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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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hiermit den Rat, dass ich Avar, Sept von Leheigh, mit einem Stück Land von Tisl bis Riesling beschenken werde, das nicht breiter sein darf als drei Meilen …«
    »Aber …« Servish, der hitzköpfige junge Sept von Allyn, sprang auf.
    Servish war allerdings dem Kaiserhaus vollkommen ergeben und setzte sich sogleich wieder hin.

    »Aber was, Allyn?«, fragte Phoran freundlich. Er hatte Servish selbst für diese Rolle ausgesucht.
    Servish schluckte und richtete sich auf. »Ich bin wie immer Euer treuer Diener, Majestät.«
    Phoran nickte. »Bitte«, sagte er. »Was hattet Ihr sagen wollen?«
    Servish errötete und holte tief Luft. »Das Land, von dem Ihr sprecht, befindet sich innerhalb meiner Sept, Majestät.«
    Phoran lächelte ihn an, dann schaute er zu Avar, der stehen geblieben war. »Avar, ich fürchte, ich kann Euch kein Land geben, das einem loyalen Sept gehört. Das wäre einfach nicht recht.«
    »Nein«, stimmte Avar ihm zu.
    »Was denkt Ihr, meine Herren?« Phoran sah die Septs an. »Alle, die mir solche Macht gewähren möchten, stehen bitte auf und sagen ›Ja‹.« Niemand rührte sich.
    »Und ich kann einem loyalen Sept auch kein Land abnehmen, nur um es jemandem zu schenken, der dem Reich einen kleinen Dienst geleistet hat. Der Sept von Gerant hat mir nie etwas anderes als Loyalität erwiesen. Ich wäre ein schlechter Kaiser, wenn ich Septs, die nichts Böses getan haben, Land abnähme. Ihr könnt Euch alle wieder hinsetzen.«
    Phoran glaubte tatsächlich zu fühlen, wie es geschah. Er konnte spüren, wie die Zügel des Kaiserreichs in seine Hände glitten. Er achtete sehr darauf, nicht triumphierend auszusehen, und griff nach einem weiteren Pergament. »Bezüglich der Grenzstreitigkeiten …« Und die Septs saßen schweigend da, während er die verbliebenen Dokumente durchging.
     
    »Was ist dein Ziel?«, fragte Phoran. Seine Hände zitterten nur ein wenig, als er den Ärmel wieder herunterzog. Der Triumph dieses Nachmittags hatte ihn derart begeistert, dass selbst der Biss des Memento nicht genügte, ihm die Stimmung zu verderben.
Wenn er die Septs kontrollieren konnte, dann konnte er doch sicher auch diesen Fluch loswerden.
    »Die Meister des Geheimen Pfads zu vernichten«, sagte das Memento.
    »Ah«, erwiderte Phoran.
    Er hatte die Antwort bereits gewusst, aber ihm war keine bessere Frage eingefallen. Er musste sich festhalten, als er aufstand. »Ich werde sehen, ob es unserem Freund im Kerker des Pfads besser geht. Du kannst mitkommen, wenn du möchtest.«
    Wenn er ehrlich sein wollte, hätte er sich gern zu Bett gelegt. Er war schon müde gewesen, bevor das Memento erschienen war, und Blut zu verlieren, hatte nicht gerade geholfen. Aber die Erinnerung an Tiers ungewöhnlich tiefen Schlaf hatte ihn den ganzen Tag nicht losgelassen. Das Memento folgte ihm zu Tiers Zelle, aus welchem Grund auch immer.
    Aus der Zelle erklang Musik, aber die Tür war zu dick, um mehr zu hören. Phoran zog sein Kurzschwert und klopfte leise an die Tür.
    »Herein.« Unmöglich, diese Stimme zu verwechseln - es war Tier.
    Phoran steckte das Schwert wieder ein und öffnete die Tür. Der Barde saß auf dem Bett, die Laute in der Hand. Tier war blass und sah beinahe so müde aus, wie Phoran sich fühlte, aber als er erkannte, wer da zu Besuch kam, legte er das Instrument beiseite und stand schnell auf. »Mein Kaiser.«
    »Nur Phoran«, erwiderte Phoran und ging durchs Zimmer, um sich aufs Bett zu setzen. Er rutschte zurück, bis er den Rücken an die Wand lehnen konnte, und bedeutete Tier, das Gleiche zu tun. »Es freut mich zu sehen, dass es Euch besser geht als letzte Nacht.«
    »Ihr wart letzte Nacht ebenfalls hier?« Tier setzte sich und zog die Laute auf seinen Schoß, als ob sie ein kleines Kind
wäre. Er warf einen Blick zu dem Memento, das auf dem gleichen Platz stand wie in der ersten Nacht.
    »Ich konnte Euch einfach nicht aufwecken.« Phoran gähnte. Er hatte vergessen, dass er in der Nacht zuvor auch nicht viel Schlaf bekommen hatte. Zumindest hatte er jetzt eine bessere Erklärung für seine Müdigkeit. »Ich wartete eine Weile, aber dann kam ich zu dem Schluss, dass ich Euch eine Nacht Zeit lassen würde, damit Ihr Euch erholen könnt von …«
    »Etwas, was die Zauberer sich ausgedacht haben«, sagte Tier unglücklich. »Ich bin nicht sicher, was.« Er schüttelte den Kopf und bedachte Phoran mit einem dünnen Lächeln. »Im Augenblick könnt Ihr nichts dagegen tun. Aber ich habe tatsächlich ein paar

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