Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
Vom Netzwerk:
Berth, der versucht hatte, sich aufzurichten, sank wieder auf den Boden zurück.
    „Nimm ihn an den Schultern, ich packe ihn an den Beinen“, sagte der Mann neben Berth.
    Der Stehende machte sich gleich ans Werk und so trugen sie Berth nach draußen. Nachdem der Verletzte entsorgt war und nur noch eine Blutspur auf dem Boden von ihm und dem Zwischenfall zeugte, wandten sich die übrigen Gäste des Eimers wieder ihren Gesprächen und Getränken zu. Elsa rieb sich den Arm, der Boden unter ihren Füßen wackelte sachte. Sie konnte noch gar nicht glauben, dass sie Berth losgeworden war. Dafür lag ihr jetzt Nikodemia in den Ohren.
    „Musst du dich unbedingt nachts hier rumtreiben, wo dich doch jeder kennt? Hab ich dir nicht gesagt, du sollst aufpassen?“
    Elsa ergriff seine Hand.
    „Du ahnst ja gar nicht, wie dankbar ich dir bin, Niko! Schimpf ruhig, so viel du willst. Es tut mir auch so leid! Wir haben aber keine Zeit …“
    In dem Moment tauchte Nelli an Nikodemias Seite auf.
    „Geht es deiner Schwester gut?“, fragte sie besorgt.
    „Ja, keine Sorge“, sagte er zu Nelli und Elsa staunte, wie lieb und fürsorglich Nikodemias Stimme klingen konnte. „Es war gut, dass du mich geholt hast.“
    „Du bekommst hoffentlich keinen Ärger?“, fragte Nelli.
    „Ich muss sowieso abhauen“, antwortete er.
    Nelli machte ein betrübtes Gesicht.
    „Heute Nacht schon?“
    Nikodemia warf Elsa einen ungeduldigen Blick zu. Sie war eindeutig im Weg und nicht erwünscht.
    „Schaffst du es vielleicht, eine Stunde lang alleine zu bleiben, ohne in Schwierigkeiten zu kommen?“, fragte er.
    „Ich schaffe es sogar bis morgen früh“, sagte sie. „Du musst mir nur versprechen, dass du dann zum Haus der Relings kommst. Wir haben dort noch etwas zu erledigen.“
    „Spinnst du?“
    „Nein, sie sind gerade auf unserer Seite. Wir müssen Morawena dort abholen und mitnehmen.“
    Nikodemia war sprachlos. Nelli, auf die Elsa gar nicht geachtet hatte, machte große Augen.
    „Morawena Reling? Ich dachte, die ist verschwunden?“
    „Ist sie auch“, sagte Elsa schnell. „Niko kann dir das bestimmt erklären. Pass auf, Niko, wenn die Luft rein ist, hängt ein rotes Tuch am Tor. Wirst du kommen?“
    Nikodemia schaute sie unschlüssig an, dann nickte er, wenig begeistert.
    „Danke!“, rief sie. „Du bist der beste Bruder der Welt!“
    Elsa umarmte Nikodemia und lächelte Nelli an, die sie nun wieder gern haben konnte. Dann begab sie sich dorthin, wohin Nikodemia sie wünschte: nämlich fort aus dem Eimer und aus seinen Augen. Sie fragte sich, ob Nelli seine Freundin war, oder so etwas Ähnliches, und was er ihr erzählt hatte. Die Stimmen im Eimer wurden schlagartig leiser, als Elsa ins Freie trat und die Tür hinter ihr zufiel. Von Berth und den Möwen war keine Spur zu sehen. Elsa wollte kein Risiko eingehen und überhaupt hatte sie keine Lust, schon wieder die lange Straße in die Mittelstadt hinaufzugehen. Kurzentschlossen verwandelte sie sich in einen Raben und gönnte sich einen Rundflug über Brisa und die schöne Landschaft, die es umgab. Sogar das Meer schaute sie sich von oben an, seine Wellen, seine weißen Schaumkämme, die schwarzen Wassermassen, die zum Strand hindrängten und sich dann gleich wieder zurückzogen. Sie roch die Salzluft und hörte die Möwen kreischen. Sie flog nah am Kap vorbei, dem Aussichtspunkt, an dem sie einmal mit Leimsel gewesen war. Dann, als der Morgen noch zwei oder drei Stunden entfernt sein mochte, machte sie sich auf den Weg zu dem schönen, weißen Haus der Relings, in dem sie einmal gelebt hatte. Es thronte auf einer Hochebene über der Stadt in einem Park, dem die Zerstörung durch Gaiuper kaum noch anzusehen war. Nur ein paar große Bäume fehlten. Das Haus sah genauso schön aus wie damals. Dort, wo einmal das Dach gewesen war, hatte es sich verändert. Es gab zwei Stockwerke mehr und in der Mitte schmiegte sich eine Dachterrasse zwischen die Giebel. Elsa landete auf der Terrasse, wurde wieder ein Mensch und sah, dass im angrenzenden Zimmer Licht brannte.

KAPITEL 30
     
    Es stand auch jemand in der Türe, die zur Terrasse hinausführte, ein Bild von einer Frau. Sie winkte Elsa zu. Es waren zwei Jahre vergangen, seit Elsa Amandis das letzte Mal gesehen hatte. Amandis hatte sich nicht verändert, außer dass sie noch hübscher geworden war. In dieser Nacht trug sie eine Art Morgenmantel, der sich auf eleganteste Weise an ihren Körper schmiegte und darüber ergossen sich die rotblonden

Weitere Kostenlose Bücher