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Rabenmond - Der magische Bund

Titel: Rabenmond - Der magische Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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die Schatten der Halle. »FEIGLINGE! KÄMPFT!«
    Mit unerschütterlichem Mut stürzte sie sich erneut auf den Fuchs, verfehlte ihn jedoch knapp. In dem Moment stürmten mehrere Räuber zurück. Der Fuchs wurde kleiner, Schwingen sprossen ihm aus den Schultern und er erhob sich in die Dunkelheit. Ein Pfeil zischte los. Der Fuchs stieß ein helles Fauchen aus und stürzte neben das Feuer: Er war in der Seite getroffen. Augenblicklich schmolzen die Flügel fort, nur ein paar blutige Federn schwebten in die Flammen.
    Zwei Räuber warfen sich auf den Fuchs, einen schlug er mit der Tatze nieder, den anderen biss er in den Nacken. Schon eilten neue Angreifer herbei. Eine Eisenkeule sauste auf die Flanke des Tieres nieder und es gab ein schmerzerfülltes Jaulen von sich. Hinkend versuchte der Fuchs, sich seinen Gegnern zu stellen - begrub einen unter seinen Vorderpfoten, biss den anderen in die Seite, stieß den Letzten ins Feuer. Ein vierter warf sich von hinten auf ihn und bohrte ihm seinen Dolch zwischen die Rippen.
    Das Tier wälzte sich auf den Rücken und erdrückte den Mann unter sich. Blut strömte aus der Dolchwunde. Ein letzter Räuber war übrig geblieben, grob und furchterregend wie die lange Axt, die er über dem Fuchs hob. Als die Klinge herabsauste, brüllte er auf. Doch es war kein Kampfschrei, sondern ein Schmerzenslaut: Jemand hatte ihm einen Säbel in den Rücken gerammt.
    Es war Baltibb. Mit einem panischen Schnaufen zerrte sie Marauds Krummsäbel zurück. Der Mann fuhr zu ihr herum. Sie holte aus und schlug diesmal zu, anstatt zu stechen.
    Der Räuber fing den Hieb mit seiner Axt auf. Obwohl er schwer verletzt war, taumelte er nur einen kleinen Schritt zurück. Baltibb hingegen wurde von der Wucht des Zusammenpralls von den Füßen gerissen und fiel hin. Mit einem wutentbrannten Grollen ließ er die Axt auf sie niederfahren. Baltibb rollte sich zur Seite und schlug den Krummsäbel in die nackten Kniekehlen des Räubers. Der Koloss stürzte brüllend vornüber. Schon war Baltibb über ihm, riss seinen Kopf zurück und schnitt ihm in einer hastigen Bewegung die Kehle durch.
    Entsetzliche Stille folgte dem Kampflärm, nur Baltibbs Keuchen war zu hören. Zitternd stieg sie von dem Toten hinunter, den Säbel noch immer umklammernd. Mehrere Gestalten lagen reglos im unruhigen Flammenschein, die anderen Räuber waren geflohen. Baltibb rannte zum Fuchs und schnappte entsetzt nach Luft, als sie die Dolchwunde erkannte.
    Lyrian verwandelte sich zurück. Er troff vor Schweiß und bebte am ganzen Körper, doch die Schmerzen waren wie weggewischt: Der Jungenkörper war unversehrt. Nur sein Herz raste.
    »Der Fuchs ist schwer beschädigt«, stammelte Baltibb.
    »Ich hätte ihn verloren, wenn du nicht dazwischengekommen wärst.« Lyrian sah sie an. »Das war dumm von dir! Du hättest sterben können.«
    Ihre Wangen glühten. Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Kaum hörbar murmelte sie: »Ihr habt mir das Leben gerettet...«
    Lyrian war nicht sicher, welche Regung sich hinter ihrem Blick verbarg. Schließlich drückte er nur ihre Schulter und merkte dabei, dass er immer noch zitterte. Läge es doch an der Erschöpfung und nicht an …
    Getötet.
    ... an diesen verdammten Gedanken. Verflucht, ja, er hatte die Männer getötet! Was war ihm anderes übrig geblieben? Sie hätten Baltibb sonst umgebracht.
    Ihm war mit einem Mal entsetzlich übel.
    Der zarte Menschenhals zwischen seinen Fängen.
    Das Blut platzt hervor wie aus einer Frucht.
    Ein Zittern, ein Krampf, dann der Tod.
    Mit seinen eigenen Händen... die drei Otter hatten Namen gehabt... die drei Füchse, die Schwalben waren blind vor Panik gewesen, mit seinen eigenen Händen -
    »O, Mond!«
    Entfernt vernahm Lyrian leises Winseln. Baltibb kam auf die Füße und stürmte auf den Hund zu, der ängstlich in den Schatten einer umgestürzten Säule kauerte. Lyrian versuchte, das Grauen abzuschütteln. Sie alle drei waren am Leben, daran sollte er denken und nicht an den Blutpreis, den sie für ihre Freiheit gezahlt hatten.
    Er stand auf. Er wollte Baltibb gelassen oder zumindest gefasst ansehen, aber an ihrer sorgenvollen Miene erkannte er, dass es ihm nicht gelang. »Lass uns gehen.«
    Baltibb nickte, dann streifte ihr Blick durch die Halle. »Ich habe meinen Reisesack verloren.« Lyrian beobachtete, wie sie auf eine der Leichen zulief und begann, die Taschen zu durchwühlen. Nachdem sie einen kleinen Geldbeutel gefunden hatte, wandte sie sich dem nächsten

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