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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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du gesagt und vor Lachen gewiehert, »mit den Gewehren im Anschlag und wenn die Hoppelhasen hervorhoppeln zwischen den Zweigen und Ästen ihrer Wälder, knallen sie sie ab und haben die schönsten Weihnachtsbraten!«
    Ich musste grinsen, als ich mir das so vorstellte, es war, als hätte ich deine Stimme gehört. Sie kam von irgendwo aus der Höhe, nicht aus der Tiefe.
    Wo bist du jetzt wohl, mein Schlitzohr? Wo bist du nur, mein Tonio, mein Lieber? Ich hab an deinem Grab ein Schluchzen gespürt, ein Brennen in Brust und Kehle.
    »Zwei Kinder hast du also, Tonio«, hab ich geflüstert. »Zwei. Sohn und Tochter. Und den Sohn, den gab es schon damals, und du hast nie etwas gesagt.«
    Ich habe gewartet, weiß nicht, worauf. Auf Antwort? Nein, wohl eher nicht. Vielleicht auf einen Hoppelhasen, aber es kam keiner.
    Ich habe an deine Tochter gedacht, Tonio. An unsere Tochter, die gibt es …, ja, die gibt es … und wir haben es beide so lange nicht gewusst.
    Und sie ist … ich weiß nicht, wie sie ist, ich weiß es nicht, Tonio, ich kenne sie ja nicht … aber sie ist sicher ganz wunderbar. Sicher hat sie sie gut erzogen, die Gertrud, hat ihr die wichtigen Dinge beigebracht, ja, ist ihr eine gute Mutter gewesen, sicher! Wer weiß, ob ich …?
    Ich bin zurückgegangen, habe an der Tür zur Pfarrei geklopft. »Kommen Sie nur herein«, rief der Pfarrer. »Es ist nicht abgeschlossen.«
    Ich bin hinein, der Pfarrer saß über Akten und Büchern, seine Gemeinde ist wohl groß und will ordentlich geführt sein.
    »Kommen Sie!« Er stand auf. »Kommen Sie nur! Kann ich noch etwas für Sie tun?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich wüsste gerne, wer das Grab in Ordnung hält. Es ist sehr gepflegt.«
    Der Pfarrer nickte. »Ja, das ist es in der Tat. Gefällt es Ihnen?«
    Er deutete auf das Glas Wein auf seinem Schreibtisch. »Darf ich Ihnen vielleicht auch einen Schluck …?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Danke. Sehr freundlich. Aber ich bin ein wenig in Eile.«
    »Natürlich. Das versteh ich. Geht mir ja nicht anders. Immer in Eile. Jaja.«
    »Das Grab!« Ich lächelte. »Sie wollten mir noch sagen …«
    »Oh!«, machte der Pfarrer und lachte. »Ja, natürlich. Das Grab. Ja. Das erledigt unsere Gärtnerei, und bezahlt wird es von einer Dame in Ihrem Alter, wenn ich das so sagen darf. Sie kommt auch regelmäßig her, bringt frische Blumen, Grablichter. Jetzt fällt mir der Name nicht ein. Warten Sie.«
    Ich habe Gertruds Namen genannt.
    »Ja«, sagte der Pfarrer nickend. »Das ist der Name. Ganz genau!«
    Er wusste noch nicht, dass sie tot ist. Ich habe es ihm gesagt. Er war sehr betroffen, meinte, er sei gestern aus dem Urlaub gekommen und hätte wohl viele Neuigkeiten noch nicht mitbekommen. Ich ging.
    66 Sie hatten in der Kantine zu Mittag gegessen und Franza lag das Schnitzel im Magen wie ein Klumpen Klebstoff. Es war nicht das erste Mal, dass das Essen in der Kantine frustrierend ausfiel, aber Hunger war eben Hunger, und immer zum Italiener um die Ecke zu gehen war auf Dauer einfach zu kostspielig.
    Im Konferenzraum hatte Arthur Kaffee aufgebrüht, Franzas Kekse standen auf dem Tisch, außerdem ein Krug mit Wasser, Gläser, Tassen, das Übliche eben. Besprechung war angesagt.
    Es gab nicht besonders viele Neuigkeiten, von jenen abgesehen, die Franza und Felix zu berichten hatten. Diese allerdings hatten die ungeteilte Aufmerksamkeit aller.
    Hansen erzählte im Anschluss, dass es wegen der Fotos in den gestrigen Abendnachrichten zwar wieder viele Anrufe gegeben habe und dass seine Leute dabei seien, alles zu überprüfen, aber nach den Pleiten der letzten Tage erhoffe er sich ehrlich gesagt nicht besonders viel. Natürlich gehe man jedem kleinsten Hinweis nach, beide Personen seien jedoch wie vom Erdboden verschluckt. Aber man dürfe die Hoffnung nicht aufgeben. Schließlich geschähen immer wieder Zeichen und Wunder und die Hoffnung, wie hoffentlich allseits bekannt, sei ja sowieso immer das Letzte, was man aufgäbe. Hansen verdrehte die Augen und seufzte aus tiefer Seele.
    Arthur war an der Reihe. Er berichtete, dass nun alle Fingerabdrücke ausgewertet seien, dass ihnen das aber leider nicht wirklich weiterhelfe, da die meisten natürlich von der Familie stammten. Allerdings gebe es auch viele fremde Abdrücke, die man nicht habe identifizieren können. Das sei aber nicht weiter verwunderlich, da in einem Haus, in dem eine Familie lebe, eben auch viele außenstehende Personen ein und ausgingen, Freunde, Nachbarn, Verwandte.

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