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Rabenschwarz

Rabenschwarz

Titel: Rabenschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Kramp
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einem grauhaarigen Herrn mit grellrotem Schal und Gipsbein verwickelt, wurde Faßbender auf ihn aufmerksam und winkte freudig.
    »Hallo, Herr Lohse! Kleinen Spaziergang gemacht?« Er winkte ihn, Rücksicht auf die eingeschränkte Bewegungsfreiheit des Mannes an seiner Seite nehmend, zu sich und stellte die beiden einander vor: »Herr Lohse, das ist Herr Kruse, der Schöpfer dieser einzigartigen Kunstwerke ringsum.« Er machte eine ausholende Bewegung mit seiner Hand. »Herr Kruse … Herr Lohse. Ein Weinkenner erster Güte. Herr Lohse reist inkognito.« Er zwinkerte zuerst dem schnauzbärtigen Künstler zu seiner Rechten und dann Herbie verschmitzt zu. Kruse musterte den Neuankömmling über den Rand seiner Halbbrille, die er auf der Nasenspitze balancierte. »Angenehm.« Besonders Herbies Treter und dessen schmutzverkrustetes Heck sprangen ihm ins Auge.
    »Herr Kruse …«, salbaderte Faßbender weiter, »… ist bei seinem letzten   Happening   von der Leiter gefallen. Er hat den Versuch unternommen, den Kirchenanbau seines Wohnorts, mithilfe eines Quasts und ultramarinblauer Farbe, mit zwei enormen Frauenbrüsten zu versehen und somit in sein Gesamtwerk einzugliedem.«
    Gottes Gericht hat es zu verhindern gewusst!
    »Yves-Klein-Blau«, ergänzte Kruse, ohne dass Herbie diese Erläuterung dienlich gewesen wäre, und zurrte den Schal enger.
    Dann nahm Faßbender die phänomenale Weinkoryphäe zur Seite und flüsterte: »Ich habe übrigens beschlossen, Ihre Pläne ein wenig zu durchkreuzen. Es ist ja löblich, dass Sie hier Ihr Inkognito wahren wollen, aber Sie möchten doch sicherlich auf einen gewissen Komfort nicht verzichten, oder?« Herbie nickte unentschlossen.
    »Ich habe die große Suite für Sie herrichten lassen, damit Sie nicht länger in dieser kleinen Abstellkammer Ihr Dasein fristen müssen. Ich hoffe, ich habe in Ihrem Sinne gehandelt.« Herbie schwieg, ließ den Blick schweifen und entdeckte Julius vor einem großformatigen Gemälde bei dem Versuch, sich die ineinanderverwobenen Silhouetten nackter Männlein und Weiblein getrennt voneinander vorzustellen. Julius schmunzelte still das Bild an, und Herbie murmelte: »Äh, hm, ja …«
    »Wusste ich’s doch!« Faßbender gab ihm einen Knuff in die Rippen. »So eine Badewanne ist doch eigentlich gar keine, wenn es nicht richtig drin sprudelt, was? Sie können sofort umziehen.«
    Als Herbie verdattert die Stufen zur Hotellobby hinaufstieg, feixte Julius:   Weißt du, was der Unterschied zwischen dir und unserem Gaunerpärchen ist?
    »Sag’s mir!«
    Die beiden sind, wenn alles gut ausgeht, in Nigeria. Du wirst von deiner Tante in einem Massengrab beigesetzt werden, wenn sie mit dir fertig ist. Wenn auch die Hundegeschichte glimpflich verlaufen sollte, die Hotelrechnung wird ihre Freude im Nu annullieren .
    Die Empfangsdame winkte Herbie herbei. »Hat Herr Faßbender wegen des Zimmers mit Ihnen gesprochen?«
    Herbie nickte. »Hat er, aber ...«
    »Wunderbar!« Sie wandte sich wieder der Dame zu, die Herbie bereits als Seminarteilnehmerin kennengelemt hatte. »Frau Schütze-Appelbach, das mit Zimmer 317 geht klar. Sie können Herrn Frisch also getrost kommen lassen.«
    »Ein Nachzügler«, erläuterte die Frau mit dem Doppelnamen. »Herr Frisch reist aus dem Bayrischen Wald an und konnte nicht früher. Wir sind froh, dass wir ihn noch unterbringen können. Er ist unsere ...« Sie kratzte albern mit je zwei Fingern einer Hand zwei imaginäre Anführungszeichen in die Luft.«... Stimmungskanone.« Sie kicherte. »Der kleine Frischling.«
    Von draußen beobachtete Helmut Strecker das Geschehen an der Rezeption. Da war Feldmann ja endlich! Er schien andauernd irgendeinen Hinterausgang zu benutzen. Das musste er dringend überprüfen! Feldmann durfte ihm nicht noch einmal entwischen!
    Als Herbie im Aufzug verschwunden war, schlenderte Strecker ganz unverfänglich in die Lobby, drehte zwei Runden um die Sitzgruppe und ließ sich in einem unbeobachteten Moment in die Polster plumpsen. Dann griff er sich eine Zeitung und bohrte, wie er das in etlichen Spionagefilmen gesehen hatte, ein Loch in deren Mitte. Dass er viel zu tief angesetzt hatte, merkte er erst, als er die Zeitung genüsslich vor sich ausbreitete. Es half nichts. Strecker musste, um das Blatt nicht ein weiteres Mal zu durchlöchem, eine ausgesprochen unbequeme Haltung einnehmen und die Arme hoch in die Luft strecken, um durch das Loch den Lift im Auge zu behalten. So saß er da und wartete. Das Blut

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