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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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es einen Grund für mich gab, in Redern zu sein.« Sie beugte
sich zu ihm, damit auch er die vollkommene Sicherheit spüren konnte, die sie seit seiner Geburt empfand. »Ich wusste , euer Vater würde mich niemals zwingen, mein Kind aufzugeben, weil er glaubte, dass andere Leute, Leute, die dich nicht so gern hatten, besser für deine Sicherheit sorgen könnten. Von diesem Tag an hatte ich nie wieder das Gefühl, ich sollte zu den Clans zurückkehren. Ich hatte mein Zuhause - in deinem Vater und in dir.«
    »Bin ich deshalb nicht tot wie die anderen Hüter?«, fragte er. »Weil du mich nicht weggegeben hast? War es falsch von ihnen, die Kinder wegzugeben?«
    »Ich wünschte, ich wüsste das«, sagte sie. »Wenn es eine Möglichkeit gäbe, anderen Hütern zu helfen, würde ich sie nur zu gern an die Clans weitergeben - aber ich glaube, die Antwort ist einfacher. Zu einfach, um anderen mit der Adlerweisung zu helfen. Die Antwort bist du selbst. Du bist stark, Jes, stark genug, um eine Last zu tragen, die andere Menschen brechen würde. Du kannst den Hüter verankern, ohne dein Gleichgewicht zu verlieren.«
    Jes setzte sich wieder neben sie und starrte erneut Willons Dach an.
    »Hennea weiß, dass ich gefährlich bin?«, fragte er nach einer Weile.
    »Sie weiß, dass Hüter verwundbar sind«, verbesserte Seraph entschlossen. »Sie weiß, dass es Dinge gibt, die sehr gefährlich für Hüter sind - sehr starke Gefühle, selbst gute, sind schwierig zu verkraften. Wenn du dich verliebst, Jes, dann hast du nur noch starke Gefühle. Eine Minute bist du glücklich und in der nächsten traurig.«
    Jes nickte nachdrücklich.
    Sie wünschte sich, Tier wäre hier, um das Nächste zu sagen. Aber sie musste ihren Sohn warnen, und dieser Zeitpunkt war so gut wie jeder andere.

    »Eine andere Sache, die schwierig für dich sein wird, ist geschlechtliche Liebe«, begann sie.
    Jes erstarrte, und Seraph wandte das Gesicht ein wenig ab, damit er nicht sehen konnte, wie sie errötete. Sie räusperte sich. »Es fällt dir schwer genug, das aufbrausende Wesen des Hüters zu beherrschen, ohne dass du auch noch mit deinen eigenen, wild umherwirbelnden Gefühlen kämpfen musst.« Und mehr würde sie über dieses Thema nicht sagen, beschloss sie. »Hennea weiß, dass das letzte Abenteuer gefährlich für dich war, weil der Hüter so oft gerufen wurde. Die Adler, die am längsten lebten, haben Situationen vermieden, in denen der Hüter sich zeigen würde. Aber wir brauchten deine Fähigkeiten, um Tier zu retten, und das hatte entsprechende Folgen. Du hast die Veränderungen doch sicher auch selbst wahrgenommen.«
    »Der Hüter ist näher«, sagte er. »Er hat früher oft geschlafen, aber jetzt ist er immer in der Nähe. Und wir tauschen auch öfter.« Er zögerte. »Aber er hört auch besser auf mich, und wenn er übernimmt, kann ich immer noch bei ihm sein. Früher bin ich manchmal mitten im Wald aufgewacht und wusste nicht, warum, aber jetzt lässt er mich für gewöhnlich bleiben, wenn ich das will.«
    »Das wusste ich nicht«, sagte Seraph. »Es hört sich an, als ob es etwas Gutes wäre.«
    Er nickte. »Das denke ich auch.« »Hennea weiß nichts davon«, sagte Seraph. »Sie weiß nur, dass du jetzt sehr verwundbar bist. Sie glaubt, sie ist zu alt für dich - wie alt sie auch sein mag. Sie denkt, was du für sie empfindest«, plötzlich fiel ihr der richtige Begriff in der Rederni-Sprache nicht mehr ein, und sie machte eine ungeduldige Geste, bis sie das Wort schließlich fand, »ist, was die Rederni ›Mondkalb-Liebe‹ nennen, die vielleicht noch gefühlvoller sein kann als wirkliche Liebe, aber nicht dauerhaft.
Etwas, wovon du dich erholen würdest, wenn sie weg wäre.«
    »Sie will gehen, um mich zu retten«, sagte er, und Seraph hörte seinem verärgerten Tonfall an, dass er diese Idee nicht zu schätzen wusste.
    »Hennea will, dass du in Sicherheit bist, weil sie dich liebt«, sagte sie.
    Er riss den Kopf herum.
    »Dein Vater hat gesagt, dass sie dich liebt.« Sie wusste, dass er sich auf Tiers Einschätzung verlassen würde.
    Er holte tief Luft, und seine Schultern entspannten sich von einem Gefühl, das vielleicht einfach Erleichterung war.
    »Sie liebt dich zu sehr, um auf deine Kraft zu vertrauen, wenn dein Leben in Gefahr ist. Sie erkennt nicht, was für ein Geschenk sie für dich bedeutet: Eine Frau, die keine Angst vor einem Hüter hat, ein Rabe, der sich gut genug beherrschen kann, um dich zu berühren, ohne dass es dir

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