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Rabenschwarz

Rabenschwarz

Titel: Rabenschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Kramp
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einfachen Bohlen war eine Art Treppe in den Hang gesetzt worden, die sie nun hinunterstiegen.
    »Pass auf, bei Regen schmiert man total schnell ab.«
    Gib acht auf dein kostbares Schuhwerk!
    Es gab streckenweise kurze Unterbrechungen im Treppenverlauf, während derer sie sich quer zum Hang auf Schotterwegen weiterbewegten. Das Gestrüpp und der Baumbewuchs um sie herum wurden immer dichter.
    »Hat der Päul mal irgendwas erzählt, was euch irgendwie wichtig und bedeutsam vorkam? Irgendein Geheimnis oder so was? Ich weiß selber nicht genau, was ich da suche.« Herbie achtete peinlich genau darauf, dass er nicht ausrutschte. Der Nieselregen hatte die lehmigen Stufen in Rutschbahnen verwandelt. An der nächsten Treppe war es so weit. Er setzte sich mit Vollgas auf den Allerwertesten.
    Fritz beugte sich grinsend zu ihm hinunter.
    »Ich helfe dir.« Dann reichte sie ihm die Hand und zog ihn in die Höhe. Sie hatte Kraft. »Du suchst was?«
    Herbie versuchte, einen Blick auf seine ruinierte Hose zu werfen, indem er sich wand und drehte. »Nun, weißt du, die beiden Todesfälle von Päul und Rosi liegen mir zu eng beieinander. Und letzterer liegt mir zu knapp vor der Rückkehr Richards. Ich werde den Gedanken nicht los, dass es hier um ein Geheimnis geht, das sich aufzudecken lohnt.«
    »Ein Geheimnis? Hm.« Fritz strich sich ein paar ihrer strähnigen Haare aus der Stirne. »Könnte sein. Könnte sehr gut sein.« Aus der undurchdringlichen Szenerie des Waldes drang Gekläffe. »Da will eine den Lammrücken.«
    Es dauerte nicht mehr lange, bis sich das Gebüsch vor ihnen teilte und sie auf einen großen Weiher inmitten des überwucherten Tales blickten. Der Scheebenbach war hier zu einem ansehnlichen Teich angestaut worden, dessen Ufer verwildert und verwachsen waren. Es vermittelte den Eindruck, als sei dieses Gewässer auf vollkommen natürliche Art und Weise entstanden.
    »Ein Fischweiher«, erklärte Fritz und bahnte sich einen Weg am Ufer entlang nach links. »Ist vor etwa zwanzig Jahren angelegt worden. Dr. Weidenfeld aus Köln hat hier seit Ewigkeiten die Jagd gepachtet. Der hat das damals alles anlegen lassen. Ich erzähle natürlich nur, was ich von Päul weiß. Damals habe ich mit meinen Eltern in Hillesheim gelebt. Weidenfeld & Co, Riesenkonzern. Der Alte ist so klapprig, dass er schon fast zehn Jahre lang nur noch eine einzige jährliche Stippvisite macht. Seither verkommt alles.«
    Herbie entdeckte wenige Meter vor ihnen eine kleine Holzhütte. Fritz kramte umständlich einen riesigen Schlüssel aus der Hosentasche. »Der Päul hat für den Doktor den Jagdhüter gespielt, und seit der so tüdelig geworden ist, hatte er hier Narrenfreiheit. Päul war der King hier im Jagdgebiet.« Die Hütte hatte einen Grundriss von etwa drei mal drei Metern und nur ein Fenster, soweit Herbie das vor lauter Gestrüpp erkennen konnte. Aus ihrem Inneren erklang heftiges Scharren und Knurren. Zwischendurch schickte Bärbelchen kläffende Wutlaute aus ihrem Gefängnis in die Freiheit.
    Fritz steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn. Ein knirschendes Geräusch ertönte. Als sie die Holztüre öffnete, stob ihnen auf der Stelle eine Wolke aus Staub und Stroh entgegen. Als Bärbelchen sie sah, geriet sie außer sich vor Wut, und als Herbie Bärbelchen sah, erschrak er.
    Komm, lass uns gehen! Das ist der falsche Hund. Wir suchen einen gepflegten Schoßhund mit mintfarbenen Löckchen .
    Aber es war Bärbelchen. Ihrem Elan nach zu urteilen, war sie gesundheitlich voll auf der Höhe. Der Aufenthalt in ihrem Gefängnis schien ihr nicht geschadet zu haben. Nur ihr Äußeres war arg ramponiert. Ihr Fell war zerzaust und verfilzt, die Ohren baumelten zottelig um den Kopf, die ondulierten Löckchen waren schmutzverkrustet. Die türkisfarbene Tönung hatte zugunsten der längst aus der Mode gekommenen Erdfarben den Rückzug angetreten.
    »Du meine Güte!«, hauchte Herbie. »Hunderte von Mark für die Typberatung im Arsch.«
    Bärbelchen versuchte ununterbrochen, kläffend auf sie zuzuspringen, aber die Kette, mit der sie irgendwo im Halbdunkel der Hütte festgekettet war, straffte sich jedes Mal und riss sie zurück. Aus ihren kleinen Pudelaugen sprach die nackte Wut.
    »Wie habt ihr sie hierherbekommen?«, fragte Herbie ehrlich interessiert.
    Sie werden sie in ein Gespräch über Raben-Päul und Rosi Kley verwickelt und hierhergeführt haben. Pass auf, dass du nicht auch in Ketten gelegt wirst . Julius wedelte unheilverkündend mit

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