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Rabenschwarz

Rabenschwarz

Titel: Rabenschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Kramp
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Ermittlungsergebnisse in Kenntnis zu setzen. Aber hatte er überhaupt schon irgendwelche Ergebnisse? Sollte er nicht dem Pastor einmal auf den Zahn fühlen?
    Zunächst aber musste er sich weiterhin an Feldmanns Fersen heften.
    »He!« Etwas Spitzes bohrte sich schmerzhaft zwischen seine Schulterblätter. Vorsichtig wandte er sich um. Ein altes Mütterchen hatte ihm den Regenschirm in den Rücken gerammt und holte nun mit der anderen Hand weit mit einem gefährlich blitzenden Spaten aus. »Wat soll dat? Häs du se noch all?« Sie wies mit einer ruckartigen Bewegung ihres kräftigen Kinns auf sieben ausgerupfte Stiefmütterchen und einen Strauß Margeriten, an dem er, um den Eindruck zu vermitteln, mit der Grabpflege beschäftigt zu sein, alle Blütenblätter einzeln abgezupft hatte. »Ich jlöv, du häs ene Ratsch im Kappes! Wat soll die Sauerei! Maach, dat du dat flöck wedde ordentlich määhs, söns krisste de Kaanes jesäähnt!« Sie war klein, aber drahtig und ließ keinen Zweifel daran, dass sie bereit war, ihren Spaten schmerzbringend einzusetzen.
    Als es an der Türe läutete, saß Richard gerade an dem kleinen Schreibtisch, den Rosi nach seinem Weggang ins Wohnzimmer geräumt hatte. Das kleine Zimmer, in dem er damals seinen Computer und die Fachliteratur untergebracht und in dem Rosi seinerzeit den Schreibtisch mitbenutzt hatte, diente jetzt als Abstellkammer und enthielt zum großen Teil Dinge, die er zurückgelassen hatte. Dinge, die er schon früher hatte wegwerfen wollen, Dinge, die er erst nach und nach in seiner neuen Heimat vermisst hatte, und Dinge, deren Existenz er schon lange völlig vergessen hatte. Er hatte all das nur kurz überflogen und hatte sich dazu durchgerungen, Rosis Papiere und Akten zu durchforsten. Wenn er wieder nach Australien ging, musste hier alles geklärt sein.
    Er hatte durch das Fenster zur Straße Herbie den Weg zum Haus hinunterkommen sehen. Seufzend ließ er eine Versicherungspolice sinken. Herbie!
    Er schlug für einen Moment die Augen nieder, atmete tief durch und erhob sich, nachdem die Klingel verstummt war. Als er die Haustüre öffnete, war Herbie gerade im Begriff, ein zweites Mal zu läuten.
    »Hallo Richard. Du hast mich kommen sehen?«
    Richard nickte. »Hallo Herbie.« Stumm wies er mit der ausgestreckten Hand in das Innere der Wohnung. Herbie folgte zögernd der gezwungen wirkenden Geste und trat ein.
    Richard führte ihn ins Wohnzimmer und bot ihm einen Sitzplatz auf dem Sofa an.
    »Na gut. Nicht lange, Richard. Du hast sicher alle Hände voll zu tun. Da muss viel geregelt werden, stimmt’s?«
    Richard winkte ab. »Ach, hör auf! Polizei und Schwiegermutter habe ich, Gott sei Dank, schon mal hinter mir. Ein einziges Drama. Tee?«
    Herbie nickte. »Aber nur, wenn du einen fertig hast.«
    Richard verschwand in der Küche. Mit erhobener Stimme führte er die Unterhaltung fort: »Jetzt kommt dieser ganze Versicherungskram. Die Bank, der Hausverkauf. Willst du vielleicht ein Auto kaufen? Ich habe es gerade eben aus der Werkstatt in Euskirchen abgeholt. Generalüberholt. Roststellen geschweißt. Zwei Jahre TÜV. Für das Geld hätte sie sich einen neuen holen können.«
    Herbie schmunzelte. Julius ebenfalls.   Warte ab, was dein Freund Köbes hier ankarrt, Wertester. Vielleicht greifst du ja doch noch auf dieses Angebot zurück .
    »Und wovon soll ich es bezahlen?« zischte, Herbie.
    Teilt euch doch das Lösegeld. Einer für alle, alle für einen .
    »Quatsch!«
    »Wie bitte?«, rief Richard aus der Küche. Man hörte Geschirr klappern.
    »Ich sagte: Danke für das Angebot! Aber ich bekomme zufällig gerade heute ein neues Fahrzeug geliefert.«
    Richard erschien, zwei Teetassen balancierend. Es klimperte leise. »Nett, dass du vorbeikommst. Ich muss sagen, dass ich nicht gerade scharf darauf bin, jetzt Hunderte von Kondolenzbesuchern zu empfangen. Aber bei dir ist das was anderes.«
    »Wieso?« Herbie war erstaunt. Sie waren nie besonders gute Freunde gewesen. Es hatte außer der gemeinsamen Schulzeit nie etwas gegeben, was sie miteinander verband.
    »Na ja, zum einen warst du der Erste aus meiner Zeit vor Sydney ... vor der neuen Zeitrechnung ...« Er lächelte schwach. »... den ich hier wiedergetroffen habe. Und zum anderen wollte ich mich noch bei dir entschuldigen.«
    »Entschuldigen? Wofür?« Herbies Erstaunen wuchs.
    »Als wir uns am Steinbruch getroffen haben, war ich reichlich ruppig. Ich war ein bisschen mit den Nerven runter.«
    Herbie winkte ab und

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