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Rabenschwarz

Rabenschwarz

Titel: Rabenschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Kramp
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trank an seinem Tee. Augenblicklich verbrühte er sich die Zunge. »Jetzt geht’s dir besser?«
    Richard wackelte abwägend mit dem Kopf hin und her. »Geht so. Es muss ja nun alles weiterlaufen. Ich muss mich um die Beerdigung kümmern und all solche Dinge.«
    »Du musst zum Pastor?«
    »Das regelt alles das Bestattungsunternehmen. Gott sei Dank! Rövenstrunck, der olle Pfaffe, und ich, wir haben uns nie besonders gemocht.«
    »Mochte Rosi ihn? Oder vielmehr: Mochte er sie?«
    »Glaub schon.« Richard.schlürfte vernehmlich an seinem Tee und holte eine Zigarette hervor. Das Feuerzeug flammte auf. »Wieso fragst du das? Rück schon raus mit der Sprache!«
    Herbie druckste herum, und Julius drängte.   Karten auf den Tisch. Der Mann hat sich vor einem Moment gewissermaßen dafür entschuldigt, dass du ihm gestern auf die Nerven gefallen bist. Du solltest seine milde Stimmung ausnutzen!
    »Ja, also ... Pastor Rövenstrunck. Alles, was ich weiß, ist: Er hat irgendwas mit Rosi und deinem Onkel zu tun. Mit ihnen und ihrem ... Ableben.«
    Genial! Er bringt beide unter die Erde. Das ist doch nun wirklich kein Geheimnis!
    »Was veranlasst dich zu dieser Annahme?« Richard blies langsam den blassen Qualm nach oben und wirkte nachdenklich.
    Und dann erzählte Herbie. Er begann bei dem Abend, an dem er das Taxi in Bad Münstereifel verlassen hatte, und endete bei dem Gespräch mit der Haushälterin des Priesters. Peinliche Einzelheiten, wie zum Beispiel seine profunde Unkenntnis bezüglich erlesener Weine oder seine Querelen mit Tante Hetti, sparte er der Übersichtlichkeit halber aus. Es war schwer festzustellen, ob das Erzählte Richard in irgendeiner Weise beeindruckte. Er wechselte den Gesichtsausdruck kaum, stand nur auf, ging, während Herbie berichtete, zum Fenster, sah hinaus und zündete sich später eine weitere Zigarette an.
    »Und?« Herbie sah ihn erwartungsvoll an und trank seinen abgekühlten Tee. »Was sagst du?«
    Richard schürzte die Lippen. »Tja. Schwer zu sagen. Wenn du mich fragst, ob ich auch der Meinung bin, dass da ein Verbrechen hinter der ganzen Sache steckt, muss ich bei meiner Meinung bleiben: nein.« Er schlenderte zu einem Sideboard und holte aus einer Schublade ein Blatt hervor. »Hier.« Er reichte es Herbie. Fünfundzwanzig kleine Rabenvögel waren aus schwarzem Papier ausgeschnitten, mit Augen und Schnabel versehen und auf ein großes Blatt aufgeklebt worden. Sie unterschieden sich in Form und Größe. Mal waren die Schnitte, mit denen sie aus der schwarzen Pappe getrennt worden waren, elegant, mal fahrig und ungelenk ausgeführt worden.   Für Paul Birekoven, von den Kindergartenkindern   stand in eleganter Frauenschrift darunter. »Rosis Schrift«, erklärte Richard. »Ich habe nicht gewusst, dass sie so engen Kontakt zu ihm hatte. Das hat sie am Telefon nicht erzählt. Von diesem Hotelfräulein habe ich auch nichts gewusst. Aber, mal ehrlich: Soll da was zwischen Rosi und meinem Onkel, diesem alten Sack, gewesen sein? Das glaube ich nie und nimmer!«
    »Ich ja auch nicht! Aber, was hat dieser Pastor damit zu tun? Wieso wühlt er sich durch die Musiksammlung deines Onkels?«
    »Er war nur mein Onkel dritten Grades oder so.«
    »Na ja, trotzdem: Da ist doch was faul!«
    Richards Gesichtsausdruck war ernst. Er nickte grüblerisch. »Das ist in der Tat merkwürdig. Aber auch da muss ich sagen: passe. Was Rövenstrunck und meine Rosi verbunden haben könnte, ist mir schleierhaft.«
    Meine Rosi. Hast du’s gehört?
    Herbie setzte einen flehentlichen Gesichtsausdruck auf. »Bitte, alles, was ich möchte, ist: Sei bitte nicht sauer, wenn ich mich ein bisschen umhöre! Wem kann es denn schon schaden?«
    Als Richard die Zigarette im Aschenbecher ausgedrückt hatte, glomm sie noch einen Moment nach und ließ eine schnurgerade Rauchsäule in die Höhe steigen. Er drückte erneut fest mit dem Zeigefinger zu. »Such nur, Herbie! Hefte dich mit Julius an die Fersen des großen Unbekannten!« Er versuchte ein zaghaftes Lächeln. »Ist Julius bei dir?« Als könnte er ihn entdecken, ließ er unbewusst den Blick schweifen.
    Herbie nickte beschämt. »Natürlich. Wo kämen wir denn sonst hin?« Er faltete die Hände. Julius, der Richards vorherigen Platz auf dem drehbaren Bürostuhl eingenommen hatte, räusperte sich.   Zuvorkommender Bursche, dein Schulkamerad. Nett, sich nach mir zu erkundigen. Richte bitte ausdrücklich meinen Gruß aus!
    Herbie hütete sich, dergleichen zu tun. »Denkst du, es

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