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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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Himmel auf die Erde gefallen.

KAPITEL 37
     
    „Steh auf!“, befahl die Hexe.
    Elsa gehorchte. Ihren Körper spürte sie kaum, sie merkte nur daran, wie sie humpelte und wackelte, dass sie beeinträchtigt war.
    „Schaffst du’s?“, fragte die Hexe zweifelnd.
    „Was soll ich schaffen?“
    „Zu gehen. Nein, ich glaube, du schaffst es nicht. Leg dich unter den Baum da drüben. Ich bin bald wieder da und bringe mit, was ich brauche.“
    Elsa schleppte sich zu dem Baum und da wartete sie, wie es ihr die Hexe gesagt hatte. Einmal kniff sie die Augen zusammen und hielt Ausschau nach dem kleinen Tor, das sie neben sich gesehen hatte, aber es war verschwunden. Sie musste es wirklich geschlossen haben, so wie Carlos es angeblich konnte. Vielleicht bedeutete das, dass sie in Sicherheit war.
    „Was machst du für Sachen?“, fragte die Hexe, als sie mit Kräutersud, einem Topf voller Fett und mehreren Lappen zurückkam. Elsa hatte Verbrennungen am ganzen Körper, Blutergüsse, Druckstellen und Prellungen. Die Hexe verband sie und hielt ihr einen Vortrag, sie solle sich gefälligst nicht mit dem Teufel einlassen.
    „Der verbrennt dich ganz und gar!“, flüsterte die Hexe ganz nah vor Elsas Nase und Elsa hielt die Luft an, denn mit dem Atem der Hexe stand es nicht zum Besten.
    „Es gibt keinen Teufel“, sagte Elsa und wandte den Kopf ab. So hatte man ihr das in Istland beigebracht: Götter und Teufel hatte es nie gegeben. Mit diesen Märchen hatten die Menschen nur die lange Zeit bis zur Erfindung der elektrischen Glühbirne überbrückt.
    „Mit wem bist du dann durch die Luft geflogen?“, fragte die Hexe. „Wer hat dich so verbrannt und zugerichtet? Kind, Kind, lass das nicht deine Ziehmutter sehen, sie wird dich einsperren und schlagen, bis du zur Vernunft kommst!“
    Das klang ja nun vielversprechend. Wie kam die Frau darauf, dass Elsa eine Ziehmutter hatte? Immerhin, die Hexe wusste, was sie tat. Elsas Wunden fühlten sich bald besser an und die Empfindung, die allmählich in ihre Glieder zurückkehrte, brachte nicht nur Schmerz, sondern auch Erschöpfung und Müdigkeit. Süße Müdigkeit und traumlosen Schlaf. Während der ganzen nächsten Nacht wachte die Hexe neben Elsa. Am nächsten Morgen nahm sie sie mit zu ihrer Behausung, einer Hütte am Rand eines gerodeten Stück Waldes. Vor der Hütte saß eine Frau mit Haube und Umhang und einem empörten Gesichtsausdruck.
    „Was hast du mit ihr gemacht? Wie sieht sie denn aus? Du nichtsnutziges, altes Ding, wenn ich nicht mit dir verwandt wär, dann würde ich dich dem Wald und dem Teufel überlassen! Wenn du jetzt anfängst, unsere Mädchen mit deinem Wahnsinn anzustecken, dann leg ich kein gutes Wort mehr für dich ein!“
    „Schimpf sie, nicht mich!“, rief die Hexe. „Sie ist durch die Luft geritten, ich hab’s mit meinen eigenen Augen gesehen. Sie hatte ´nen Feuerschweif, bis sie abgestürzt ist! Pass du auf sie auf, die will ihrem Gott entkommen, wenn du mich fragst.“
    „Feuerschweif, so ein Blödsinn! Migrall, was hast du dazu zu sagen?“
    Elsa verstand, dass sie Migrall war. Aber zu sagen hatte sie nichts. Sie schwieg.
    „Mach den Mund auf!“, schrie die Frau mit Haube und gab Elsa eine knallende Backpfeife, doch Elsa, erst verdutzt, dann erbost, packte die fremde Hand, kaum dass es geknallt hatte, und wollte sie auf ungute Weise herumdrehen, so wie sie das mal bei den Rabendienern gelernt hatte. Die Frau mit Haube schrie und kurz bevor es geknackt hätte, kam Elsa zur Besinnung. Sie musste ja gar nicht kämpfen, diese Frau war vollkommen harmlos. Daher ließ sie die Hand los und änderte die Taktik.
    „Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich glaube, ich wurde entführt, gefesselt und angezündet. Jemand wollte mich umbringen!“
    „Mit dem Teufel hat sie sich angelegt“, murrte die Hexe.
    Die Frau mit Haube wollte davon nichts hören, sie schob die Hexe weg und schaute sich  Elsa gründlich an.
    „Ist das wahr, Migrall?“, fragte sie „So wie du aussiehst, könnte es glatt stimmen! Warum solltest du dich auch selbst so zurichten! Wer war es, hast du jemanden erkannt?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Armes Kind. Das wird Folgen haben, ich werde den Fall dem Richter schildern! Komm, wir gehen nach Hause.“
    Und sie gingen nach Hause. Dort stellte Elsa fest, dass sie rote Haare hatte. Sie sah sich selbst ähnlich, war aber doch eine andere. Vermutlich war sie ein Abbild der echten Migrall, die – davon war Elsa im Laufe der Zeit

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