Rabenschwarz
Generalstabsmäßiges. Die beiden nickten eifrig.
Jetzt fehlt nur noch der Uhrenvergleich .
»Uhrenvergleich«, ordnete Herbie an und blickte erneut auf die Zeiger seiner Tchibo-Uhr.
»Uhrenvergleich?« Fritz und Rufus sahen ihn skeptisch an.
»Kleiner Scherz.«
Sie räumten das Geld in den Koffer zurück. Gemeinsam waren sie übereingekommen, dass es zwar weitaus bequemer wäre, wenn Fritz und Rufus es sofort behielten, aber dass es sicherer war, auch bei diesem Teil des abendlichen Austauschs so authentisch wie möglich vorzugehen.
Fritz steckte das Köfferchen in eine Plastiktüte, und Rufus nahm die Schüsseln und Teller. Bevor sie zu dritt das Zimmer verließen, hielt Herbie für einen Moment inne.
»Wisst ihr ... ich kenne euch zwar erst seit zwei Tagen, aber ... schade, dass ihr weggeht.«
Fritz hatte plötzlich sichtlich mit der Rührung zu kämpfen, die sie zu übermannen drohte. Mit einem Mal umarmte sie Herbie wild, was besonders komisch aussah, weil sie beinahe zwei Kopf größer war als er. »Du hast uns so sehr geholfen. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie wir dir das jemals wiedergutmachen sollen.«
Herbie winkte ab. »Ihr habt mir auf die richtige Fährte geholfen, was Rosis Mörder betrifft.«
»Was wirs du wegen Faßbender mache?«, fragte Rufus, der Herbie ebenfalls herzlich die Hand drückte.
»Lasst das mal meine Sorge sein. Zuerst bringen wir die Lösegeldsache über die Bühne, und dann werden wir sehen.«
»Hoffentlich sitzt deine Perücke!«, sagte Fritz lachend und zeigte Herbie den hochgestreckten Daumen. Dann verschwanden sie und Rufus im Dienstbotentrakt.
»Ein feiner Kerl«, murmelte Fritz, und Rufus nickte zustimmend. In seinen Händen klapperte das Geschirr.
Als sie sich an der Nottreppe verabschiedeten, sagte Fritz mit nachdenklicher Miene: »Ich möchte zu gerne wissen, was wir tun könnten, um uns zu bedanken.«
»Uns wird was einfallen«, sagte Rufus, gab ihr einen schmatzenden Kuss und stieg die Treppe hinunter. Fritz verharrte in ihrer nachdenklichen Haltung. Was war da nur zu tun? Sie dachte an Geld, dachte an Rosis Auto, und plötzlich kam ihr ein Gedanke. Ein Gedanke, der sie zuerst versonnen lächeln ließ, der aber plötzlich eine Art wissendes Entsetzen auf ihre harten Gesichtszüge malte. Sie erkannte plötzlich Dinge, die sie bisher vollkommen außer acht gelassen hatten, und mit einem Mal war ihre Idee perfekt. »Oh ja, Herbie Feldmann. Ich weiß jetzt, wie wir dir eine kleine Freude bereiten können!«
Fünfzehntes Kapitel
Seine Finger fuhren durch sanft gewelltes Haar, das nicht einfach nur blond war, sondern eher mit der appetitlichen Färbung einer Karamelcreme oder dem sanften Farbton einer Sanddüne verglichen werden konnte. Sachte teilten die zärtlichen Finger die üppigen Locken und folgten ihrem Verlauf bis zu den Rundungen der Schulter.
Herbie blickte in den Spiegel und zupfte sich ein paar Strähnen aus der Stirne. »Ich weiß nicht ...«
Du siehst zum Anbeißen aus, mein Schatz! Ich bin sicher: Du würdest dich auf der Stelle unsterblich in dich verlieben, wenn du dir begegnen würdest. Die Frage wäre dann nur: Geht ihr in deine Wohnung oder in deine?
Der Regisseur betrat den kleinen Nebenraum, der zur Künstlergarderobe umfunktioniert worden war, und schlug verzückt die Hände zusammen. »Ich bin begeistert!« Lachend klopfte er Herbie auf die Schulter. »Du bist eine erstklassige Blondine.«
Und so klug!
»Ich finde, ich könnte ein wenig Rouge vertragen.«
»Nicht zur Generalprobe. Das brauchst du erst bei der Aufführung. Es sei denn, du stehst drauf.«
»Hier waren doch irgendwo meine Gesundheitsschuhe«, zeterte Catrin, die ebenfalls im weißen Kittel steckte. »In diesem ganzen Tohuwabohu findet man nichts mehr!« Wütend wirbelte sie einen Berg abgelegter Klamotten durch die Luft. »Frau Doktor in Lederstiefeln. Na super!«
Jetzt rauschte auch Thorben herein und verkündete stolz: »Ich glaube, ich kann jetzt meinen Text ein bisschen!«
»Das war deine letzte Hauptrolle, mein Lieber! Diesen Nervenkrieg mache ich nicht mehr mit.« Der Regisseur fuchtelte wild in der Luft herum. »Und überhaupt ist es das letzte Mal, dass ich die Generalprobe ein paar Stunden vor der Premiere durchziehe. Wo ist mein Textheft? Haffner!« Brüllend verschwand er wieder im Saal.
»Durchziehen!« Jacqueline, die sich an ihm vorbei in den Raum schob, lachte verächtlich. »Das schaffen wir doch gar nicht mehr bis sieben!«
»Wir fangen
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