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Rabenschwarz

Rabenschwarz

Titel: Rabenschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Kramp
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der fetten Hand.
    »Wir haben den Hund aus dem Hotel hinausgelockt. Mit allerlei Naschereien. Rufus hat dann den Rest mit einem großen Plumeaubezug erledigt.« Herbie erkannte den Rest des zerfetzten Bezugs auf dem Boden der Hütte. Auf einem Zipfel war   Hotel Eifelhöhe   eingestickt.
    Fritz warf dem geifernden Tier die Essensration hin. »Ich habe ihr dreimal am Tag was gebracht. Das arme Vieh sollte, wenn es schon hier eingesperrt war, nicht auch noch Hunger leiden.«
    »Das ist kein armes Tier«, korrigierte Herbie. »Das ist die linkeste Ratte von Hund, die ich kenne. Meine Tante vergöttert die Töle. Aber wir beide hassen uns.« Er näherte sich grinsend dem Hund, der sich über das Fleisch hergemacht hatte und nun eine Mischung aus Knurren und Schmatzen ertönen ließ. Wenige Zentimeter näher, und Herbies Hand wäre dem plötzlich zuschnappenden Tier zum Opfer gefallen. Herbie zuckte zurück.
    Und was nun? Wie bringen wir das Tier von hier weg? Du sitzt am längeren Hebel. Du könntest Fräulein Frankenstein zwingen, ihn für dich wieder zum Hotel zu bringen .
    »Nein, nein«, murmelte Herbie. »Das werde ich nicht tun.«
    »Wie bitte?« Fritz sah ihn verwundert an.
    »Oh, nichts, nichts. Nur so ein Selbstgespräch. Passiert mir schon mal. Besser, wir schließen jetzt wieder ab. Gibt es eine Möglichkeit, mit dem Auto hierherzukommen?«
    »Gibt’s. Ist ein bisschen unwegsam, aber es geht. Man kann den Weg von Buchscheid durch’s Tal benutzen.« Sie drehte den Schlüssel im Schloss. Bärbelchen tobte.
    »Es war eine sträfliche Dummheit von euch, das Tier hier unten unterzubringen, wo jede Minute jemand auftauchen kann und aufmerksam wird. Gibt’s noch Fische in dem Teich?«
    »Jede Menge. Fette Karpfen sogar.«
    »Na also. Was hättet ihr getan, wenn hier Hobbyangler durch die Botanik streifen? Nein, nein, der Hund muss hier weg.«
    Fritz drehte sich zu ihm um. Ihr träger Blick richtete sich fragend auf ihn. Sie zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. Das machte sie nicht eben schöner. »Was willst du damit sagen?«
    »Ich will damit sagen: Der Hund muss bis morgen Abend irgendwo anders versteckt werden. Unter Aufsicht gewissermaßen. Sonst seht ihr euer Lösegeld am Ende nie.«
    Hätten Fritz und Julius sich ansehen können, hätten sie wahrscheinlich festgestellt, dass sie beide denselben dämlichen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatten.
    Ich kann nicht glauben, was ich höre! Bist du von allen guten Geistern verlassen? Hat dich jetzt endgültig der Wahnsinn gepackt? Deine Tante wird dir deine Haut in Streifen vom Leibe abziehen, wenn sie erfährt, was du vorhast!
    »Soll das heißen …« Fritz hatte den Mund weit offen stehen.
    »Das soll heißen: Ihr führt euren Plan durch, und ich bekomme von euch Informationen über die beiden Toten. Nur zur Erklärung: In dem Moment, in dem ich euch beide als Übeltäter bei meiner Tante anschwärze und ihr dieses vermaledeite Hundevieh wieder ins Haus schaffe, bin ich auch meinen Beobachtungsposten de Luxe in Buchscheid und alle anderen Vergünstigungen los, kapiert? Und jetzt gib mir den Schlüssel zu dieser Hütte und dann los. Ich weiß eine Menge Leute, die ich aufsuchen und befragen muss!« Er kramte in seiner Tasche. »Hast du einen Schimmer, was das für eine Telefonnummer sein könnte?« Er hatte sich an den Zettel mit der Telefonnummer erinnert, den er am Vorabend in der Hütte eingesteckt hatte.   Sybille   stand dort neben einer Nummer mit Prümer Vorwahl.
    »Keine Idee. Sybille? Nie gehört.«
    »Ich wüsste gerne, wer das ist.«
    »Ruf an!«
    Ein praktisch denkendes Kind. Du selber bist natürlich mal wieder nicht draufgekommen .
    »Hab’ ich schon. Da meldet sich ein Altenheim. Haus Dasberg. Als ich nach einer Sybille fragte, sagte man mir, dass eine Frau Krechel die Einzige sei, die so heißt.«
    »Ich weiß, dass er ab und zu mal nach Prüm runtergefahren ist. Aber mehr kann ich dir auch nicht sagen. Fahr doch hin!«
    »Dann brauchen wir jetzt also ein Auto. Für Bärbelchen und für Prüm.«
    * * *
    »Frau Stoffels!« Pastor Rövenstrunck stand im Treppenhaus und trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Er wartete exakt zwei Sekunden, bevor sein Ruf von Neuem erscholl: »Frau Stoffels!« Eine Zigarre stand angriffslustig aus seinem Gesicht hervor wie der Schornstein einer alten Dampflok. »Ich zähle jetzt noch genau bis drei, und wenn Sie sich bis dahin nicht hier hinunterbequemt haben, dann können Sie mich mal gern haben! Dann

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