn auf später und berichtete lediglich, wie er, kurz nachdem sie sich damals getrennt hatten, von einem Giftpfeil niedergestreckt gefangen genommen worden war. »Sie hielten uns« – er meinte sich und Sedain – »für Spione und hätten wohl nicht lange gefackelt, wäre da nicht Erdens Mutter gewesen. Eine weise Frau, die wie ich die Kräfte der Elemente zu nutzen vermag.« Auf seinen Armstumpf deutend, fügte er hinzu: »Ohne sie wäre ich zweifelsohne am Wundbrand zugrunde gegangen. Genug – du wirst sie kennenlernen.« 
    »Und dieser Erden«, hakte Kraeh nach, »was hältst du von ihm?« 
    Orthan lachte. »Er ist ein Hitzkopf. Aber ihr habt ja soeben einen guten Start für eine Männerfreundschaft hingelegt …« 
    Das Lager bestand aus großen, achteckigen Zelten, die von Regenablaufrinnen umzäunt waren. Erden lud sie in das »Ratszelt« ein, das sich in keiner Weise von den übrigen abhob. Es war von gleicher Größe und aus dem gleichen gräulichen Stoff gespannt. Als Kraeh unter der hocherhobenen Plane hindurchschritt, erwartete ihn die nächste Überraschung. Dort blickte er in die strahlenden Mienen Gnadnits und Henfirs.  
    »Kraeh!«, riefen sie wie aus einem Mund und sprangen auf, ihn zu umarmen. Ihre Gastgeber gewährten ihnen die Zeit, sich über das Wichtigste auszutauschen. Auch die beiden waren nicht weit gekommen, was, wie der Minotaur schleppend erklärte, zu ihren Gunsten ausgefallen war. »Skaarbrok ist gefallen«, führte er in plötzlich sehr ernst gewordenem Ton an. »Heilwig und alle, die es nicht rechtzeitig auf die Schiffe geschafft haben, sind tot.« 
    »Siebenstreich?«, fragte Kraeh und erschauderte davor, nun die Bestätigung zu erhalten, dass sich seine Befürchtungen bewahrheitet haben könnten. 
    »Er lebt«, sagte Henfir. »Die Bastarde haben ihn mit einer Finte aus der Festung

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