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Rabenmond - Der magische Bund

Titel: Rabenmond - Der magische Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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flog eine Amsel herein. Abermals verstummte die Musik, und alle Drachen hielten inne, um sich tief zu verbeugen. Natürlich taten die Menschen sofort dasselbe.
    Der Vogel schwebte zum Thron, der am Rand des Pavillons auf einem Sockel stand, und verwandelte sich in die Kaiserin. Viel war von ihr nicht zu erkennen, da ihre Gewänder sie fast ganz verschluckten: Ein weiter Rock aus schwarzem Tüll und Diamanten ergoss sich über den Boden, aufgebauschte Ärmel und aus den Schultern ragende Federn umrahmten ihr Gesicht. Ein Diadem saß wie ein aufgehender Stern zwischen schwarzen Haarkränzen. Das kleine Frauengesicht verlor sich darin wie ein Vollmond im Nachthimmel.
    »Willkommen«, sagte sie, als ihre Arme auf den Lehnen ruhten. Obwohl man sie im ganzen Pavillon vernahm, klang ihre Stimme leise. Vielleicht weil es so mucksmäuschenstill war. »Tretet vor, Menschen, die ihr eine Bitte habt, und ich will eure Wünsche erfüllen.«
    Geduldig wartete die Kaiserin den Beifall ab. Dann kamen die ersten Menschen auf die Empore zu. Auch Jagu ging hin. Verwirrt folgte Mion ihm, während die Musik einsetzte und die Tänze und Gespräche wieder aufgenommen wurden.
    »Jagu... was hast du vor?«
    Er drehte sich halb zu ihr um, sodass sie sein nervöses Lächeln sah. »Tanz mit jemandem oder irgendwas, aber pass auf, dass du für die Drachen dort oben sichtbar bleibst.«
    »Ich habe gefragt, was du vorhast.«
    »Warte hier.«
    Sprachlos blieb Mion stehen und sah ihm nach. Er konnte sie doch nicht... einfach so... Ohne noch einmal zu ihr zurückzublicken, stellte er sich in der Reihe an, die sich vor der Thronempore bildete. Um was wollte er die Kaiserin bitten? Um ihren Segen bei dem Plan, das Geheimnis der Drachen zu stehlen?
    »Mion! Herzlichen Glückwunsch zum Sieg, obwohl ich mich schon in einer moralischen Zwickmühle befinde wegen Faunias Nieder...« Atlas verstummte, als er sie erreichte, und starrte sie entsetzt an. »Was - bei allen - haben die Sphinxe dich gekaut und ausgespuckt?«
    Mion seufzte tief. Dann erzählte sie Atlas von ihrem Kampf mit Faunia. »Tut mir leid, was aus dem Kleid geworden ist«, schloss sie und ließ unmutig die Arme hängen.
    »Das Kleid ist doch egal...« Kurz irrte Atlas’ Blick darüber, und Mion spürte, wie viel Mühe es ihn kostete, das zu sagen. »Viel wichtiger ist, wie es Faunia geht. Wo ist sie jetzt?«
    »Im Bett, schätze ich.«
    Er zog die Stirn kraus. »Sie ist ohnmächtig geworden und ihr habt sie einfach ins Bett gesteckt und seid weggefahren?«
    »Sie war ja nicht ohnmächtig. Nicht direkt.«
    »Was ist, wenn sie stirbt?!«
    »Sterben - Atlas! So schlimm war es auch wieder nicht.«
    »Sie ist umgekippt«, knurrte er. »Und ihr vergnügt euch auf dem Fest.«
    Mion starrte ihn an. »Sehe ich vergnügt aus? Außerdem ist Faunia nicht das Opfer, sie hat angefangen. Schön, dass du so rührend um mich besorgt bist.«
    »Ich mache mir Sorgen um dich. Weil euer Meister euch gegeneinander aufhetzt«, sagte Atlas dunkel. »Es ist seine Schuld. Wie kann er Faunia in so einem Zustand alleine lassen? Auch wenn er nicht euer Vater ist, als Meister hat er Verpflichtungen.«
    Mion war so ärgerlich, dass sie keine Worte fand. Dabei war sie sich nicht einmal sicher, wer an ihrer schlechten Laune Schuld trug, Atlas oder Faunia oder gar Jagu.
    »Hör auf, so abfällig über ihn zu reden. Du kennst ihn nicht.«
    »Das muss ich nicht. Ich sehe seine Lehrlinge und weiß mehr über ihn, als ich möchte.«
    »Vielleicht weißt du nicht immer so viel, wie du denkst!« Verwirrt stapfte sie davon und zerrte sich im Gehen das Kleid höher. Atlas hielt sie nicht zurück. Vielleicht machte sie das noch wütender und trauriger als seine schlechte Meinung von Jagu.

Am Fluss
    J agu stand noch immer in der Schlange vor der Thronempore an, drehte nervös seinen Gehstock und schien vergessen zu haben, dass Mion existierte. Weil sie sich von Atlas beobachtet fühlte, strich sie mit heiterer Miene zwischen Büfetts und Tanzfläche umher, doch als sie ihn in der Menge erspähte, unterhielt er sich mit Bekannten. Es wäre ihr lieber gewesen, wenn er einsam im Schatten einer Säule herumgelungert und zu ihr herübergeschielt hätte.
    Halbherzig grüßte sie Gildenmitglieder, die ihr über den Weg liefen, aber im Grunde hatte sie keine Lust, mit ihnen zu reden. Vor allem hatte sie keine Lust, brav Jagus Anweisungen zu befolgen. Sich sehen lassen...
    Sie würde sich von niemandem sehen lassen, solange Jagu sie nicht

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