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Rabenmond - Der magische Bund

Titel: Rabenmond - Der magische Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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erste und offensichtlichste Weg ist Gewalt. Die Rebellen von Albathuris, die sich schon seit Jahren gegen die Drachen verschwören, rennen mit dem Kopf gegen die Wand. Die Welt lässt sich eben nicht so leicht ändern; da ist es einfacher, sich selbst zu verändern. Der zweite Weg ist der, den ich gegangen bin: Talent. Meiner Kunst verdanke ich nicht nur meinen Stand, meinen Reichtum. Ich verdanke ihr den Eintritt in die Welt der Drachen und all mein Wissen. Mit besonderer Begabung lassen sich so manche Türen öffnen, nur die letzte nicht. Die ins Hinterzimmer der Kaiser... diese Tür öffnet sich nur der Hand eines schönen Mädchens. Die Starken werden gefürchtet, die Talentvollen verehrt, aber die Schönen werden geliebt. Und welche Macht könnte größer sein als die alles zerstörende, alles rettende Macht der Liebe?«
    »Was meinst du?«, fragte sie dumpf, obwohl sie es ganz genau wusste. Hitze, Kälte kribbelte auf ihrer Haut.
    Jagu stützte das Gesicht in die Hand und sah sie nachdenklich an. »Ich glaube«, sagte er langsam, »du bist genau die Richtige, um das Herz eines Jungen zu brechen, der noch nicht weiß, dass er ein Herz besitzt. Ich sehe... Leidenschaft in dir, aber viel stärker noch sehe ich, dass du dich unter Kontrolle hast. Das ist gut. Nur wer sich beherrscht, kann andere beherrschen. Die Frage ist, ob du es möchtest. Ich kann dich zu nichts zwingen. Ich kann dir nur alles anbieten. Macht. Einen Thron. Ich kann dir die Welt bieten, Mion... aber du musst sie wollen. Willst du sie?« Er flüsterte beinahe.
    Mion schwieg, wohlwissend, dass die nächsten Worte ihre Zukunft bestimmen würden. Dann begann sie, nervös zu stottern: »Soll ich vielleicht die - die Geliebte von irgendeinem... was soll das? Was hast du vor?«
    »Es gibt einen jungen Drachen, den ich schon lange beobachte. Ich bin mir sicher, dass es einem Mädchen wie dir gelingen kann, sein Herz zu gewinnen... oder sagen wir, sein Vertrauen. - Schau mich nicht so an, du sollst ihn ja nicht gleich heiraten!«
    »Na dann«, blaffte Mion. »Das wäre ja noch schöner!«
    »Er wird dir das Geheimnis der Gestaltenwandlung verraten.«
    Einerseits sagte Jagu da so unverschämte Dinge, dass sie am liebsten aufgestanden und auf Nimmerwiedersehen gegangen wäre. Andererseits konnte sie nicht aufhören, ihm zuzuhören. Tausend kleine Alarmglöckchen klingelten in ihrem Hinterkopf, aber das taten sie schon seit geraumer Zeit; sie hatte sich mittlerweile daran gewöhnt.
    »Wieso sollte er ausgerechnet mir das Geheimnis verraten?«
    »Weil er dich lieben wird«, erwiderte Jagu schlicht.
    »Ach, Faunia wurde also schon abserviert«, schlussfolgerte Mion in einem kläglichen Versuch, sich darüber lustig zu machen.
    »Nein, Faunia ist ihm noch nicht einmal begegnet. Sie weiß auch nicht, wer er ist, sonst hätte sie ihn wahrscheinlich schon alleine aufgesucht. Aber sie ist nicht die Richtige.«
    »Warum?« Warum bin ich es dann?, dachte sie.
    Jagu breitete die Hände aus. »Aus vielen Gründen. Vor allem ist sie nicht konzentriert genug. Sie freut sich über jede Bewunderung, egal von wem. Sie lebt davon, dass andere sie anhimmeln. Dabei guckt sie nach links und rechts und ist verzückt von den Spiegelbildern, die man ihr vorhält, anstatt geradeaus zu blicken.« Er schüttelte den Kopf. »Solange sie die Hauptrolle in ihrer Tragödie spielt, ist ihr ihr Gegenüber egal.«
    »Du scheinst ihr aber nicht egal zu sein«, warf Mion ein.
    »Können wir das lassen? Hier geht es nicht um kleine Liebeleien. Ich verfolge ein großes Ziel. Und ich brauche eine Partnerin, die dasselbe will wie ich, so sehr wie ich.« Noch einmal beugte er sich zu ihr vor und senkte verschwörerisch die Stimme. Seine Wimpern warfen lange Schatten über seine Wangen. »Willst du die Freiheit, das Höchste zu werden, zu dem du fähig bist? Dann ergreife sie!«
    »Du brauchst mich doch gar nicht. Oder Faunia. Wieso versuchst du nicht selbst dein Glück? Es gibt ja auch Frauen.«
    Ein Zucken ging um Jagus Mund. Zum ersten Mal schien es, als sei ihm das Gespräch unangenehm. »Ich fürchte, ich bin nicht besonders liebenswert.«
    »Das ist doch Unsinn!« Mion errötete.
    »Frauen teilen ihre Geheimnisse nicht, wenn sie lieben«, fuhr er fort, doch seine Stimme klang noch immer belegt. »Schon gar nicht, wenn es um Macht geht.«
    »Ach, und das weißt du so genau, weil du eine Frau bist.« Er lächelte müde. »Ich weiß mehr über Frauen als du, glaube ich.«
    Gekränkt schob sie

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