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Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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auswendig.
    „ Fünf Jahre, zwei Monate und sechzehn Tage bin ich nun von zu Hause weg“, rechnete er ihr vor. „Und du?“
    Elsa nahm an, dass mittlerweile ein Jahr und vier, fünf Monate vergangen waren. Die genaue Anzahl der Tage hatte sie verloren, doch von nun an wollte sie keinen mehr ungezählt verstreichen lassen. Sie bastelte sich eine Schnur und legte die ersten Knoten an, so wie es ihr Kamark gezeigt hatte.
    Kamarks Begabung, viele Menschen und Dinge mit sich über die Weltengrenzen zu nehmen, war eine sehr seltene. Schon bald hatte er begriffen, dass es sich gut leben ließ, wenn er solche Dienste verkaufte. Doch nicht lange, nachdem er sich als Weltenführer einen Namen gemacht hatte, kam ein Kunde, der sich nicht mehr abschütteln ließ. Gaiuper kaufte Kamark für immer, gegen seinen Willen. So lebte er nun unter den Irren, wie er sie nannte, reich und meistens sehr bequem, doch unfrei.
    „ Es sieht vielleicht anders aus“, sagte er an diesem Abend, „aber ich bin echt froh, hier zu sein. Natürlich hasse ich alles, was anstrengend ist und schlecht schmeckt. Trotzdem will ich den Spinnern nie mehr begegnen. Am liebsten würde ich den Rückweg finden und nach Hause gehen. Das hab ich mir schon oft ausgemalt. Einfach heimgehen und da durch die Läden ziehen. Sauglücklich, dass ich mein beschränktes Leben wiederhabe. Aber das Beschissene ist – selbst wenn ich es nach Hause schaffen würde und mich keiner verfolgen würde und auch sonst alles okay wäre: Ich würde trotzdem irgendwann aufhören, froh zu sein. Nach drei Tagen oder zwei Monaten würde ich mich langweilen und wieder abhauen. Mir ist einfach nicht zu helfen. Soll ich dir mal was verraten?“
    Kamark machte ein zufriedenes Gesicht, er grinste fast von einem abstehenden Ohr zum anderen. Als Elsa nickte, beugte er sich vor, um ihr etwas zuzuflüstern.
    „ Es gibt hier ein Tor“, sagte er fast tonlos, „ein einziges.“
    „ Ja?“, flüsterte Elsa zurück. „Wo ist es?“
    „ In unserem Rücken natürlich. Du hast es gemacht. Du bist einfach hier eingedrungen, obwohl es kein Tor gab, und jetzt ist da ein Loch. Ein kleines, aber wir könnten es nehmen. Wenn wir wollten. Nur wir wollen nicht, oder? Zumindest noch nicht. Sollen sie uns erst mal eine Weile für tot halten.“
    „ Das sollen sie“, erwiderte Elsa leise.
    Doch sie taten es nicht. Sinhine kam im Morgengrauen zurück mit dem bedauernswerten Kalb einer Tierart, die struppiges Fell und sehr lange Hörner hatte. Sinhine musste ihr Leben riskiert haben, als sie das Kalb erlegt und seiner Mutter das tote Kind geraubt hatte. Im dunstigen Schimmer der aufgehenden Sonne aßen sie frisch gegrilltes, zartes Fleisch und nicht mal Kamark beklagte sich über den faden Geschmack. Es war ihre letzte gemeinsame Mahlzeit in dieser Welt. Noch bevor sie das Lager abbrachen, um den nächsten Tagesmarsch anzutreten, sprang Sinhine auf die Beine und starrte in die Ferne. Bald darauf war ein trommelndes Geräusch zu hören.
    „ Sie kommen!“, rief Sinhine mit sich überschlagender Stimme. „Ich bin sicher! Schaut doch! Schaut doch!“
    Elsa und Kamark warfen sich einen kurzen Blick zu. Es war, als wäre eine sehr schwere Tür zugefallen, die sie aus eigener Kraft nie mehr würden öffnen können. Kamark stand auf, mit hängendem Kopf. Elsa blieb sitzen. Sie konnte trotzdem gut sehen. Sie kamen angeritten wie ein Heer auf Kriegszug. Gaiuper an der Spitze. Ein anderer Weltenführer, der an Gaiupers Seite ritt, winkte Kamark zu. Kamark winkte zurück. Elsa kannte ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass er nun wirklich unglücklich war. Denn Kamark jammerte nicht. Er war ganz still.
     
    Zwei Tage dauerte es, bis sie an die Stelle zurückkamen, an der Elsa diese Welt betreten und unwissend ein Tor geschaffen hatte. Womöglich war es das einzige Tor in dieser Welt, doch Gaiuper hatte es gefunden. Wie es Kamark gelang, sich herauszureden und glaubhaft zu beteuern, dass er dieses Tor die ganze Zeit nicht bemerkt hatte, wusste Elsa nicht. Jedenfalls schien er nicht in Ungnade gefallen zu sein. Er wurde mit dem Besten versorgt, was der Heereszug zu bieten hatte, und kam nicht mehr in Elsas Nähe, sondern tat so, als habe er Angst vor ihr, der bösen Rabenkönigin. Auch Sinhine bemerkte sein Rollenspiel.
    „ So ist er doch gar nicht“, sagte sie, „er hat doch in Wirklichkeit gar keinen Respekt vor dir! Was denkt dieser Wurm? Was will er erreichen?“
    „ Lass ihn doch. Er glaubt, dass er

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