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Rabenschwarz

Rabenschwarz

Titel: Rabenschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Kramp
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den Stummel der Zigarre in dem übervollen Aschenbecher, fingerte eine neue aus der Schachtel und fummelte am Zigarettenanzünder herum. Prompt verbrannte er sich die knochigen Finger. »Verfluchter Mist! Dreimal verfluchte und verdammte Scheiße!«
    Fluchend und fingerlutschend lenkte Pastor Rövenstrunck sein Auto die schnurgerade B51 an Schmidtheim vorbei in Richtung Blankenheim.
    * * *
    Bärbelchen schickte knurrende Wutlaute in die Stille des Tales, das wie ausgestorben dalag, seit Köbes mit Pauken und Trompeten in den Naturfrieden eingebrochen war und Karnickel und Eichhörnchen in die Flucht geschlagen hatte.
    Bärbelchen witterte vermutlich ihren Intimfeind Herbie bereits aus großer Entfernung. Das Knurren schlug in wütendes Kläffen und bösartiges Bellen um, je näher sie der kleinen Hütte kamen. Die drei bahnten sich ihren Weg dicht am Ufer des Weihers entlang, der still und trüb dalag, fast wie verwunschen.
    »Dahinten ...« Fritz wies mit dem Finger auf das gegenüberliegende Ufer und das Gestrüpp, das es säumte. Sie strengten ihre Augen an, aber es war nichts zu entdecken. »Da hatte Päul eine von seinen Fallen. Eine Kastenfalle. Man kann die gelbe Signalfarbe sehen. Er konnte von hier aus anhand der Farbe erkennen, ob sie zu war oder offen. So sparte er sich den Weg.«
    »Was hat er damit gefangen?«, fragte Herbie, der den Bettbezug über der Schulter baumeln hatte und mit den Armen ruderte, um nicht mit den Füßen versehentlich in das Wasser zu treten.
    »Marder und so’n Zeugs. Füchse auch. Alles, was sich über Hasen und Karnickel hermacht. Er fing sie und ... Peng! Fangschuss.« Sie hatten die Hütte jetzt beinahe erreicht. »Als er tot war, bin ich mit Rosi rundgefahren und habe sie alle außer Betrieb gesetzt. In einer Falle am Leeßenpesch saß ein Marder drin. Wir haben ihn befreit und laufen lassen. Päuls Hühner haben wir auf den Hof vom Schlösser gebracht.«
    Befreien. Ein gutes Stichwort .
    Herbie drehte sich zu Julius um und hatte für einen kurzen Moment die Vision, er gehe hinter ihm geradewegs über die Wasseroberfläche.
    Ich freue mich schon diebisch darauf, dem seltsamen Spektakel des Abtransports eines der friedfertigsten Hundetiere, das mir kennenzulernen jemals vergönnt war, beiwohnen zu dürfen. Noch dazu, wenn so erfahrene Hundefänger wie ihr drei zu Werke gehen .
    Herbie wurde es mulmig. Er dachte an die bevorstehende Verladeaktion und bekam weiche Knie. Er kannte Bärbelchens Qualitäten von zahlreichen Begegnungen bei seiner Tante und dem ein oder anderen Besuch beim Hundefriseur. Konnte durchaus sein, dass in diesem Fall, ausgelöst durch Bärbelchens angestaute Aggression, der ein oder andere Finger dran glauben musste.
    Er musste auch daran denken, dass Köbes’ ohrenbetäubende Musik unter Umständen dazu nütze war, bei der vor ihnen liegenden Fahrt durch bewohntes Gebiet das Gebell des im Kofferraum eingesperrten Hundes zu übertönen.
    Und dann folgte, kurz bevor Fritz den Schlüssel ins Schloss steckte, eine Kettenreaktion von Gedanken, die ihn plötzlich erstarren ließ.
    »Was ist?«, fragte Köbes, den mittlerweile das Spektakel des Hundes ebenfalls einschüchterte.
    Stärkst du dich durch ein paar Momente autogenes Training? Wo sind die Räucherkerzen?
    Auch Fritz wollte etwas fragen, aber Herbie winkte ab. »Das mag euch jetzt feige vorkommen, aber ...« Er blickte die zwei ernst an. »... ich muss euch mal für einen Moment alleine lassen. Dauert vielleicht eine halbe Stunde. Verladet inzwischen dieses vermaledeite Vieh, und wenn ich zurück bin, können wir losfahren.«
    »Aber wo willst du denn hin?«, fragte Fritz entgeistert. Herbie drückte ihr den Bettbezug in die Hände und sagte: »Ich beeile mich.« Dann verschwand er. Er schlug nicht den Weg zum Auto, sondern den ein, der ihn zu der Treppe und hinauf auf den Bergrücken führte.
    Als Helmut Strecker, der sich auf Umwegen durch das Dickicht bis in ihre unmittelbare Nähe geschlagen hatte, ihn auf sich zukommen sah, war es bereits zu spät, sich zu verbergen. Er machte ein paar unbeholfene Bewegungen zur Seite, geriet mit einem Fuß in den glitschigen Uferschlick, rutschte langsam mit dem Bein ins Wasser und verlor schließlich vollends die Balance. Helmut Strecker glitt mehr oder weniger geräuschlos in den Tümpel, versuchte hektisch, nach dem dürren Gras des Ufers zu greifen und versank schließlich gänzlich im trüben Wasser. Als er wenige Augenblicke später auftauchte und Herbie

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