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Rabenschwarz

Rabenschwarz

Titel: Rabenschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Kramp
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Moment ...?«
    »Nein. Was ich dir zu sagen habe, ist in einer Minute erklärt, und das kann ich durchaus auch hier, zwischen Tür und Angel, kundtun: Rosi hat mir von Päuls Tod erzählt. Sie hat mir erzählt, dass sie sich um seine Hinterlassenschaft kümmern will. Dabei handelte es sich um einen Haufen Schrott und ein bisschen Geld, das ich erben werde. Ach, und seine Waffen! Ich vergaß. Aber die Waffen und der restliche Müll haben sich bei dem kleinen Feuerchen ja von selbst erledigt. Das war’s!« Er legte Herbie kurz die Hand auf die Schulter und war im Grunde genommen schon wieder im Haus. »Und jetzt, bitte, lass mich in Frieden mit dieser Sache, Herbie! Ich freue mich, wenn wir uns irgendwann wiedersehen, aber dann lass uns von alten Zeiten reden oder von der Zukunft. Aber lass mich bitte mit dieser Sache in Frieden!«
    Sie schüttelten sich die Hand wie flüchtige Bekannte, und Richard verschwand wieder im Haus. Herbie stieg die Stufen zur Straße hinauf und grübelte darüber nach, was an den Informationen »Hinterlassenschaft«, »Schrott«, »Waffen« und »Geld« wohl Geheimnisvolles sein konnte. Aber er kam zu keinem Ergebnis.
    Enttäuscht?
    »Nicht richtig, Julius. Nicht richtig. Im Grunde genommen habe ich nichts anderes erwartet.«
    Er hielt für einen Augenblick inne und blickte die Straße hinunter.
    Was ist? Eine Fata Morgana?
    »So ähnlich«, sagte Herbie und schloss den Wagen auf, den er zehn Minuten zuvor sorgfältig abgeschlossen hatte. »Ich habe für einen Moment geglaubt, ich hätte Streckers Wagen da unten an der Kurve gesehen.«
    Der würde uns jetzt gerade noch fehlen .
    »Allerdings!«
    * * *
    Sie saßen in Herbies Nobelappartement, spielten mit graublauen Banknoten herum und machten sich über nigerianisches Sokoyokoto her, das ungemein lecker und sättigend war und aus Spinat, Räucherfisch und Reis bestand. Herbie hatte mit Freude auf das Mittagessen verzichtet, als Rufus sich, Fritz und die afrikanischen Köstlichkeiten telefonisch angekündigt hatte.
    »Sokoyokoto bedeutet bei uns: das Blatt, das Ehemann macht glücklich. Heißt so viel wie: Macht dick. Kriegt man leider hier kein Fisch, der so ähnlich schmeck wie unser Fisch. Aber Hering geräuchert isse auch gut.«
    »Schmeckt Wein dazu?«, wollte Fritz wissen.
    »Klar!« Rufus nickte und ahnte offensichtlich, was Fritz im Schilde führte.
    »Ich habe irrsinnige Lust, diesem Armleuchter Faßbender noch ein wenig Schaden zuzufügen. Ich weiß, wo der Schlüssel zu seinem Allerheiligsten hängt.« Sie schmunzelte schelmisch, und Herbie fand, dass das einen Hauch von Charme auf ihre herben Gesichtszüge zauberte.
    »Ein Château Iqem 1926 wäre der Richtige«, feixte er.
    Du hast im Nu gelernt, die wirklich kostbaren Dinge des Lebens zu schätzen. Ich hoffe, du wünschst ihn dir nicht, um einen Glühwein daraus zu brauen. Wäre dir zuzutrauen!
    Fritz huschte aus dem Zimmer und eilte den Flur entlang, wobei sie sorgfältig darauf achtete, dass niemand bemerkte, dass sie sich in Herbies Zimmer aufgehalten hatte. Sie kannte den Weg genau, den sie nehmen musste, um in Faßbenders Büro zu kommen. Dort pflegte er, an einem Schlüsselbrett in der angrenzenden Teeküche seine Schlüssel aufzubewahren. Als sie in das Vorzimmer des Büros kam, in dem am Vormittag Frau Drossel das Regiment führte, war dort alles totenstill. Sie schlich durch den Raum und öffnete zielstrebig die kleine Türe zur Teeküche. Dort fand sie, wie erwartet, die Schlüssel zu den Weinkellern. Es klimperte leise, als sie sie in der Hosentasche verschwinden ließ. Sie hatte gerade das Licht in der fensterlosen Teeküche wieder gelöscht und steuerte auf die Türe zum Flur zu, als sie plötzlich kräftige Schritte von draußen vernahm. Sie kamen direkt auf die Türe zu.
    Rasch flüchtete sie hinter den großen Aktenschrank, der ihr gerade ausreichend Deckung bot.
    Dann flog polternd die Türe auf, und Faßbender schoss herein. Er durchquerte den Raum mit großen, eiligen Schritten und stürmte in sein Büro. Hinter sich warf er donnernd die Türe ins Schloss. Fritz atmete erleichtert auf und beeilte sich, aus ihrem Versteck zur Türe zu gelangen. Sie hatte gerade den Fuß auf die Schwelle gesetzt, als sie innehielt.
    Aus Faßbenders Büro drang eine Stimme. Der Hoteldirektor war alleine hineingegangen, und doch war da jetzt eine andere Stimme. Rau und mürbe klang sie durch die Türe und irgendwie blechern. Fritz erkannte diese Stimme auf Anhieb. Sie hatten sie

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