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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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ein wenig älter als sie, sie wussten, sie lebten in der gleichen Stadt, sie wusste, er war dunkelhaarig, er wusste, sie war blond. Sonst kaum etwas. Und das sollte so bleiben. Wölfe in der Nacht, die ein bisschen den Mond anheulten.
    Er wartete schon. … ich habe dich vermisst … du bist gester n nicht da gewesen …
     … ich war sehr müde … schrieb sie, … habe derzeit viel zu arbeiten …
     … was … begann er.
     … nicht … schrieb sie schnell, … nein, lass uns bleiben, was wir sind, zwei aliens, die sich getroffen haben im internet-nirwana, die sich da auch wieder verlieren werden …
     … warum … schrieb er, … glaubst du das …
     … weil es so ist … schrieb sie.
     … und wenn ich es nicht möchte … schrieb er, … dich wieder verlieren …
    Sie loggte sich aus, ganz rasch, fuhr den Rechner herunter. Nein, dachte sie, nicht solche Fragen. Nichts beginnen.
    Aber es hatte schon begonnen. Er würde morgen wieder da sein. alien two . Sie auch. alien one.
    Müde trat sie an die Balkontür. Lilli hatte nicht auf die SMS reagiert. Später am Abend hatte Franza versucht, sie anzurufen. Wieder nichts.
    Sie hatten Regen angesagt, aber es sah nicht danach aus. Franza holte sich die Decke von der Couch, hüllte sich darin ein, trat hinaus in den Morgen. Bald würden die Krähen ziehen, Schwärme schwarzer Vögel würden den Himmel bedecken, ihre Schreie voll kreischender Zuversicht nach dem Süden. Franza setzte sich, hielt ihr Gesicht in eine kühle Morgensonne. Ganz zart, der Regen. Doch jetzt.
    57 Zerspringen in der Sonne, flirren im Wind, ganz zart die Tropfen, Nieselgebilde. Ich will sie mit der Kamera festhalten, in Bilder bannen, es sind Versuche, Experimente, wir werden sehen.
    Ich spiele ein Spiel. Morgen für Morgen. Warten, bis der Regen kommt. Ich liege auf einer Decke am Flussufer, die Kamera im Anschlag, ich knipse und knipse, solange es geht, dann die Kamera zurück in die Tasche und hinlegen, ganz flach, ganz hingegeben. Und warten. Solange ich es aushalte. Das Shirt am Bauch, an den Armen hochgeschoben, Schuhe weg, Hose aus, damit ich dem Regen eine Fläche bieten kann und er mich anregnet und Spuren macht auf meiner Haut.
    Irgendwann muss ich immer die Augen schließen. Irgendwann bekomme ich das Gefühl, der Regen dringt durch meine Haut und in mich, er regnet in meine Seele und in mein Hirn. Das ist der Augenblick, da muss ich los, aufspringen, mich anziehen, Kamera schnappen, zum Fahrrad und frierend zurück. Ihre Kinder. Gehen mir nicht aus dem Kopf.
    58 Franza war pünktlich wie selten. Das lag an Ports früher Abfahrt, danach hatte sie geduscht, eine Kleinigkeit gefrühstückt, war los ins Büro und sicher gewesen, die Erste an diesem Dienstag zu sein, aber vor der Tür saß Borger und lächelte ihr entgegen.
    »Hoppla«, sagte sie und blieb überrascht stehen. »Du hier? Um diese nachtschlafende Zeit. Ich dachte, ich wäre die Erste heute.«
    Er wiegte den Kopf. »Tut mir leid, meine Teure, dass ich deine Absicht durchkreuzt habe. Aber ich habe eine Information für euch, die vielleicht wichtig ist, und da dachte ich …«
    »Ja wunderbar«, sagte sie und sperrte das Büro auf. »Wir können alles brauchen, jede Winzigkeit, die uns irgendwie weiterbringt. Warten wir auf Felix? Der wird gleich hier sein, wie ich ihn kenne.«
    Borger nickte, setzte sich. Franza stellte Kaffee auf, packte ihre Tupper-Box aus, holte Tassen aus dem Schränkchen.
    Herz kam. Erstaunt blieb er in der offenen Tür stehen. »Oha«, sagte er. »Schon volles Haus hier! Borger? Du?«
    »Ich hab was für euch«, sagte Borger noch einmal und lächelte geheimnisvoll. Dann stellte er eine Frage, die sowohl Franza als auch Herz mit einem überzeugtem »Ja« beantworteten, dann berichtete er von seiner interessanten Entdeckung und dann waren die Ermittler einfach platt.
    59 Kristin war im Einkaufszentrum gewesen und hatte Essen, eine Sonnenbrille und einen Haarschneider gekauft. Außerdem hatte sie in einem Motel in der Nähe der Autobahn ein Zimmer organisiert, und da waren sie nun. Es war einfach gewesen, keine Rezeption, bloß ein anonymer Schalter, in den man Geld stecken musste. Dafür spuckte er eine Zimmerkarte aus.
    Tonio hatte sich nur eine Sekunde lang gefragt, woher sie wusste, dass es so was gab, woher sie wusste, dass es hier so was gab.
    Als ahnte sie, was ihm durch den Kopf ging, sagte sie augenzwinkernd: »Beliebter Treff für Liebespaare, die anonym bleiben wollen.

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