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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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kann. Ich weiß, wir sind noch nichts Gefährlichem begegnet, aber diese Stadt hat etwas wirklich Unheimliches an sich.«
    »Also gut«, erwiderte Lehr. »Tatsächlich bin ich herausgekommen, weil ich dachte, Ihr könntet mir eine Frage beantworten. Ich wollte eigentlich Toarsen fragen, aber da ich Euch gerade alleine erwische …«
    »Frag.«
    »Als wir heute auf dem Weg zur Bibliothek waren, sprachen Rufort und Ielian über ihre Zeit als Sperlinge. Ielian sagte etwas, das Rufort beunruhigte, aber ich weiß nicht genau, was es war oder warum es ihn nervös machte.«
    »Sag es mir«, bat Phoran ihn wieder.
    »Rufort sagte, er sei gern einer Eurer Leibwächter und dass es viel besser sei als das Leben als Sperling. Dann erwiderte Ielian, es gefalle ihm ebenfalls. Aber selbst Sperling zu sein sei besser gewesen, als für seinen Onkel als Schreiber zu arbeiten. Das schien Rufort zu verstören, aber er verbarg seine Reaktion vor Ielian.«
    Phoran wusste, wer Ielians Onkel war, aber das traf auch auf Rufort zu. »Sagte er, wieso er lieber Sperling als Schreiber war?«
    »Ja. Er erklärte, es sei besser bezahlt worden.«
    »Ich dachte, wir hätten sie alle gefunden«, murmelte Phoran bedrückt.

    »Alle was?«
    »Die einzigen Sperlinge, die vom Pfad bezahlt wurden, erhielten ihr Geld dafür, dass sie andere umbrachten oder sie zumindest einschüchterten. Die meisten waren ältere Sperlinge: Kissel und Toarsen konnten sie für uns identifizieren. Ielian ist jünger und stammt aus der Ernte dieses Jahres. Wir hatten nicht angenommen, dass sie auch einem Mann aus der jüngsten Gruppe solche Arbeiten aufgetragen hatten.«
    Kissel und Toarsen waren beide losgezogen, um andere einzuschüchtern. »Ein paar Knöchel aufschrammen«, hatte Kissel gesagt. Aber töten - besonders die Art von Mord, wie sie der Pfad anordnete - war eine ganz andere Sache.
    Er konnte Ielian nicht mehr trauen.
    »Schon gut, Lehr«, fuhr er fort. »Danke, dass du es mir gesagt hast. Ich lasse es Toarsen und Kissel wissen.«
    »Ich mag ihn«, stellte Lehr fest. »Nicht viele wagen, Mutter die Stirn zu bieten.«
    »Ich mag ihn auch«, erwiderte Phoran. »Ich werde mit ihm reden, bevor ich entscheide, was geschehen soll. Danke.«
    Es war inzwischen dunkel geworden. Phoran drehte sich um, um in die Bibliothek zurückzukehren, aber das Memento stand ihm im Weg.
    »Ah«, sagte er. »Mir war nicht klar, dass es schon so spät ist.«
    Lehr betrachtete das Memento, aber er war nicht zusammengezuckt oder hatte aufgeschrien oder dergleichen. Phoran erinnerte sich an die ersten Male, als das Memento zu ihm gekommen war, und wünschte sich, er hätte damals auch nur halb so ruhig bleiben können. Gura winselte, wich aber nicht zurück.
    Phoran rollte den linken Ärmel hoch; sein rechter Arm hatte schon den ganzen Tag wehgetan, und das war sein Schwertarm. Er erinnerte sich nicht, dass die Schmerzen vorher
so lange angehalten hatten, nachdem das Memento sich genährt hatte, aber vielleicht war es ihm auch einfach entfallen.
    Diesmal fühlte es sich sogar noch schlimmer an, als der kalte Mund sich auf die Wunde drückte, die das Memento an seinem Arm verursacht hatte. Die Kälte war durchdringender und intensiver als am Abend zuvor. Phoran hätte sich bestimmt erinnert, wenn es letzte Nacht so schlimm gewesen wäre.
    Dann saß er plötzlich am Boden, halb gegen Lehr gelehnt.
    »Weil ich dein Blut nahm«, sagte das Memento mit einer Stimme so trocken wie totes Laub, »schulde ich dir eine Antwort. Wähle deine Frage.«
    »Phoran?« Das war Lehrs Stimme, so leise, als befänden sie sich auf der Jagd in der Nähe von Wild. »Schaut Euch diese beiden Häuser auf der anderen Seite des Platzes an. Seht Ihr sie?«
    Phoran war schwindlig, und sein Körper schien nur träge zu reagieren, aber er schaute zu den Häusern, auf die Lehr zeigte. Vage nahm er auch wahr, dass Gura neben Lehr stand und knurrte.
    »Gestern warnte Hinnum uns, nicht in der Nacht in der Stadt zu bleiben«, sagte Lehr. »Ich hatte es vergessen - und ich wette, Mutter und Papa ging es ebenso. Hinnum sagte, die Straßen gehörten den Toten.«
    Das Wesen sah beinahe aus wie ein Mensch, dachte Phoran. Es hatte die richtige Größe und Gestalt, aber ein urtümlicher Instinkt sagte dem jungen Kaiser, dass, was immer ihn und Lehr aus zwanzig Schritten Entfernung von der anderen Seite der Kopfsteinstraße aus beobachtete, sehr lange kein Mensch mehr gewesen war.
    »Wie überleben wir das?«, fragte Phoran mit einem

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