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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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er sehr gut erzogen wurde.« Sie warf einen spitzen Blick auf Henneas Hand.
    Hennea ließ Seraphs Arm los, als wäre dieser glühend heiß geworden.

    »Warum tust du das? Warum ermutigst du ihn?«, fragte Hennea im Flüsterton. »Du weißt, dass es gefährlich ist.«
    »Mein Sohn versteckt sich nicht vor dem Leben.« Seraph versuchte nicht, ihre Worte vor den Personen im nächsten Zimmer zu verbergen, die wahrscheinlich inzwischen den Atem anhielten, damit sie besser hören konnten. »Du solltest ihm vielleicht zugestehen, dass er selbst weiß, was er aushalten kann und was nicht. Er ist nicht dumm.«
    Hennea starrte sie ungläubig an. »Du ermutigst ihn tatsächlich.«
    »Ich habe ihm nichts anderes gesagt als die Wahrheit, wie ich sie kenne«, erwiderte Seraph. »Was er mit diesem Wissen anfängt, ist seine Sache - und vielleicht auch die deine.« Sie sah den anderen Raben an, seufzte und schluckte ihre klammheimliche Heiterkeit herunter. »Das Leben ist manchmal so schwer, Hennea, dass man leicht vergisst, wie wunderbar es sein kann. Wirf die Geschenke nicht weg, die du erhältst.«
    Dann kam sie zu dem Schluss, dass sie schon mehr als genug gute Ratschläge gegeben hatte, ließ Hennea stehen, kehrte in die Bibliothek zurück und holte irgendein Buch aus dem Regal.
    »Hennea hat dieses Regal schon durchkämmt«, murmelte Lehr. »Es wäre vielleicht am besten, wenn du das andere Regal übernimmst. Wir legen alle Bücher beiseite, in denen es um Reisende geht, und wir haben auch einen großen Stapel für solche, die in Sprachen verfasst sind, die wir nicht lesen können.«
    »Danke«, sagte sie und berührte seine Schulter. Statt sich ein Regal vorzunehmen, setzte sie sich auf den Boden und begann, den Bücherstapel zu durchforsten, bis sie etwas fand, was sie übersetzen konnte.
    Für jemanden, der daran gewöhnt war, die Mermori -Bibliotheken zur Verfügung zu haben, war diese Bibliothek enttäuschend. Illusionäre Bücher waren beinahe so nützlich wie
echte, und man brauchte nicht zu befürchten, die Seiten zu zerreißen. Die Zauberer von Colossae waren wohlhabend gewesen, und da es sich - wie die Geschichten berichteten - um Zauberer im Solsenti -Stil gehandelt hatte, hatten sie einen großen Teil ihres Wohlstands für Bücher ausgegeben. Selbst Isoldas Bibliothek umfasste mehr Bände als diese hier - und Isolda war einer der geringeren Zauberer gewesen.
    Seraph blätterte ein Buch über die Reisenden durch, das angeblich von jemandem verfasst worden war, der ein Jahr bei ihnen gelebt hatte. Es war so voll von unwahrscheinlichen Ereignissen und Unsinn, dass Seraph davon ausging, der Autor sei niemals auch nur einem einzigen Reisenden begegnet, oder wenn, dann müsse es ein sehr kurzes Treffen gewesen sein, das ihm erlaubte, die Kleidung zu beschreiben. Die Sätze über die Kleidung waren das Einzige, was sie finden konnte, das den Tatsachen entsprach.
    Hennea kam zurück ins Zimmer, während Seraph immer noch das erste Buch durchblätterte.
    »Bist du zu einem Schluss gekommen, wonach wir suchen sollen?«, fragte Seraph Hennea, als hätte das Gespräch im Flur nicht stattgefunden.
    Hennea, die sich wieder in ihren üblichen Mantel der Ausgeglichenheit gehüllt hatte, sagte: »Ich denke, wir sollten die Bücher über Reisende mitnehmen, damit wir sie uns in Ruhe ansehen können. Die Bücher über Zauberei, die nichts mit uns zu tun hat … ich weiß nicht, was wir damit anfangen sollen. Das meiste, was darin steht, ist nicht besonders nützlich für uns. Es kommt mir falsch vor, sie einfach zu vernichten, aber sie sind zu gefährlich, um sie in die falschen Hände geraten zu lassen. Es gibt vielleicht noch ein paar Briefe - obwohl Volis die meisten verbrannte, nachdem er sie gelesen hatte. Ihr solltet einfach auf alles achten, das uns einen Hinweis darauf geben könnte, wer der Schatten ist.«

    »Was, wenn wir nichts über den Schatten finden?«, fragte Lehr.
    »Wir werden ihn früher oder später finden - oder er findet uns«, sagte Seraph. »Ein Schatten lebt vom Tod anderer Menschen. Wo immer er wandelt, hinterlässt er Leichen. Er wird sich nicht ewig verbergen können, nicht, nachdem wir wissen, dass es wieder einen Schatten gibt.«
    »Wenn die Bücher den Zauberern vom Geheimen Pfad gehörten«, schlug Rinnie ein Thema an, bei dem sie mitreden konnte, »und die Leute vom Geheimen Pfad alle Verräter waren, gehören die Bücher dann nicht dem Kaiser?«
    Seraph versuchte sich vorzustellen, wie sie eine

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