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Rabenschwarz

Rabenschwarz

Titel: Rabenschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Kramp
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rann langsam aus seinen Armen, und in denselben breitete sich schon nach einer halben Stunde langsam und unerbittlich ein unerträgliches Kribbeln aus.

Neuntes Kapitel
    Aber Tantchen. Ich sage dir, die haben eine geschickte Tarnung gewählt. Wenn all das hier vorbei ist und irgendjemand versucht noch mal, mir weiszumachen, dass in jedem Sprudellaster in der Eifel Sprudel transportiert wird, dann muss ich aber laut loslachen!«
    Julius vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Ja, ich bin mir ganz sicher! Sie verschieben die armen Tiere in Lastwagen mit der Aufschrift ...   Dauner Kloster -... äh ...   quelle   ... Nie gehört? Na ja, die arbeiten ja auch wirklich streng, streng geheim!« Er stand in der Mitte eines Zimmers, das größer war als seine gesamte Euskirchener Wohnung und an das ein Schlafzimmer angrenzte, das ebenfalls größer als seine gesamte Euskirchener Wohnung war und an das ein Badezimmer angrenzte, das immerhin noch größer war als sein Wohnzimmer. Die Einrichtung war um einiges feudaler als in seiner Unterkunft der vorigen Nacht. Fußbodenbeläge, Tapeten, Vorhänge und Bettbezüge waren eine Arie in Lachs und Creme, es gab überall gold blinkende Armaturen im Bad und einen Kosmetikspiegel am Schwenkarm, der beim Hineinblicken Herbies Nase in der Größe eines Kohlrabi reflektierte.
    Die Aussicht war bedauerlicherweise nicht halb so schön wie in Zimmer 317, aber diesen Makel nahm Herbie nur allzu gerne in Kauf.
    Wir sollten dafür etwas vom Rechnungsbetrag subtrahieren , hatte Julius ungnädig vorgeschlagen.
    Herbies anfängliches Zaudern bezüglich der Nobelschlafstätte, ausgelöst durch den bohrenden Gedanken an Tante Hettis mögliche Überreaktion beim Anblick der drohenden Rechnung, war einem ungestümen Anfall von Genusssucht gewichen.
    »Aber so versteh doch ... So wie früher der Römerkanal, so verläuft heute anscheinend eine regelrechte   Hundestraße durch unsere schöne Eifel. Ich will wissen, wo sie beginnt, und ich werde vielleicht auch herausfinden, wo sie endet. Mir bleibt aber unglückseligerweise nur noch bis morgen Abend Zeit. Ich brauche ein Auto.« Unmittelbar nachdem er diesen Wunsch geäußert hatte, reckte er plötzlich den Telefonhörer einen halben Meter von seinem Ohr weg. Tante Hettis Gezeter prasselte dünn und blechern daraus hervor.
    Julius grinste zufrieden. Er hockte inmitten einer Ansammlung von Brokatkissen am Kopfende des Bettes und erinnerte an einen feisten Pascha.
    »... natürlich nicht! Dein Benz ... ja genau: tabu! Ich weiß, ich weiß«, stammelte Herbie. »Nie wieder eins von deinen ... natürlich, Tantchen, natürlich ... aber was ich meine, ist: Ich brauche ein   eigenes   Auto!« Wieder streckte er den Arm aus. »Verschwenderisch ... aber ... natürlich, eine geregelte Arbeit ... vielleicht im nächsten Jahr. Aber es geht doch um deinen kleinen, putzigen Hund, der sich in diesem Moment wahrscheinlich in irgendeinem engen, dunklen Zwinger ganz furchtbar ängstigt und ...« Er lauschte einen Moment angestrengt und begann zu grinsen. »Selbstverständlich ganz billig. Du kannst dich darauf verlassen. Ich habe da einen Freund in ... Telefonnummer?« Er zog skeptisch die Augenbrauen zusammen. Dann nannte er die Nummer von Köbes aus Zingsheim und biss sich auf die Lippen, als er daran dachte, dass Köbes an der Demolierung von Tante Hettis Benz, damals bei der Suche nach dem teuflischen »Motzer«, nicht unmaßgeblich beteiligt gewesen war. Dann dachte er plötzlich an seine Cousine Nina, die ihm damals zur Seite gestanden hatte. Seine geliebte, so ferne Cousine Nina. Und er hätte Tante Hetti zu gerne gefragt, ob es Neuigkeiten von ihr aus München gebe, er war sich jedoch im Klaren darüber, dass er seine Tante jetzt unmöglich aus dem Konzept bringen durfte. »Ja, ich freue mich, Tante He... aber nein, von Ausnutzen einer Notsituation kann keine Rede sein. ... Ja natürlich. Du hast recht. Tschüss, Tan...« Er wollte gerade einhängen, als ihm einfiel, dass es nichts schaden konnte, wenn er die Dringlichkeit der Sache nochmals unterstrich. »Und sag Köbes, dass es wahnsinnig dringend ist! Er soll mir das Auto hierherbringen. Ich erwarte ihn gegen ... na, sagen wir mal zwei Uhr vor dem Hotel ... Kreditkartenzahlung? Köbes? Ich denke, das wird sich machen la... Jawohl, Tantchen! Du kannst dich auf mich ...« Er blickte mit hochgezogenen Augenbrauen in die Muschel des Hörers, zuckte mit den Schultern und hängte ein.
    »Julius«, hauchte er

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