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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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es. Und renovierte es. Und zog ein. Und wohnte dort, bis das Leben allein zu beschwerlich wurde und sie ins Seniorenheim umsiedelte, wo sie bis zu ihrem Tod lebte.
    Seither war Franza Besitzerin des »Bachhäuschens«, wie sie es nannte. Irgendwann würde sie es wohl verkaufen.
    Schon witzig, dachte sie, dass im Laufe der Jahre irgendwie alle hier gelandet waren, Herz, Borger, ja sogar Sonja gab es immer noch, die Freundin aus der Kindheit am Bach, die Frau des Staatsanwalts.
    Sie hatten sich nie wirklich aus den Augen verloren, waren einander wie Schwestern verbunden, waren gemeinsam in London gewesen, Sonja sogar noch ein zweites Jahr, hatte Sprachen studiert, übersetzte nun Bücher.
    Dann war sie eines Tages zu Besuch gekommen und beim Bummeln durch die Innenstadt war ihnen Dr. Brückl über den Weg gelaufen, damals gerade auf dem Sprung zur großen Karriere in der Staatsanwaltschaft, und Sonja hatte gemeint, sie hätte Kaffeedurst, und Herr Brückl hatte gemeint, was für ein Zufall, er auch. Also waren sie in ein Café gegangen, und irgendwann war Franza sich ein wenig überflüssig vorgekommen.
    Die große Karriere war es für den Herrn Dr. Brückl nicht geworden, der hechelte er immer noch hinterher, aber eine Gefährtin hatte er gefunden, für nun schon eine sehr lange Zeit – Sonja.
    Franza erinnerte sich noch, dass sie aus allen Wolken gefallen war, als Sonja ihr berichtet hatte, sie hätte sich bis ins Innerste ihres Herzens verliebt, es sei der Mann fürs Leben und sie sei sich so sicher wie nie zuvor.
    »Dieses karrieregeile Arschloch willst du dir antun?«, hatte sie die Freundin völlig entgeistert gefragt, denn bis zu diesem Augenblick hatte sie die Sache für ein unbedeutendes Geplänkel gehalten. »Das kann doch nicht dein Ernst sein!«
    »Sag das nicht«, hatte Sonja gebeten, »das ist er nicht. Kein karrieregeiles Arschloch. Du kennst ihn nicht. Er hatte keine einfache Kindheit.«
    Ja, hatte Franza mit verdrehten Augen gedacht, das sagen sie alle. Das ist Ausrede für jedes Nichterwachsengewordensein.
    Zu Sonja allerdings sagte sie das nicht, entschuldigte sich auch für ihren Ausbruch, sie wollte die Freundin nicht verlieren. Außerdem schufen sie nun wieder eine österreichische Enklave, tat manchmal gut im deutschen Exil, wie Franza es hin und wieder scherzhaft nannte.
    Wenn sie zusammen waren, was regelmäßig geschah, redeten sie Dialekt wie damals, genossen die kleinen, besonderen Wörter, die nur ihnen gehörten, konnten immer noch lachen, wenn jemand versuchte, diese nachzusprechen und das meistens schrecklich misslang.
    Ja, sie waren auch so etwas wie Schwestern, Sonja und sie, miteinander Verbundene, Vertraute. Glücklicherweise waren sie sich nie in die Quere gekommen, was ihren Geschmack für Männer betraf. Trotz der vielen Gemeinsamkeiten waren sie auch immer eigene Wege gegangen.
    Das war bei Hanna und Gertrud schiefgelaufen, ganz offensichtlich. Du kannst eine behütete Kindheit haben, dachte Franza, liebevolle Eltern, Geld, eine gute Ausbildung, und trotzdem kann es passieren, dass du keinen Hang zum Glück hast, keinen Sinn, keine Gabe dafür. Wie traurig war das, wie schmerzlich traurig.
    Max’ Wohnhaus kam in Sicht. Sie suchte sich einen Parkplatz, ging zum Eingang, läutete. Im Lift fragte sie sich, wie all das mit Port und Max weitergehen würde und dass Port wohl irgendwann in absehbarer Zeit ein festes Engagement irgendwo …
    Nein, sie wollte nicht daran denken.
    Dauergast bei Max dann? Oder er bei ihr? Vertrautheit gemeinsamer Fernsehabende? Max’ Speckbrot, das er allabendlich verspeiste und seine Frage: »Willst du auch?« Oder so ähnlich. Und ihre Antwort: »Nein, danke, ist schon zu spät, um was zu essen.« Oder so ähnlich. Und sein Schulterzucken: »Wie du meinst.« Oder so ähnlich.
    Dann würde er sich auf die Couch setzen, den Fernseher einschalten und genüsslich zu essen beginnen. Eine Weile würde sie durchhalten, zwar würde sie ein wenig neidisch auf Max’ hageren Körper schielen, der einfach kein Fett ansetzte, auch ein wenig auf das Speckbrot, das er manchmal mit Lauch verfeinerte oder mit Rettich oder auch bloß mit Salz und Pfeffer, aber … sie würde durchhalten. Vorerst. Jedoch, wenn er schon fast zu Ende gegessen haben und es also fast zu spät sein würde, würde ihr der Mund endgültig wässrig geworden sein und ihre Hand würde beginnen auf die Seite auszuscheren. Schließlich würde es damit enden, dass Max ihr zuerst auf die Finger

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