Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
Vom Netzwerk:
wegzuwerfen und verbissen das Nichts zu suchen.
    „ Ja“, sagte sie, „es kann schon sein, dass sie’s tut.“
    „ Das deckt sich mit meinen Befürchtungen.“
    Elsa schaute auf. Er meinte es ganz ernst.
    „ Hast du mir nicht mal erklärt, sie sei der gütigste Mensch, den es gibt?“
    „ Ich bin von ihrer grundsätzlichen Gutmütigkeit überzeugt“, sagte er. „Aber sie war nie einfach, sie ist Ulissa ähnlicher, als die Leute denken. Das bedeutet, dass sie gut im Austeilen ist und sich nicht immer beliebt macht, aber einen starken Gerechtigkeitssinn hat. Das Problem ist, dass solche Leute Fehler machen, wenn sie verzweifelt sind. Sie war sicher verzweifelt, als sie Gerard ermordet hat, aber sie wird heute noch viel verzweifelter sein, in dem Wissen, dass sie es nicht rückgängig machen kann.“
    „ Sie hat ihn wirklich umgebracht?“
    „ Sie hat es tun lassen.“
    „ Warum?“
    „ Ich vermute, er hat sie fallen lassen, nachdem er die Wahrheit über sie herausgefunden hat.“
    Elsa dachte an Morawenas Gesichtsausdruck, als sie über Gerard gesprochen hatte.
    „ Sie mochte ihn“, sagte Elsa. „Sie mag ihn immer noch. Das habe ich ihr angesehen, als sie mir von ihm erzählt hat.“
    Anbar nickte langsam.
    „ Sie war verrückt nach ihm. Zu verrückt wahrscheinlich. Aber reden wir über das Buch. Ich gebe es dir, wenn du mir etwas versprichst.“
    Das klang nun völlig unglaubwürdig.
    „ Du gibst es mir? Was für ein Versprechen soll das sein?“
    „ Ich möchte, dass du mir alles erzählst, was du über das Buch und seine Hintergründe weißt.“
    „ Das ist nicht viel.“
    „ Wir werden sehen.“
    Elsa starrte ihn an. Er lachte über ihren Unglauben.
    „ Es ist kein Trick“, sagte er. „Dort liegt es.“
    Er zeigte zum Nachtschrank und Elsa drehte den Kopf. Tatsächlich – das begehrte Buch befand sich dort, es hatte die ganze Zeit dort gelegen, während sie gesprochen hatten, aber sie hatte es nicht gesehen. Er musste es dort hingelegt haben, als er gekommen war.
    „ Das soll kein Trick sein?“, fragte sie skeptisch.
    „ Wir beide wissen, dass du in Krisensituationen stärker bist als ich“, erklärte er ihr. „Also musst du keine Angst haben, dass ich es plötzlich an mich reiße. Es gehört dir.“
    Sie prüfte noch einmal, ob er auch keinen verdächtigen Eindruck machte, dann stand sie auf, um ihr Buch zu holen. Sie verspürte ein tiefes Glücksgefühl, als sie es in beide Hände nahm und durchblätterte. Das war ihr Buch! Es fühlte sich an, als hätte es schon immer zu ihr gehört und sei nun an seinen angestammten Platz zurückgekehrt. Dabei wusste sie, dass es nur für kurze Zeit bei ihr bleiben konnte. Was hatte er eben noch gesagt? Ach ja – dass sie in Krisensituationen stärker sei als er.
    „ Amandis hat mir erzählt, dass du Kopfschmerzen hattest“, sagte sie, „und Schwindelgefühle. Aber du warst ja selbst schuld.“
    „ Findest du?“
    Elsa wusste überhaupt nicht, was los war. Die Sonne stand jetzt so tief, dass sie das ganze Zimmer mit Licht überflutete. Es war ein gemütlicher Ort, ein sicherer, zumindest für diesen Augenblick. Weil sie das Buch hatte. Aber warum fühlte sie sich so wohl damit? Sie blieb stehen, wo sie war, neben dem Nachtschrank, denn sie wollte nicht, dass ihr wertvoller Schatz, an dem ihr Leben hing, in Anbars Reichweite geriet.
    „ Mir kam schon die Idee“, sagte sie, „dass du mir gar nicht den Hals durchschneiden wolltest, sondern es nur auf den Reif abgesehen hattest. Damit ich verschwinde. Stimmt das?“
    „ Du kommst auf alberne Ideen. Dich ins nächste Leben zu befördern war zu dem Zeitpunkt das vorrangige Ziel aller Ausgleicher. Die Hochwelten wollten sich erst gar nicht mit dem Verfahren aufhalten, sondern die Gefahr möglichst schnell bannen, auch wenn es nur vorübergehend wäre.“
    „ Was du ja getan hast. Ja, je länger ich darüber nachdenke …“
    „ Wenn du glaubst, ich sei generell zu sanftmütig, dich über die Klinge springen zu lassen, dann täuscht du dich!“
    Das war nun finster gesprochen, mit einem entsprechenden Gesichtsausdruck, aber Elsa glaubte nicht daran.
    „ Du lügst andauernd. Ist das weit verbreitet unter euch tugendhaften Antolianern?“
    „ Nein, ich bin eine unrühmliche Ausnahme“, sagte er. „Die Relings haben mich verdorben.“
    „ Das erinnert mich an etwas, das mir Ulissa erzählt hat: dass du im Grunde mit Sistra zusammensteckst und ihr beide macht, was ihr wollt.“
    „ Ja, das

Weitere Kostenlose Bücher