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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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überwiegend von den Dorfleuten ferngehalten.«
    »Es gab eine Rune im Tempel«, murmelte Seraph.
    »Um diese Geschöpfe, die dem Schatten gehorchen, zu wecken und anzuziehen«, erklärte der Waldkönig. »Der Priester brachte mich in den Tempel, und wir haben die Rune zerstört. Aber es war beinahe zu spät.«
    Runen waren überwiegend Solsenti -Zauberei. Seraph kannte sich kaum mit der zugehörigen Theorie aus - aber es gab ein paar nützliche Runen, die sie manchmal gebrauchte. Sie wusste, dass sie gezeichnet und dann veranlasst werden konnten zu warten, bis etwas sie auslöste. Der neue Tempel war jedoch erst im vergangenen Winter gebaut worden, also musste der Schatten sich seitdem irgendwann in Redern aufgehalten haben.
    Zusammen mit Volis, dem Zauberer-Priester, den sie im neuen Tempel getötet hatte, waren verschiedene Zauberer des
Pfades nach Redern gekommen. Diese Männer hatten Tier entführt und ihn dann nach Taela gebracht. Der Schatten war womöglich einer von ihnen gewesen.
    Vielleicht hatte die Rune ja auch den Nebelmahr, der die Tochter des Schmieds getötet hatte, aus seinem Versteck und in Richtung Redern gelockt. Nachdem der Waldkönig den Ruf unterbrochen hatte, hatte das Wesen sich im Brunnen des Schmieds niedergelassen. Seraph fragte sich unglücklich, wie viele andere Geschöpfe im Augenblick harmlosen Dorfbewohnern auflauerten - vielleicht war Benroln deshalb in den Kampf gerufen worden.
    Das Brennen der Macht verlangsamte Seraphs Gedanken immer noch, und sie wandte sich wieder ihrem Schutzzauber zu. Der Waldkönig folgte ihr, wenn sie weiterzog, und graste, während sie arbeitete.
    Es wurde langsam dunkel, aber Seraph konnte dort, wo der Wald nicht zu dicht war, immer noch ein wenig Licht sehen. Die Vögel schwiegen nun und ließen sich zum Schlafen nieder, aber vom Bauernhof her erklang Musik. Sie lächelte. Wenn mehr als zwei Rederni zusammen waren, gab es immer Musik.
    Kritisch betrachtete sie den Fortschritt ihrer magischen Arbeit und war zufrieden mit dem, was sie sah. Ihre Gedanken waren jetzt ein wenig klarer und die Schutzzauber stark und fest gewoben.
    »Tier erzählte mir einmal, er glaube, Jes’ Waldkönig habe viel mit Ellevanal gemeinsam«, sagte sie beiläufig.
    Ellevanal war der Gott, den die Bewohner der Berge, darunter auch die Rederni, anbeteten. Seraph hatte ihn heute erst zum zweiten Mal gesehen, aber Jes hatte, seit er alt genug gewesen war, um laufen zu können, viele seiner sommerlichen Wanderungen in Gesellschaft eines Geschöpfs verbracht, das er den Waldkönig nannte.

    »Barden sehen Dinge, die anderen verborgen bleiben«, stimmte der Waldkönig zu und riss einen Büschel Gras ab.
    »Was würden die Rederni sagen, wenn sie ihren Gott des Waldes Gras fressen sähen?«, fragte Seraph.
    »Sie sind keine Reisenden«, erwiderte der Gott, nachdem er fertig gekaut hatte. »Sie würden nicht sehen, was du siehst.«
    Sie musste einfach lachen. »Das ist wirklich eine gute mystische Antwort.«
    »Das dachte ich ebenfalls«, bestätigte er. »Aber sie ist dennoch wahr.«
    »Götter sehen für ihre Anbeter nicht krank und ausgemergelt aus?«
    »Du glaubst nicht an die Götter«, stellte Ellevanal fest. »Woher solltest du also wissen, was sie tun oder nicht?« Dann verlor seine Stimme den spöttischen Unterton. »Es heißt, die Reisenden glauben nicht an Götter, weil sie die ihren getötet und verschlungen haben.«
    »Das habe ich noch nie gehört.«
    »Selbstverständlich nicht«, sagte Ellevanal. »Du bist eine Reisende, die nicht an Götter glaubt.«
    »Wie lange bist du schon hier und bewachst den Wald?«
    Das Pferd hob den Kopf erneut und witterte, und sein Brustkorb hob und senkte sich, als wäre es gerannt und hätte nicht nur eine Stunde oder länger friedlich an ihrer Seite gegrast. Es hatte Schlamm an Beinen und Bauch.
    »Schon lange«, sagte er. »Ich war schon hier, bevor der Schattenkönig kam und die Welt verwüstete. Bevor die Überreste der ruhmreichen Armee der Menschheit nach dem Fall hier eintrafen, eine sichere Zuflucht fanden und mich in ihrer Dankbarkeit zum Gott ernannten.« Er warf ihr einen schalkhaften Blick zu. »Bevor das Undenkbare geschah und Tieragan, der Bäcker, mit einer Weisung geboren wurde und die Welt der Reisenden auf den Kopf stellte.«

    »Er hat die Welt der Reisenden nicht auf den Kopf gestellt«, widersprach sie.
    »Ach ja?« Das Pferd schnaubte und warf den Kopf hoch. »Warte ab und sieh, was ein Rederni mit einer Weisung tun

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