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Rabenmond - Der magische Bund

Titel: Rabenmond - Der magische Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Kontinent war von Städten bedeckt, es muss damals Millionen von Menschen gegeben haben und nur ein Bruchteil von ihnen überlebte. Die Überlebenden bildeten die neuen Staaten, die wir heute kennen: Modos und Ghoroma, Wynter, Whalentida... doch sie alle stammen von kleinen Stämmen und Sippschaften ab, die sich unaufhörlich bildeten und auflösten. Das war die Zeit der Räuberbänden und ihrer Reiche, die den gesamten Kontinent überzogen. Sie führten das Prinzip der Volksherrschaft fort, das noch aus der Zeit vor dem großen Krieg stammte. Auch Wynter war ein solches Kleinreich.
    Wann genau Wynter gegründet wurde, kann niemand sagen. Wenn man allerdings die Ruinen betrachtet, ist davon auszugehen, dass die Stadt vor dem großen Krieg schon existierte und schließlich zerstört wurde. In der Zeit der Bandenreiche wurde eine neue, engere Stadtmauer gezogen, weil es viel weniger Bewohner gab. Jeder war in die Entscheidungen der Stadt mit einbezogen. Als die Zahl der Bürger wuchs, mussten Volksvertreter gewählt werden. So bildete sich eine Regierung, in der die weisesten Stadtbewohner von der Mehrheit erwählt wurden und Entscheidungen fällten.
    Aber so sollte es natürlich nicht bleiben. Die Geschichte der Menschen ist stets in Bewegung, nichts ist beständig. Die Weisen von Wynter gerieten in Streit. Weil niemand mehr Entscheidungsmacht hatte als der andere, konnte man keine Lösung finden. So kam es, dass man einen Vorsitzenden wählte; eine einzige Person, die im Falle der Uneinigkeit das letzte Wort hatte.
    Lange Zeit wurde Wynter von einem mächtigen Anführer regiert, ähnlich wie ein König, nur dass er von seinen Beratern bestimmt wurde, die wiederum vom Volk erwählt wurden. Modos und Ghoroma funktionieren heute so, und ich denke, es ist die gerechteste Regierungsform, zu der die Menschen fähig sind. Gewiss werden einige von euch anderer Meinung sein und das ist gut so. Hier wollen wir einander ermutigen, eigene Gedanken zu entwickeln.
    Wynter wuchs, das Zeitalter der Banden verblasste, große Königreiche und Staaten bildeten sich. Naturgemäß führten einige Krieg miteinander, so auch Wynter. Das Reich befand sich in einem erbitterten Kampf gegen ein Land, das es heute nicht mehr gibt - es schloss die südlich gelegenen Wälder Wynters ein und hatte eine Hauptstadt, wo heute die Grenze liegt, aber sie wurde bis auf ihre Grundfesten zerstört. In jenen Tagen ging es den Bürgern von Wynter sehr schlecht. Und wie es in schlechten Zeiten üblich ist, sehnten die Menschen sich nach einem Retter, einem Held, der sie zum Sieg führen konnte. Und er kam. Sein Name war Albathuris. Er war der letzte Herrscher von Wynter, der durch und für das Volk regierte. Er besiegte die Feinde und machte Wynter zu einem ruhmreichen Land. Das Volk liebte ihn so sehr, dass er zeit seines Lebens nicht abgewählt wurde. Als er starb, machte er seine Tochter Jegemäa zur Nachfolgerin. Das war der erste Schritt in die Tyrannei, aber niemand unternahm etwas dagegen.
    Was sich in jenen Tagen genau ereignete, weiß niemand mehr. Die Bücher von damals sind sich uneins darüber, ob Jegemäa, Tochter von Albathuris, eine gute oder schlechte Herrscherin war. Manche Schriften deuten darauf hin, dass ein Geliebter sie stürzte und den Thron an sich riss, andere behaupten, ihr Sohn wurde ihr Nachfolger. Wie dem auch sei, nach ihr tauchten zahlreiche Herrscher auf, die mit Gewalt an die Macht kamen. Wir nennen diese Zeit, die sich fast ein Jahrhundert lang hinzog, die Zeit der Falschen Fürsten. Es waren dunkle Tage für Wynter. Viel Blut wurde vergossen, das Blut von Bürgern. Schließlich tauchte ein Kriegsherr auf. Es hieß, seine Männer besäßen geheimes Wissen aus der Vergangenheit. Gefährliches Wissen. Sie hatten einen Weg ins Jenseits entdeckt und konnten Sterbenden ihre Seele rauben. Dadurch erhielten sie eine finstere Gabe: die Gabe des Gestaltenwandels. Der König selbst fürchtete die dunkle Magie, weil er glaubte, dabei seine eigene Seele zu verlieren. Seinen Bestien aber gab er einen stolzen Namen: Er nannte sie Drachen.
    Was dann geschah, kann man sich denken. Mit ihrer neuen Macht verschworen die Drachen sich gegen ihren Herrn. Sie stürzten ihn, um die ›Menschen von dem Menschen zu befreien‹, und so triumphierte eine neue Elite über Volksherrschaft und Diktatur. Der Palast des letzten Menschenkönigs wurde von den Drachen über die Dekaden zu einer gigantischen verbotenen Stadt ausgebaut. Hier kapselten sie sich

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