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Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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Ich weiß, ich müsste es auch können, aber hab nun mal keine Ahnung, wie es geht. Bring mich nach Hause und ich werde meine Welt nie wieder verlassen!“
    „ Das Versprechen könntest du nicht halten“, sagte er. „Trotzdem würde ich dir den Gefallen tun, zumindest fürs Erste. Ich würde es tun, wenn ich wüsste, wo dieses Istland ist. Bisher suche ich danach, aber es gibt sehr viele Welten mit sehr vielen Namen und Istland scheint nicht gerade zu den Flecken Erde zu gehören, denen irgendjemand eine Bedeutung beimisst.“
    „ Du musst es finden!“, bat Elsa. „Ich bin dort zu Hause, ich will zurück zu meinen Eltern. Es ist mir egal, ob sie meine richtigen Eltern sind. Ich will nur heim! Bitte!“
    „ Du brauchst mich gar nicht so anzubetteln“, sagte Anbar und über seine sonst so ungerührten Gesichtszüge glitt immerhin die Andeutung eines Lächelns. „An meinem guten Willen fehlt es ja nicht. Eines Tages werde ich wissen, wo dieses Istland ist, aber selbst wenn ich es jetzt wüsste, hättest du noch eine Schwierigkeit zu bewältigen.“
    „ Was für eine?“
    „ Schau mal in den Spiegel“, sagte er.
    Romer lachte laut auf.
    „ Das ist wahr!“, rief er. „Deine plötzliche Schönheit würde deine Eltern sehr verstören!“
    Das hatte Elsa ganz vergessen. Sie sah wie Amandis aus, warum auch immer, und so konnte sie nicht nach Istland zurückgehen.
    „ Was soll ich tun?“, fragte sie. „Wie kann ich das ändern?“
    „ Wie bist du an das Gesicht gekommen?“, fragte Anbar zurück. „Hast du nichts getan, als es passiert ist?“
    „ Nein“, sagte sie. „Ich hatte nur Angst. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich in Luft auflöse, aber ich habe mich gar nicht aufgelöst, sondern nur verändert.“
    „ Das ist doch schon mal was. Erinnere dich an das Gefühl. An das Gefühl, wie du dich in Luft aufgelöst hast. Nach allem, was ich weiß, verwenden Raben den Zwischenraum, um sich zu verwandeln. Erinnere dich und übe, mehr kann ich dir nicht raten. Wir müssen noch dieses unsinnige Fest abwarten, die Tore werden gerade zu häufig benutzt. Aber wenn es vorbei ist und alle Gäste fort, dann schaffen wir dich hier weg. Pass gut auf sie auf, Romer, ich verlasse mich auf dich!“
    Mit diesen Worten war Anbar schon wieder halb aus der Tür. Romer lief ihm in den Flur hinterher.
    „ Bleibt es dabei, dass ich morgen zu dem Fest gehe?“, hörte Elsa ihn fragen.
    „ Ja, das könnte hilfreich sein.“
    „ Was ist mit dem Treffen heute Abend im Roten Hahn?“
    „ Geh ruhig“, erwiderte Anbar, „wenn sie wegläuft, ist sie selber Schuld.“
    Elsa vernahm, wie Anbar die Wohnung verließ und Romer die Tür hinter ihm schloss.
    „ Ich zeige dir am besten, wo du heute Nacht schlafen kannst“, sagte er, als er in die Küche zurückkam. „Ich werde erst spät zurückkommen.“
    „ Aus dem Roten Hahn?“
    „ Ja. Da treffe ich Freunde aus meiner Zeit an der Militärakademie. Wenn jemand Bescheid weiß, was in Sommerhalt so abläuft, dann erfahre ich es dort.“
    „ Was könnte denn in Sommerhalt ablaufen?“
    „ Wir Soldaten von König Nada hören und sehen manchmal mehr als die Möwen oder die Ausgleicher. Unter Spitzeln muss man zum Spitzel werden!“
    Elsa nahm ‚Bolhins Reisen’ an sich und folgte Romer in ein sehr kleines Zimmer, in das gerade so ein Bett passte und ein winziger Nachtschrank.
    „ Das Dienstmädchenzimmer“, sagte Romer und zündete für Elsa die Lampe auf dem Nachtschrank an, da es draußen dämmerte. „Wenn du Hunger hast, findest du sicher irgendwas in der Küche. Setz keinen Fuß vor die Haustür, wenn dir dein Leben lieb ist!“
    „ Ja, ja“, sagte Elsa. Sie hatte nun wirklich keine Lust auf Abenteuer. „Ich werde lesen, sonst nichts.“
    „ Na, dann viel Spaß!“, wünschte Romer, winkte und verließ die Wohnung.
    Elsa ließ sich auf das Bett fallen und starrte die Wand an, die mit Blumenranken bemalt war. Ihr Herz klopfte, sie hatte zu viel Aufregendes oder auch Verrücktes gehört. Das Wissen, dass sie nur knapp einer Hinrichtung entgangen war, ließ sich auch nicht so leicht verkraften. Obwohl ein bisschen Grund zur Hoffnung bestand, hatte sie Angst. Es war so eine unbestimmte Angst, so als ob jederzeit ein Ungeheuer aus den dunklen Ecken des Zimmers springen könnte, um sie zu beißen. Sie fühlte sich nicht sicher und merkte, wie sie die ganze Zeit lauschte. Ein Geräusch auf der Straße, ein leises Klappern in der Wohnung, eine zufallende Tür irgendwo im

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