Rabenzauber
hindurch, die rasch zurücktraten, als sie sie erkannten.
Blitze zuckten auf und trafen den Troll. Er verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf, aber ansonsten schien es ihn nicht zu stören. Während er abgelenkt war, traf ihn ein Pfeil, und nun wich der Troll mehrere Schritte zurück und stieß einen gequälten Schrei aus. Er hob einen Arm, um nach seinem Gesicht zu schlagen, und riss den Pfeil aus dem Nasenschlitz. Er hob den Pfeil hoch und schüttelte ihn, bevor er ihn wegwarf und mit einem Schritt wieder nach vorn ging, der beinahe so laut dröhnte wie sein Schrei und die Erde beben ließ.
Lehr, der links von Rinnie stand, legte einen weiteren Pfeil auf die Sehne und wartete.
Der Troll traf auf Seraphs Schutzzauber, und Magie erhob sich in Licht und Farben und hielt ihn auf. Das Geschöpf blieb stehen, dann fiel es zurück und hielt sich die Augen zu, aber Seraph erkannte - vielleicht als Einzige -, dass der Schutzzauber nicht mehr lange halten würde.
»Rinnie!«, rief sie, sobald sie nahe genug war, um über das Unwetter hinweg verständlich zu sein. Sie näherte sich ihrer Tochter so weit, wie sie es wagte. »Rinnie, lass das Unwetter gehen. Deine Blitze werden den Troll nicht verletzen, und er zieht die Dunkelheit dem Licht vor. Lehr, in die Ohren, die Augen, die Nüstern und den Bauchschlitz - wenn du kannst, lass dir von jemandem Brandpfeile machen. Ein Troll ist zum Teil immun gegen Magie, also kann ich ihn nicht in Flammen aufgehen lassen, aber echtes Feuer funktioniert manchmal.« Manchmal.
Obwohl ihr Leuchten nicht nachgelassen hatte, musste Rinnie gehört haben, was Seraph sagte: Der Regen und der Wind hörten auf, und es folgte eine unheimliche Stille, aber das Unwetter in all seiner ihm innewohnenden Heftigkeit dräute immer noch über ihnen.
»Es gibt ein paar Zauber, die ihm wehtun können«, sagte Hennea.
In ihrer Sorge um ihre Familie hatte Seraph den anderen Raben beinahe vergessen.
Sie drehte sich um und sah, wie Hennea die Hände bewegte, als hielte sie eine große Kugel, und dann eine Wurfbewegung ausführte. Sobald ihr Werk den Schutzzauber überquerte, verwandelte es sich in einen Feuerball, der vor Hitze blau glühte. Er traf den Troll an der Stirn; Seraph konnte das Aufklatschen sogar dort hören, wo sie stand.
Der Troll war sofort vom Licht geblendet und riss sich die glühend heiße Kugel von der Stirn. Auf seine Berührung hin
zerfiel die Magie, doch auf seinem Gesicht blieb ein großer geschwärzter Fleck zurück. Das Ungeheuer heulte vor Wut.
»Das musst du mir beibringen«, sagte Seraph. »Aber im Augenblick wird es uns nicht viel helfen. Sie jagen vor allem mithilfe ihres Riech- und Hörvermögens. Wenn du ihn blendest, machst du ihn nur wütend.«
Jemand hatte gehört, wie sie Lehr riet, Feuer einzusetzen; sie hörte einen Ruf: »Wir brauchen Brandpfeile!« Jemand anderes schrie: »Augen, Maul und zwischen die Beine, Jungs.«
Der Troll griff den Schutzzauber erneut an. Seraph duckte sich an Scheck vorbei, um ihrem Bann mehr Macht zu verleihen, und ignorierte Tiers erschrockenen Aufschrei. Der Troll sah sie ebenfalls und versuchte, durch die magische Barriere zu waten, um zu ihr zu gelangen.
Trolle waren schlauer, als sie aussahen.
Eine große Bergkatze sprang den Troll von einem Baum aus an und landete oben auf seinem Kopf. Der Troll fiel nach hinten, weg von Seraph und dem Schutzzauber.
Jes, dachte Seraph. Eine schwarze Bergkatze gehörte zu den von Jes bevorzugten Gestalten - und eine gewöhnliche Bergkatze hätte niemals einen Troll angegriffen.
Der wütende Schrei der Katze verband sich mit dem Heulen des Trolls. Bevor das Ungeheuer das Gleichgewicht wiedergewinnen konnte, griff Gura ebenfalls an und verbiss sich in die Sehne hinten an seinem Fußgelenk.
Der Troll trat wild um sich und erwischte Gura seitlich mit dem Fuß. Der Hund kläffte einmal und rollte ein Dutzend Fuß weit, bis er an einem Baum liegen blieb. Er rührte sich nicht mehr.
Jes, der im Nacken des Trolls hing, spannte die Hinterbeine an und schlug die Krallen der Vorderpfoten tief in die Stirn des Ungeheuers, dann riss er sich zurück - was das Maul des Trolls aufzwang.
Die Gelenke eines Trolls funktionierten anders als die der meisten Tiere. Er hatte keinen Hals, und der Unterkiefer saß starr direkt am Oberkörper - er kaute zum Beispiel, indem er den oberen Teil seines Kopfes bewegte und nicht den unteren. Indem Jes den oberen Teil des Kopfes beherrschte, kontrollierte er nun den
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