Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenschwarz

Rabenschwarz

Titel: Rabenschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Kramp
Vom Netzwerk:
klatschte Herbie triumphierend in die Hände. »Ich hab’s gewusst! Ich habe es von Anfang an gewusst! Sag selber, Julius, treuer Gefährte: War das nicht ausgesprochen souverän?«
    Zugegeben. Geschickt eingefädelt, diese Verhörsituation. Obwohl ich den Verdacht habe, dass diese Geschichte mit dem Hunger und dem Essen nicht wirklich vorgeschoben war .
    »Gut, gut, ich hatte wirklich Hunger. Tut aber nichts zur Sache. Fest steht: Ich habe die beiden im Netz. Und was noch viel toller ist: Sie können etwas erzählen. Über Päul und Rosi!«
    Julius seufzte.   Ich ahnte es! Du setzt deinen triumphalen Einzug im Hause deiner Tante aufs Spiel, wenn du dich jetzt verzettelst .
    »Wieso verzettelst? Ich will nur noch etwas mehr wissen.«
    Ich kenne dich bereits seit ein paar Jahren. Tu, was du für das Richtige hältst! Widme dich deinem Mordfall, der keiner ist! Wechsele einfach die Seite, und tu dich mit Bonnie und Clyde zusammen!
    »Zusammentun? Wer spricht denn davon? Ich werde mich keinesfalls mit den beiden zusammentun. Ich werde sie ein bisschen ausfragen. Vielleicht werde ich mir überlegen, ob ich sie straffrei ausgehen lasse. Dazu müsste ich was mit der Lösegeldübergabe tricksen. Hauptsache, Bärbelchen kommt zu Tante Hetti zurück. Ist doch wurscht, was mit dem Lösegeld passiert, sollen sie’s doch haben.«
    Mit einem leisen   Ping   hielt der Aufzug, und die Türe öffnete sich mit einem schleifenden Geräusch. »Na, vielleicht sollte ich mich doch mit ihnen zusammentun.«

Achtes Kapitel
    An der Rezeption war Strecker mühelos vorbeigekommen. Eine entnervte Dame, die offenbar irgendeinem Seminar angehörte, diskutierte angeregt mit der Bediensteten. Gemeinsam mit zwei älteren Damen war er im Aufzug hinaufgefahren. Er hatte den Eindruck, als hätten ihre Blicke unentwegt sein Äußeres inspiziert. Zerknittert sah er aus, verschlafen und ungekämmt, eben so, wie man aussieht, wenn man die Nacht in einem Auto verbracht hat. Als er das Klimpern des Bestecks aus dem Speiseraum gehört hatte, hatte sein Magen rebelliert. Eine Tasse Kaffee und etwas Vernünftiges zu beißen hätten ihm gutgetan. Das Butterbrot, das er sich vor seiner Abreise zu Hause geschmiert hatte, war am frühen Morgen nicht mehr gerade taufrisch gewesen.
    Im dritten Stock stieg er aus. Feldmanns Zimmernummer hatte er am Vorabend per Telefon von der Empfangsdame erfragt. Er las den Wegweiser aus Acrylglas. 300-320 nach links. Also links hinunter. Der Teppichboden schluckte jeden der Schritte des großen Mannes.
    Da lag also Zimmer 317. Es war acht Uhr. Feldmann, dieses faule Subjekt, lag bestimmt noch in süßem Schlummer.
    Strecker sah sich um. Ein paar Grünpflanzen am Ende des Flurs, eine kleine Sitzgruppe mit dunkelgrünen Polstern, eine Glastüre zur Feuertreppe. Wo würde er Posten beziehen?
    Strecker erstarrte. An der Türe von Zimmer 317 tat sich etwas. Der Türgriff drehte sich, die Türe schwang auf. Panikartig warf Strecker den Kopf hin und her. Wohin? Der Weg zur Nottreppe führte direkt an der Türe vorbei, der Weg zurück zum Aufzug oder zum Treppenhaus war viel zu lang. Feldmann würde ihn zwangsläufig sehen.
    Da! In eine Nische in der Wand eingelassen stand der obligatorische Schuhputzapparat. Als Herbie leise murmelnd aus der Türe trat, sprang Strecker zu der Apparatur, beugte sich darüber, äußerste Konzentration vortäuschend, und las die Anleitung, ohne sie zu verstehen, da er alle seine Sinne auf Herbies Schritte konzentrierte, die langsam näher kamen. Er bemühte sich, sein Gesicht so gut es ging zu verbergen. Dann drückte er den Knopf, die Bürsten setzten sich surrend in Bewegung, und Strecker schob seinen Fuß unter die rotierende Bürste für schwarzes Schuhwerk.
    Herbie spazierte nichts ahnend vorbei.
    Als er im Aufzug verschwunden war, atmete Strecker erleichtert aus. Jetzt hinterher.
    Aber sein rechter Fuß wollte nicht aus dem Gerät heraus. Strecker zog und zerrte. Umsonst. Der Schuh hing fest. Die Bürsten schrubbten über das schwarze Leder, und das Gerät ließ sich nun auch nicht mehr ausschalten.
    »Hilfe«, flüsterte Strecker.
    Dann bückte er sich ungelenk, um sich seines Schuhs zu entledigen.
    »Ein Altenheim. Ob es sich da um eine geheime Liebschaft unseres Naturburschen handelt? Sybille …« Herbie steckte den Zettel mit der Prümer Telefonnummer wieder in die Tasche. War Sybille eine faltige Seniorin im Rollstuhl oder aber eine knackige Pflegerin im knappen Weißen?
    Julius war

Weitere Kostenlose Bücher