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Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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machte. Dort, wo einmal die Stadt gewesen war, hieß es, klaffte ein tiefes Loch im Untergrund. Ein bodenloses Loch, in dem die Vernichtung tobte. Niemand konnte es je erreichen, geschweige denn betreten, ohne zermalmt zu werden. Doch je länger die Zerstörung der Wüstenstadt zurücklag, desto mehr Träume und Theorien rankten sich um das bodenlose Loch. Womöglich, überlegten die gelehrten Weißen, existierte die Wüstenstadt immer noch, jenseits des Lochs, in ihrem alten Glanz. Sie wieder auferstehen zu lassen, musste das Ziel allen Forschens sein.
     
    Gaiuper wusste, dass es viele Welten gab, in denen es zerstörte, unbewohnbare Landstriche gab. Vulkanlandschaften, Welten, die von großen Meteoriten getroffen worden waren, allgemeine Verseuchungen durch Bomben und andere Experimente, das war nichts Ungewöhnliches in der Weltenlandschaft – unzählige Orte konnten gemeint sein. Doch für Sommerhalt und seine giftige Mitte sprachen viele Kleinigkeiten: Da war der Name Sommerhalt, der an den ewigen Sommer erinnerte, von dem Bolhin erzählte, und die Tatsache, dass das Buch, das vorher niemandem bekannt gewesen war, in Sommerhalt aufgetaucht war und sich ausgerechnet im Besitz des Königs befand. Eines Königs, der sich begeistert mit der Katastrophengeschichte seines Landes beschäftigt und sogar ein Buch darüber geschrieben hatte. Ein Buch, dessen Legenden sich auffallend mit Bolhins Erzählung deckten. Konnte es Zufall sein, dass sich die Möwen in Sommerhalt eingenistet hatten? War es nicht bemerkenswert, dass Raben in diesem Land aufgetaucht waren, die scheinbar aus einem anderen Universum stammten? Warum hatte König Nada so einflussreiche Freunde, sowohl unter den Möwen als auch unter den Ausgleichern? Alle Spuren führten nach Feuersand. Doch um sicherzugehen, musste Gaiuper den König noch einmal befragen.
    Es klopfte an der Tür. Der Klopfer wartete nicht, bis er hereingebeten wurde, sondern er trat sofort ein und schloss die Tür hinter sich. Es war Unass.
    „ Willst du sie immer noch mitnehmen?“, fragte er.
    Gaiuper streckte sich auf seinem Hocker und nahm eine entspannte Haltung ein.
    „ Aber natürlich. Sie wird Nada zum Reden bringen.“
    „ Kann schon sein, aber wenn die Ganduup so gut aufpassen, wie sie behaupten, dann werden sie uns auf den Fersen sein. Und zwar ganz schnell!“
    Unass sah wütend aus.
    „ Ist das meine Schuld?“, fragte Gaiuper.
    „ Vielleicht sollten wir noch warten, bis die Ganduup sich beruhigt haben.“
    „ Auf gar keinen Fall“, sagte Gaiuper. „Überleg dir lieber, wie wir ihr eine Nachricht zukommen lassen können, ohne dass die Ganduup etwas mitbekommen.“
    „ Was für eine Nachricht?“
    Gaiuper sah Unass eine Weile an, als würde er sich gerade eben einen sorgfältigen Plan zurechtlegen. Dabei stand der Plan längst fest. In Wirklichkeit schätzte Gaiuper ab, wie lange er wohl noch auf Unass’ Ergebenheit zählen konnte. Dem so genannten Oberpriester waren in der letzten Nacht Zweifel gekommen. Als Gaiuper seine neuen Kräfte ausprobiert hatte, indem er über die nächtlichen Wälder geflogen war, in Gestalt aller möglichen fliegenden Geschöpfe, da hatte Unass am Boden gestanden und in den Himmel geschaut. Seitdem stand ihm das Misstrauen ins Gesicht geschrieben. Denn Gaiuper konnte fliegen und er nicht. Gaiuper konnte den Zwischenraum betreten, doch Unass nicht. Unass war gewissenlos genug, um sich vorstellen zu können, dass Gaiuper ihn nur benutzte. Dass er ihn am Ende hintergehen und wegwerfen würde, ebenso wie alle anderen. Unass war kurz davor, dies zu begreifen, aber noch war Gaiuper auf Unass’ Hilfe angewiesen. Alleine konnte er Morawena nicht unschädlich machen.
    Gaiuper nahm den Stift auf, der neben dem weißen Papier auf dem Tisch lag, und schrieb schnell ein paar Zeilen. Dann faltete er das Papier zusammen, bis es nicht mehr größer war als die Handfläche einer Frau.
    „ Sieh zu, dass es niemand sieht oder bemerkt. Glaub mir, Nada kennt des Rätsels Lösung. Wenn ich alleine gehen wollte, dann bräuchte ich weder dich noch Morawena noch sonst irgendjemanden. Ich könnte mich sofort auf den Weg machen. Aber ich halte mein Versprechen gegenüber meinen treuesten Dienern.“
    Während er das sagte, blickte Gaiuper seinem Verbündeten offen in die Augen. Dennoch log er. Es gab keine Lösung welchen Rätsels auch immer, die es Unass erlauben würde, mit Gaiuper das Tor im Inneren von Feuersand zu durchschreiten. Natürlich hatte

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