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Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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nicht gemerkt. Es hatte Spaß gemacht und wäre harmlos geblieben, wenn man sie nicht entführt hätte.
    „ Es ist übrigens eine Legende, die die Möwen überliefert haben“, sagte Romer. „Deswegen kommen die Raben besonders böse dabei weg. Ob alle Raben ursprünglich böse gewesen sind, wer weiß das schon? Jedenfalls wurden eines Tages die Möwen dazu berufen, die Raben zu jagen. Mit Hilfe einer Rabenfeder, die aus dem Anbeginn der Zeiten stammte, wurden Menschen dazu ausgebildet, die Räume zwischen den Welten zu durchstreifen und die Raben dort zu bekämpfen. Das Talent dieser Menschen, im Zwischenraum zu bestehen, wurde von Generation zu Generation vererbt. Während die Raben dunkel waren, sahen sich ihre Jäger gerne als weiße Geschöpfe des Lichts. Ihr Symbol wurde die Möwe, die leuchtend weiß über das Meer jagt und verbissen an ihrem Ziel festhält, auch wenn es sie das Leben kostet. So jagten die Möwen die Raben und sperrten sie in Käfige. Die wütenden Raben beschlossen daraufhin, die Welten in menschlicher Gestalt zu besuchen und auf menschliche Weise zu bekämpfen. Es folgten die schlimmsten Kriege der Weltengeschichte. Als die Raben erkannten, dass sie ihre Macht nicht zurückgewinnen konnten, vereinigten sie sich zu einem einzigen Raben. Er war maßlos stark und zwang die Welten fast in die Knie. Doch bis zum heutigen Tag siegen die Möwen über ihn, indem sie ihn einsperren oder jagen.“
    „ Dieser Rabe sitzt in Sistras Käfig?“
    „ Genau. Sie fingen ihn vor Jahren ein, als König Gerard ermordet wurde.“
    „ Aber davon weiß der König nichts – er hat mich eingesperrt, weil er geglaubt hat, ich sei mit dem Raben gekommen.“
    „ König Nada weiß wahrscheinlich wenig“, sagte Romer. „Möchtest du noch Tee?“
    Elsa schob ihre Tasse hin.
    „ Sommerhalt ist eine rückständige Welt – zumindest aus der Sicht der Möwen und Ausgleicher, die schon sehr viel mehr gesehen haben. Die Sommerhalter selbst wissen nichts von anderen Welten. Ich selbst wusste auch nichts von anderen Welten, als ich hier aufgewachsen bin. Mein Großvater war ein Ausgleicher aus Antolia. Irgendwann beschloss er, kein Ausgleicher mehr zu sein, und erzog seinen Sohn und die Kinder seines Sohns zu normalen Bürgern einer gewöhnlichen Welt. Kurz bevor er starb, klärte er uns über unsere Herkunft auf.“
    Als er das erzählte, hörte Romer zu lächeln auf und starrte vor sich hin. Elsa sah, dass ihm dieser Umstand, dass er so lange ahnungslos gewesen war, zu schaffen machte.
    „ Hast du vielleicht Hunger?“, fragte er auf einmal. „Hier müssen irgendwo noch Brotas herumliegen.“
    Er sprang auf und öffnete mehrere Küchenschränke.
    „ Diese Alte Welt, in der alles angefangen hat – wo ist die?“, fragte Elsa.
    Romer fand eine Tüte mit schwarz-weißem Gebäck. Er roch daran und nickte.
    „ Das kann man essen“, sagte er, schüttete das Gebäck auf einen Teller und stellte es auf den Tisch. „Die Alte Welt ist längst untergegangen, zerstört in den ersten großen Kriegen. Heißt es.“
    „ Aber hast du nicht gesagt, dass der Rabe immer noch versucht, in die Alte Welt zurückzukehren?“
    „ Es könnte sein, dass ihre Überreste noch existieren“, antwortete er und setzte sich wieder an den Tisch. „Ob etwas Wahres daran ist, weiß man nicht, doch es scheint einen Weg zu geben, der einen Raben allmächtig macht und den Rest der Menschheit zerstört. Danach trachtet der Rabe und darum wird er bekämpft. Willst du nichts essen?
    „ Danke, nein“, sagte Elsa. „Was ist mit den Ausgleichern? Wo kommen die her?“
    „ Die Möwen wurden irgendwann sehr mächtig und auch selbstherrlich. Um ihnen nicht ausgeliefert zu sein, entstand die Bewegung der Ausgleicher. Diese Menschen wachen über Raben und Möwen, sie sind die Grauen zwischen den Schwarzen und den Weißen. Man hat sie schon Falken getauft oder auch Spatzen, aber am Ende sind sie immer die Ausgleicher: die Menschen, die von sich sagen, dass sie die Gerechtigkeit vertreten.“
    „ Du bist kein Ausgleicher?“
    „ Nein. Ich wäre vielleicht einer, wenn man mich nicht im Dunkeln über meine Herkunft gelassen hätte. Aber so habe ich den Anschluss verpasst und gelte nichts in Antolia.“
    „ Die Ausgleicher wohnen in Antolia?“
    „ So kann man es auch nennen“, sagte Romer und fand sein Lächeln wieder. „Antolia ist die größte der Hochwelten und in den Hochwelten sind die meisten Menschen Ausgleicher oder halten sich dafür. Der

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