Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
Vom Netzwerk:
dachte Ulissa“, sagte er. „Es hat sie immer furchtbar aufgeregt.“
    „ Dann stimmt es also?“
    „ Ich mache mich bestimmt nicht zu Sistras Werkzeug. Auch wenn ich ihren Ansichten ab und zu etwas abgewinnen kann. Es ist nicht schlecht, wenn man seine Gegenspieler versteht. Es kann nur nützlich sein.“
    „ Sistra kann deinen Ansichten auch ab und zu etwas abgewinnen?“
    „ Ja, so ist es.“
    „ Dann findest du es gut, dass sie Raben in Käfige sperrt und dort vergammeln lässt?“
    Hier stand Anbar unvermittelt auf, worüber sie erschrak. Sie machte einen Schritt rückwärts, das Buch an sich gedrückt.
    „ Ich setze mich nur auf den anderen Stuhl, wenn es dir recht ist, weil die Sonne mich blendet“, erklärte er. Sie sah, dass es stimmte, ein heller Streifen aus Licht lag auf seinem Gesicht und verschwand nun in Richtung Wand, da Anbar auf der anderen Seite des Tisches Platz nahm, den Stuhl ihr zugewandt.
    „ Ich mag es nicht“, antwortete er nun auf ihre Frage. „Es leuchtet mir zwar ein, dass der Käfig die sicherste Aufbewahrungsmöglichkeit für einen Raben ist, aber als Antolianer lehne ich eine so grausame Unterbringung von Gefangenen ab. Wenn es stimmt, was Sistra und viele andere Möwen glauben, nämlich dass ein oder mehrere Raben noch eine wichtige Rolle im Ablauf der Weltengeschichte spielen werden – wenn sie auch keine Ahnung haben, welche – dann ist es nur schlüssig, die Raben aus dem Verkehr zu ziehen und unschädlich zu machen, aber am Leben zu lassen. In Sistras Augen ist das Verfahren, das die Hochwelten entwickelt haben, um euch auszulöschen, eine Katastrophe. Aber es gibt auch Möwen, die das Verfahren sehr schätzen. Du kennst Ega Miss?“
    Den Namen hörte Elsa gar nicht gern.
    „ Ja, natürlich. Das weißt du.“
    „ Sie strebt ein Bündnis mit den Hochwelten an, da sie im Verfahren die einzig sinnvolle Lösung für das Rabenproblem sieht. Für das Problem, das sie mit dir hat, insbesondere, da du ja den guten Edon auf dem Gewissen hast.“
    „ Er ist überhaupt nicht gut gewesen!“, rief sie. „Es war Notwehr!“
    „ Ja, natürlich“, sagte er beschwichtigend, „ich mache dir ja keinen Vorwurf. Er wollte dich umbringen, vorher hast du ihn umgebracht, so etwas passiert nun mal im Krieg. Es haben ein paar Gerüchte über die Art und Weise seines Ablebens die Runde gemacht, die mich im Nachhinein froh machen, dass ich mit einer einfachen Kopfnuss davongekommen bin. Aber Ulissa hätte dich beglückwünscht, da bin ich sicher.“
    „ Warum?“
    „ Sie hat ihn gehasst“, sagte er schlicht.
    Sie hatte den Eindruck, dass er Ulissas Meinung über Edon teilte. Er wollte aber kein weiteres Wort darüber verlieren, das war ihm deutlich anzusehen. Elsa war das nur recht. Sie schaute aus dem Fenster in den dunkelblauen Himmel, über den kleine, weiße Wolken zogen.
    „ Weißt du immer noch nicht, warum du Ulissa so ähnlich siehst?“, fragte Anbar.
    Elsa riss sich von den Wolken los. Sie sah kurz Anbar an, beschloss dann, dass es keinen Unterschied machte, ob er es wusste oder nicht, und ging an ihm vorbei zu der Wand, an der die Zeichnung von Agnes hing. Als sie das Bild von der Wand nahm, wirbelte sie eine Menge Staub auf, der im Licht leuchtete.
    „ Hier!“, sagte sie und reicht es Anbar. „Das kam mir schon immer bekannt vor.“
    Er schaute sich das Bild an und sah dann zu Elsa auf.
    „ Es sieht dem Mädchen wirklich ähnlich. Ich glaube, Ulissa hat das Bild gezeichnet. Kann das sein?“
    „ Ja, glaube ich auch. Hast du Agnes gekannt?“
    Er nickte.
    „ Ich habe sie in dem Sommer kennengelernt, als Nada mit ihr aus Trotz zurückkam. Nada hatte nicht viel Zeit für sie, weil er Gerard vertreten musste, der auf einer großen Reise war. Das war schlimm, denn Agnes wurde nicht gut behandelt und schloss auch keine Freundschaften. Wir dachten, es tue dem Mädchen vielleicht gut, wenn Ulissa und Amandis ihre Ferien hier verbringen würden. Aber gleich bei der ersten Begegnung machte es Ulissa Spaß, die ängstliche Agnes zu Tode zu erschrecken, wie es nun mal Ulissas Art war. Das Mädchen ist in Tränen ausgebrochen und Amandis wollte es trösten. Sie hat Agnes ihre Schildkrötendose geschenkt. Das ist die Dose, die hinter dir im Regal steht.“
    Elsa drehte sich um. Da stand sie, die Dose, auf ihren vier Beinen und hatte sich in all der Zeit nicht vom Fleck bewegt.
    „ Agnes mochte die Dose“, fuhr er fort. „Sie trug sie überall mit sich herum. Ich muss dir

Weitere Kostenlose Bücher