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Rabenmond - Der magische Bund

Titel: Rabenmond - Der magische Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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ihr zu schlagen. Das machte sie nur noch verbissener. Vielleicht fehlte ihr die Erfahrung und auch die Körperkraft, aber ihr Wille war stärker als der aller anderen. Sie wollte niemanden beeindrucken, aber sie wollte ernst genommen werden.
    Das erste Mal in ihrem Leben wurde sie in der Art, wie man sie behandelte, daran erinnert, ein Mädchen zu sein. Hatte sie sich im Sommer noch danach gesehnt, so erkannte sie jetzt, wie lästig es war.
    Natürlich gab es Frauen, die sich wie Krieger kleideten und nicht anders behandelt wurden als ihre männlichen Kameraden. Aber die jüngeren von ihnen, die aus Dörfern geflohen waren oder den Gilden entstammten, behielten oft ihre alten Gewohnheiten bei, flochten sich die Haare zu Kränzen und trugen Kleider. Baltibb beobachtete sie mit einer Mischung aus Verachtung und Neid. Sie wollte nicht wie sie sein, zugleich war ihr bewusst, dass sie es auch gar nicht gekonnt hätte.
    Manchmal sah sie Faunia, die durch die Ruinen schlich: das Haar wirr, die Kleider mit Schlamm bespritzt und doch so schön wie von einem Sonnenstrahl verfolgt. Ihre Gegenwart erdrückte Baltibb und das lag nicht nur an ihrem Namen. Alles an dem Mädchen erinnerte sie daran, wer sie war und nie sein konnte.
    Eines Morgens, als Baltibb früher aufgestanden war und Wasser aus dem Brunnen holte, sah sie Faunia mit einem großen Bündel die Stadtmauer entlanglaufen. Sie schien auf dem Weg zum Tor. Dann entdeckte sie Atlas, der ihr nachrannte. Schließlich erreichte er sie und hielt sie fest.
    Die beiden rangen eine Weile miteinander und er redete eindringlich auf sie ein. Am Ende senkte Faunia ihr Bündel und folgte Atlas, der ihr noch immer zuredete, mit versteinerter Miene zurück zum Turm.
    »Eigenartiges Mädchen«, meinte Sethur, der ebenfalls am Brunnen stand und die Szene beobachtet hatte. »Beschließt jeden zweiten Tag zu gehen. Wenn du mich fragst, gehört sie auch nicht hierher.«
    Nachdenklich beobachtete Baltibb, wie die zwei in der Dämmerung verschwanden.
    Nach ein paar Tagen erschien Atlas alleine in der Bibliothek und bei den Mahlzeiten. Faunia hatte Albathuris offenbar verlassen, und auch wenn niemand es erwähnte, war Baltibb nicht die Einzige, die eine Weile verstohlen nach ihr Ausschau hielt.
     
    Eines Abends traf sie sich mit Kasamé in einem leer stehenden Zimmer im Turm, um Messer zu werfen. Die Holzwand zierten die Narben früherer Übungen, und der Boden war voller Wachs, wo in einsamen Nächten Kerzen heruntergebrannt waren.
    »Es ist immer besser, einem direkten Kampf auszuweichen... für uns«, sagte Kasamé plötzlich, während sie sich im Werfen abwechselten. Sie sahen sich nicht an, denn sie wussten beide, dass Kasamé mit »uns« Frauen meinte. Als wäre es eine schmachvolle Schwäche, die sie sich nicht eingestehen wollten, wichen sie dem Wort aus.
    »Bogenschießen, Messer werfen, so was können wir besser als sie. Nur wenn es zu einem Kräftemessen kommt...« Sie verkniff den Mund, während sie ihre Messer schleuderte und ihr Ziel kein einziges Mal verfehlte. »Aber sie unterschätzen uns auch. Das ist unser Vorteil.«
    »Ich will nicht unterschätzt werden«, erwiderte Baltibb fest. Kasamé sah sie an. Baltibb nahm ihr die Messer ab und begann zu werfen. Sie war nicht schlecht, obwohl Kasamé es ihr erst vor Kurzem beigebracht hatte. »Ich brauche keine Vorteile.«
    Darauf schwieg Kasamé. Aber Baltibb wusste, dass die Bogenschützin genau das hatte hören wollen.
     
    Später in der Nacht lag Baltibb wach und drehte eins der Wurfmesser in der Hand, während sie über ihr Gespräch mit Kasamé nachdachte. Ihre Gedanken wanderten zu Matis und den anderen jungen Kriegern. Wenn sie gegen sie antrat, warfen sie ihr Blicke zu, als gäbe es etwas, dessen sie sich schämen müsste.
    Im Mondlicht, das durch die Fensterscharte fiel, betrachtete Baltibb ihr Spiegelbild auf der Klinge. Kurzerhand richtete sie sich auf und schnitt ihren Zopf ab, den sie ihr ganzes Leben lang getragen hatte. Da lag er plötzlich in ihrer Hand wie ein abgetrenntes Körperteil. Sie betastete ihr kurzes Haar. Wie komisch! Mit dem abgeschnittenen Zopf trat sie vor den Kamin. Eine Weile blickte sie in die Flammen, dann ließ sie ihr Haar hineinhängen. Es knisterte, rauchte und verströmte beißenden Gestank. Der Stoff, mit dem der Zopf umwickelt war, fing Feuer. Baltibb hielt ihn, so lange wie sie konnte, ohne sich zu verbrennen. Schließlich ließ sie ihn fallen und sah zu, wie er in Rauch und Funken

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