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Rabenmond - Der magische Bund

Titel: Rabenmond - Der magische Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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zwischen rosigen Lippen - Klauen, eine einzige Klaue, wo ein Daumen hätte sein sollen, und Flügel! Prächtige weiße Flügel und schwarze Federfluten wie imposante Umhänge. Pfauenfedern und Rabenschnäbel, dazu die zartesten Fellmuster wie ein Schimmer über milchiger Haut, Schmetterlingsmasken, die gar keine Masken waren - und immer wieder, überall, blitzende Raubtierfänge, umrahmt von samtenen Menschenmündern. Ja, vielleicht waren nicht einmal die vielen Tiere das Verwunderliche, sondern das, was an Menschen erinnerte. Zarte weibliche Unterarme zwischen Fingern mit Katzenklauen und glänzendem Bärenfell - der Hals eines Mannes, mit feinen Falkenfedern im Nacken. Mion, die allem Anstand zum Trotz mit großen Augen starrte und sich nicht sattsehen konnte, fühlte sich wie in einer gläsernen, vor Duft, Musik, Gold und Smaragd, Karmesin und Tiefblau überquellenden Märchenwelt.
    In der Menge schwammen Gesichter von Gildenmitgliedern, die sie kannte und die ihr und Jagu zunickten. Mion wusste nicht, ob sie die Grüße erwiderte. Sie spürte nur, wie Jagu sie immer wieder am Arm zog, und dann verneigte sie sich tief, weil ein Drache an ihnen vorüberschwebte, und alle Gespräche verstummten im Rauschen der Kleider.
    Die Musik endete und ein Beben schien durch die Menge zu gehen. Ein gemeinsames Luftanhalten, das für einen kurzen Augenblick im ganzen Pavillon zu spüren war.
    Durch eines der hohen Portale schwebte ein Adler, mindestens doppelt so groß wie ein gewöhnliches Tier. Die majestätischen Flügel schienen einen Schweif Licht hinter sich herzuziehen, wohl wegen des erleuchteten Kuppeldaches. Geschmeidig landete er auf der erhöhten Tanzfläche in der Mitte des Pavillons, die zwei Meter vom Boden getrennt und über keine Treppe zu erreichen war. Als der Adler landete, schmolz der Tierkörper fort, und ein großer, hagerer Mann in einer imposanten Robe voller Diamanten und Rubine erschien wie aus dem Nichts. Mion unterdrückte einen überraschten Ausruf. Offenbar sah nicht nur sie eine Drachenverwandlung zum ersten Mal, denn im ganzen Saal erklangen Laute des Erstaunens.
    »Der Kaiser«, flüsterte es überall, wie ein Vibrieren lief es durch das Publikum.
    Träge breitete er die Arme aus. »Meine treuen Menschen! Seid willkommen zu den Festlichkeiten der Sommersonnenwende. Heute Nacht wollen wir euch für eure Dienste danken. Speist und tanzt mit uns. Wie immer wird sich die Kaiserin eure Wünsche und Bittgesuche anhören.«
    Heftiger Jubel erscholl, den die monotone Rede kaum rechtfertigte. Dann gingen alle auf die Knie. Auch Jagu kniete nieder, doch er klatschte nicht und senkte nicht das Haupt. Niemand schien es zu bemerken außer Mion.
    In den Jubel hinein mischte sich die Musik des Orchesters und nun flogen von überall Vögel zum Kaiser - rote und goldene Singvögel, schwarze Elstern und braune Falken, Tauben und Schneeeulen in allen erdenklichen Größen. Oben wurden sie zu menschenähnlichen Wesen und begannen zu tanzen.
    Die Gildenmitglieder taten es ihnen gleich. Bald war alles erfüllt von sich drehenden Paaren, die über den spiegelglatten Boden schwebten. Mion erwartete, dass Jagu mit ihr tanzen würde, aber er stand unbeweglich in der Menge und starrte hinaus.
    Sie zupfte ihn am Ärmel. »Ist irgendwas?«
    Er schüttelte den Kopf, drehte sich um und drängte sich an den Rand der Halle, wo Diener mit Wein bereitstanden. Doch er trank nichts, legte bloß die Hände auf den Gehstock und beobachtete den Pavillon. Dass Mion ihm gefolgt war, schien er kaum zu registrieren.
    Er hielt wahrscheinlich nach dem einen Drachen Ausschau. Stumm nahm sie neben ihm Stellung und folgte seinem Blick. Aber sie entdeckte nichts, sie wusste ja nicht, wonach sie suchen sollte.
    »Wie sieht er aus?«, versuchte sie so beiläufig wie möglich zu fragen. Im Gegensatz zu Jagu hatte sie Durst und ließ sich Wein geben.
    »Du musst ihn nicht erkennen. Er muss nur dich sehen. Er wird den ersten Schritt tun.«
    Ungeduldig atmete Mion aus. Jetzt war es genug mit der Geheimniskrämerei. »Wieso sagst du mir nicht einfach, wer es ist? Kann ja sein, dass mir ein anderer über den Weg läuft, und dann halte ich den für ihn.«
    Jagu hörte nur halb hin. Mion entdeckte nicht weit entfernt Atlas und seinen Vater, umringt von einer Gruppe Gildenmitglieder. Atlas blickte zu ihr herüber und winkte. Mion lächelte, so gut die Prellungen es zuließen. Er verabschiedete sich von den Umstehenden und kam auf sie zu.
    In dem Moment

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