Rabenzauber
wahrscheinlich zur Karawane eines Kaufmanns, die hier vorbeizog.
Er drängte sich an den Männern vorbei, fand einen leeren Tisch in einer Ecke und setzte sich hin. Regil, der Besitzer der Schänke, sah ihn und eilte zu ihm.
»Tier, sei willkommen!«, sagte er. »Ich hatte gehofft, du oder Ciro würdet vorbeikommen, um diese Leute ein bisschen zu unterhalten. Unser Mittagessen besteht aus Brot aus dem Ofen deiner Schwester und frischer Wurst - und du kannst gern etwas davon haben, wenn du singst.«
Tier lächelte. »Das würde ich ja tun, aber ich habe heute früh meiner Schwester geholfen und meine Laute nicht dabei.«
»Könntest du meine spielen?«, fragte Regil.
»Ich denke schon«, antwortete Tier.
Regil grinste. »Ich fürchtete schon, selbst singen und spielen zu müssen, und ich habe so viele andere Dinge zu tun.« Dann fiel sein Blick auf jemanden hinter Tier. »Meister Willon,
Tier wird dafür sorgen, dass Eure Männer nicht so viel Ärger machen.«
Tier drehte seinen Stuhl um und sah den alten Kaufmann direkt hinter sich stehen. »Willon - schön, Euch zu sehen! Ich dachte, Ihr würdet eine Weile in Taela bleiben.«
Regil machte ein paar höfliche Rückwärtsschritte, dann drehte er sich um und eilte in Richtung der Treppe zu seiner Wohnung davon. Willon setzte sich Tier an dem schmalen Tisch gegenüber.
»Sobald ich hörte, dass Reisende eine Geheimgesellschaft vernichtet hätten, nahm ich an, dass es Seraph gelungen war, Euch auch ohne meine Hilfe zu retten.« Willon grinste. »Ich hatte gerade die ersten Gerüchte gehört, dass Ihr Euch vielleicht im Palast des Kaisers befändet, als sich auch schon die Nachricht vom Ende des Pfads ausbreitete. Seraph hat meine Hilfe offensichtlich nicht gebraucht - nicht, dass mich das überrascht hätte. Eure Frau ist eine sehr fähige Person. Und mein Vetter plante ohnehin eine Karawane in diese Region, also habe ich mich von seinen Männern eskortieren lassen. Ich werde zu alt, um die große Stadt noch genießen zu können; meine alten Knochen ziehen Redern vor.«
»Ich habe selbst ebenfalls vor, hier alt zu werden.« Tier lächelte, als er das sagte, obwohl er tief im Herzen bekümmert war, denn er befürchtete, Seraph werde nicht bei ihm bleiben.
»Enttäuschend«, stellte Hennea fest, als sie in Jes’ Geheimzimmer spähte.
»Man würde doch erwarten, dass ein Raum, den Volis mit so viel Aufwand verborgen hat, irgendetwas enthält.« Lehr rieb sich die Hände am Hemd ab, um das Kribbeln der Macht loszuwerden, die er benutzt hatte, um das Schloss der von Jes entdeckten Geheimtür zu öffnen.
Seraph war davon ausgegangen, dass er Magie benutzte, aber es war keine - jedenfalls nicht die gleiche Art Magie, wie sie sie heraufbeschwören konnte. Falkengeheimnisse, dachte sie und lächelte. Es war gut, dass Brewydd mehr über die Weisung des Falken gewusst hatte als sie. Sie hatte vergessen, dass Jäger wirklich gut mit Schlössern und Toren umgehen konnten - Brewydd hatte gesagt, es habe etwas damit zu tun, dass auch Fallenstellen zur Kunst des Jägers gehörte. Was immer der Grund sein mochte, Lehr hatte offensichtlich Freude daran, alle Schlösser zu öffnen, die man ihm vorlegte. Ohne ihn, ohne seine Fähigkeiten, Spuren zu lesen und Schlösser zu öffnen, hätten sie es nie durch den Palast und bis zu Tiers Zelle geschafft.
Rinnie drängte sich an Lehr und Hennea vorbei und schoss in den kleinen Raum hinein. »Es ist leer.«
»Wirklich schade«, sagte Jes.
»Ganz und gar nicht.« Seraph konnte das Innere des Raums nicht sehen, aber wenn er groß genug für Rinnie war, so wäre er auch für ihre Zwecke groß genug. »Das hier ist der beste Platz, um die Bücher über Magie unterzubringen, bis wir beschlossen haben, was wir mit ihnen tun sollen. Lehr kann die Tür mit seiner Magie verschließen, und Hennea oder ich belegen die Geheimtür mit einem ›Sieh nicht hin‹-Bann. Sie werden dort sicher sein wie ein Lamm in seiner Herde.«
»Dann brauchen wir sie nicht alle zu tragen.« Jes grinste sie an. »Lehr und ich«, ergänzte er. »Wir hätten sie alle tragen müssen. Bei diesen ganzen Büchern hätte das mindestens zweimal Hin und Her bedeutet. Durch das Dorf nach Hause, und dann wieder durch das Dorf hierher. Wieder durch das Dorf und nach Hause. Die Reisendenbücher sind nicht ganz so zahlreich wie die Zauberbücher. Also noch einmal durch das Dorf.«
»Du hast immer noch die Treppe vor dir«, erinnerte ihn Hennea, als sie wieder durch den
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