Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Schärfe, aber das schien Toarsen nicht zu stören.
    »Wenn es genug Leute umgebracht hat, wird es eine Weile keine Nahrung brauchen. Ein Magier nährt es längere Zeit; die Meister des Pfads zählten zu den Zauberern, die den Raben getötet haben, welcher das Memento gebar, und so könnte ihre Ermordung es durchaus länger laben als der Tod von anderen.« Henneas Stimme aus dem Nebenraum klang ruhig und
aufmerksam, und man konnte ihr nichts von der Erschöpfung anhören, die bei Seraph so deutlich war.
    Eine Matratze raschelte, und dann kam Hennea aus ihrem Zimmer. Das Haar hing ihr wirr über die Schultern, was sie aussehen ließ, als stünde sie Rinnies Alter näher als dem von Seraph.
    »Phoran, Ihr erinnert Euch sicher an Hennea«, sagte Tier.
    Der Kaiser nickte. »Selbstverständlich. Rabe.«
    »Euer Hoheit«, sagte Hennea so gelassen, als trage sie Hofkleidung statt eines Nachthemds. »Könnt Ihr das Memento rufen, wenn Ihr das wollt?«
    »Nein.« Phoran hatte schon versucht, es auf jede erdenkliche Weise zu sich zu holen.
    »Also gut«, sagte Seraph. »Es wird schon kommen. Hennea, hast du gehört, was Phoran erzählte?«
    Hennea nickte. »Wie viel davon wissen Eure Männer?«
    »Toarsen weiß selbstverständlich alles, ebenso wie Kissel«, erwiderte der Kaiser. »Den anderen habe ich gesagt, mir sei von den Meistern ein Bann auferlegt worden, und Ihr«, er machte eine Geste, die alle im Raum umfasste, »könntet mir vielleicht helfen.« Er kniff kurz die Lippen zusammen. »Ich wage nicht, ihnen alles anzuvertrauen.«
    »Es hat mich immer überrascht, dass Rufort vom Pfad rekrutiert wurde«, sagte Tier. »Ich wette mein Leben, dass er einer der ehrenhaftesten Männer ist, die ich kenne.«
    »Er ist im vergangenen Jahr ein bisschen ruhiger geworden«, sagte Toarsen. »Zuvor war er schrecklich aufbrausend. Wenn er ausging und ein paar getrunken hatte, fing er für gewöhnlich Streit mit dem größten Idioten an, den er finden konnte. Damit hörte er erst auf, als Kissel ihn grün und blau schlug. Danach hörte er auf, Kämpfe anzuzetteln. Er sagte mir einmal, ein Mann mit einem gebrochenen Bein habe eine Menge Zeit, auf dem Rücken zu liegen
und darüber nachzudenken, was er mit seinem Leben anfangen solle.«
    Toarsen hielt inne, dann sagte er: »Sie hätten Rufort nicht mehr lange am Leben gelassen - die Raubvögel und die Meister des Pfades. Vielleicht haben sie sogar schon versucht, ihn umzubringen. Nur ein paar Wochen, bevor man Tier zu uns brachte, wurde ein anderer Sperling tot in der Nähe von Ruforts Zimmer gefunden. Er war ein unangenehmer Kerl, und niemand vermisste ihn, aber Kissel, der die Leiche sah, sagte, die Person, die ihn getötet habe, müsse ein großer, kräftiger Mann gewesen sein wie Rufort. Wir dachten nicht viel darüber nach, bis Ihr uns zeigtet, dass der Pfad mehr Sperlinge tötete, als er zu Raubvögeln machte.«
    »Ielian kenne ich nicht besonders gut«, sagte Tier. »Ich erinnere mich daran, dass er ziemlich still war - und einer der besseren Schwertkämpfer.«
    »Er ist ein guter Mann«, sagte Toarsen. »Er hat sich bei dem Kampf im Nest hervorragend bewährt. Es gibt nur wenig Männer, die ich lieber in meinem Rücken wüsste.« Er gähnte.
    Seraph stand auf. »Es ist Zeit zu schlafen. Phoran, Ihr könnt unser Zimmer …«
    Aber der Kaiser schüttelte bereits den Kopf. »Nein, das geht nicht. Ich würde nie eine Dame aus ihrem Bett vertreiben. Die Scheune ist gut genug für uns - ein Heubett wird erheblich weicher sein als alles andere, worauf wir in diesen letzten Wochen geschlafen haben.«
    »Ihr seid schnell geritten«, sagte Tier, »um uns so bald wie möglich zu erreichen.«
    »Toarsen kennt alle Abkürzungen, und wir haben die Pferde mit Getreide gefüttert«, sagte Phoran. Er machte einen Schritt auf die Tür zu und blieb dann wieder stehen. »Ihr habt mir noch nicht gesagt, wieso Ihr Lehr schon vor unserer Ankunft zu der Heilerin schicken wolltet.«

    »Ich habe ein Geschenk der Meister mit zurückgebracht«, sagte Tier. »Ich hoffe, dass Brewydd sich darum kümmern kann. Nichts, worum Ihr Euch Sorgen machen müsst. Jes, kannst du sie nach draußen bringen und bei den anderen einen Platz für sie finden?«
    »Wartet«, wandte Jes ein. »Hennea, bevor du eingeschlafen bist, hast du mich gebeten, dich an Papa, Landkarten und Colossae zu erinnern. Du sagtest, es sei wichtig.«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Es wird dir schon wieder einfallen«,

Weitere Kostenlose Bücher